08.09.2010, 09:26 Uhr
Swisscom will sich Fastweb komplett schnappen
Trotz dem Mehrwertsteuerverfahren bei Fastweb will Swisscom alle noch ausstehenden Aktien der italienischen Tochter übernehmen. Der Kaufpreis liegt insgesamt bei 256 Millionen Euro.
Derzeit hält der Schweizer Telekom-Platzhirsch über seine Tochtergesellschaft Swisscom Italia 82,082 Prozent der Fastweb-Aktien. Dieser Deal ging im Mai 2007 über die Bühne und kostete Swisscom damals rund sieben Milliarden Franken. Jetzt will der helvetische Telekom-Riese noch alle restlichen Minderheitsanteile an Fastweb erwerben und den italienischen Internet-Spezialisten von der Mailänder Börse nehmen. Mit der vollständigen Übernahme gewinnt Swisscom vor dem Hintergrund einer dynamischen Marktentwicklung in Italien an strategischer und operativer Flexibilität, wie es in der Medienmitteilung heisst.
Für die restlichen Fastweb-Anteile bieten die Schweizer 18 Euro pro Aktie in bar. Verglichen mit dem offiziellen Aktienkurs vom gestrigen Dienstag entspricht dies einem Aufschlag von 4,63 Euro respektive 34,6 Prozent, so Swisscom. Für die komplette Akquisition rechnet der eidgenössische Telekom-Gigant mit Kosten von 256 Millionen Euro (umgerechnet rund 330 Millionen Franken). Den Kaufpreis werde man aus eigenen Mitteln oder über bestehende Kreditlinien finanzieren. Ungeachtet der Transaktion werde Swisscom in der Lage sein, im Jahr 2011 eine Dividende auszuzahlen, die mindestens dem Vorjahreswert entspreche, heisst es. Ausserdem behalte man zudem «die nötigen finanziellen Reserven für allfällige weitere Transaktionen.»
Trotz dem Übernahmenangebot soll Fastweb laut Swisscom ein italienisches Unternehmen mit eigenständiger Identität bleiben. Der Schweizer Konzern will seinen Angebotsprospekt in Kürze bei der italienischen Börsenaufsicht Consob einreichen. Die Angebotsperiode startet, sobald Swisscom grünes Licht von der Consob erhält, so der helvetische Telekom-Platzhirsch.
Zuletzt konnte Fastweb - ungeachtet der Turbulenzen rund um Unternehmensgründer Silvio Scaglia - seinen Nettoumsatz in lokaler Währung um 1,7 Prozent auf 935 Millionen Euro erhöhen. Dennoch hat die italienische Tochter im ersten Halbjahr 2010 den Swisscom-Gewinn nach unten gedrückt. Verantwortlich dafür ist vor allem eine Rückstellung in Höhe von 70 Millionen Euro (102 Millionen Franken) für das Mehrwertsteuerverfahren bei Fastweb.
Harald Schodl