Kommentar 04.06.2010, 10:46 Uhr

Sunrise muss sich aufsplitten

Orange und Sunrise legen ihre Fusion ad acta. Wenn die Unternehmen wie bisher weiterarbeiten, profitiert ausschliesslich Swisscom.
Computerworld-Redaktor Reto Vogt
Entgegen aller Beteuerungen, den Firmenzusammenschluss trotz des negativen Weko-Entscheids anzustreben, begraben Orange und Sunrise völlig überraschend den Plan. Beide Unternehmen lassen in den gestern versandten Mitteilungen jedoch eine plausible Begründung vermissen: «Nach Prüfung aller Optionen sind wir zum Schluss gekommen, die Fusions-Vereinbarung aufzulösen», heisst es lediglich. Orange will sich auf eine bessere Kundenbetreuung konzentrieren, Sunrise durch attraktive Produkte auffallen.
Dadurch wachsen die Unternehmen hingegen nicht. Vor dem Weko-Entscheid bekräftigten sowohl Orange als auch Sunrise, wie wichtig der Zusammenschluss für die Firmen sei, um sich ernsthaft mit Swisscom zu messen. Investitionen in neue Technologien wie LTE könnten so besser gestemmt werden, hiess es damals. Dass dies nur sechs Wochen nach dem Weko-Entscheid doch wieder möglich sein soll, wirkt unglaubwürdig.

TDC hievt Sunrise auf den Präsentierteller

Dennoch bekräftigt Orange-Mutter France Télécom, die Geschäfte in der Schweiz fortzuführen. Bei Sunrise klingt es zwischen den Zeilen anders: «Sunrise hat in der Vergangenheit starke Resultate erzielt und eine solide Position im Schweizer Telekommarkt inne - die Marktanteile wachsen», so Muttergesellschaft TDC. Zudem präsentiert das Unternehmen gleich nochmals den Umsatz und den EBITDA aus dem ersten Quartal 2010. TDC rührt kräftig die Werbetrommel für Sunrise.
Einer Komplettübernahme will die Weko aber scheinbar nicht zustimmen. Eine attratkive Option bleibt die Aufsplittung von Sunrise. Vor allem die Sparten Festnetztelefonie und Breitbandinternet sind dank den zahlreich entbündelten Ortszentralen attraktiv für Käufer. Sunrise kann in diesem Bereich preislich mit Swisscom mithalten. Bleibt das Mobilfunknetz. Interessant: Anfang Mai hatte ComCom-Chef Marc Furrer den Einstieg von Cablecom in den Mobilfunkmarkt gefordert. Mit einer Aufteilung - und einem Käufer - würde Swisscom also stärkere Konkurrenz im Breitbandmarkt erhalten und Cablecom könnte sich im Mobilfunkbereich positionieren. Zwei Fliegen mit einer Klatsche.



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