03.07.2007, 09:33 Uhr

Die IT ist beim Klimaschutz angekommen

Die globale Erwärmung sowie die prognostizierte Knappheit in der Energieversorgung sorgen für Aktivität zugunsten eines nachhaltigen, zukunftsorientierten Wirtschaftens. Auch in die IT-Branche kommt jetzt Bewegung.
Andreas Knöpfli ist Chef der hiesigen Dependance von Sun Microsystems.
Am 13. Juni 2007 haben sich die Branchenschwergewichte Sun Microsystems, Microsoft, Dell, HP, IBM, AMD sowie Google und Yahoo mit weiteren rund 20 Unternehmen zur Initiative «Climate -Savers Computing» zusammen geschlossen. Ebenfalls mit im Boot ist die amerikanische EPA (Environmental Protection Agency). Die Initiative ist Teil der CO2-Kampagne des WWF (World Wildlife Fund). Der zeigt sich erfreut darüber, dass nicht mehr nur eine einzelne Firma mitmacht.
Was vor zwei Jahren noch kaum diskutiert wurde, ist angesichts offenkundiger ökologischer Tatsachen nun ein Grund zum Handeln: Der Welt geht langsam aber sicher der Strom aus, und die Befriedigung künftiger Bedürfnisse nach Kommunikation, Vernetzung und Rechenleistung kann nicht mehr unlimitiert garantiert werden. Auch in der Schweiz droht ein Versorgungsengpass. Die Prognosen des BFE (Bundesamtes für Energie) sehen Energieprobleme ab 2012 auf die Wirtschaft zukommen. Ökonomie und Politik stehen unter Zugzwang.

Energiesparen schont Portemonnaie

«Green Computing» summiert unterschiedliche Stossrichtungen. Bei der Initiative «Climate Savers Computing» steht die Energieeffizienz im Zentrum. Sie setzt den Hebel bei den Geräten selbst an. Nach Schätzungen der Initiative vergeuden diese über die Hälfte der Energie, die sie verbrauchen. Da die ICT-Branche nach Analysen von Gartner zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses verursacht, will die Initiative den CO2-Ausstoss bis 2010 um 10 Prozent senken. Der Erfolg wird aber auch davon abhängen, ob das Nutzungsverhalten der Anwender verändert werden kann, also ob die Energiesparfunktionen der Geräte auch real eingesetzt werden. Geschieht das, sollen Energieeinsparungen von bis zu 60 Prozent realisiert werden können.
Ein weiterer Aspekt von Green Computing ist die Optimierung der Auslastung der Informatik-Infrastrukturen: ILM (Information Lifecycle Management), Virtualisierung, -Reduktion und Umorganisation von Data-Storage gewinnen an Bedeutung. Wie jedoch eine Studie von Forrester Research zeigt, haben die Mehrzahl der Unternehmen keine Vorgaben für Kauf oder Gebrauch «grüner» Technik. Zwar achtet erst ein Viertel der Einkäufer auf «grüne» Kriterien. Doch drängen sich inzwischen neben dem Kostenaspekt auch die Effizienz und Verantwortung für die Umwelt in den Vordergrund. Da energieeffiziente Geräte die Betriebskosten senken, gewinnen sie an Beachtung. Denn diese Kosten machen heute durchschnittlich 20 bis 25 Prozent der ICT-Budgets in den Firmen aus - Tendenz stark steigend. Dass die «grüne» IT aber noch nicht wirklich bei den Kunden angekommen ist, zeigte auch die diesjährige Cebit, die das Thema noch nicht in den Mittelpunkt stellte.

Hersteller in der Vorreiter-Position

Das wird sich allerdings rasch ändern. Denn IT-Industrie, Energieversorger und Regulierer sind dabei, ihre Kräfte zu bündeln. Dafür steht etwa das seit 2002 vorhandene Gütesiegel für energieeffiziente Geräte «Energy Star». Es wurde aufgefrischt im April in der EU in Kraft gesetzt. In den USA gilt -«Energy Star 4.0» seit dem 20. Juli. Zudem hat die EU Richtlinien zur Energieeffizienz erlassen und fordert bis 2015 eine Reduktion des Energieverbrauchs um neun Prozent.
Die USA sind aber bereits einen Schritt weiter als Europa. Denn dort kommen die Impulse von den IT-Herstellern selbst. Ende 2005 verpflichteten sich beispielsweise Sun, AMD, IBM und HP, das Thema Energiesparen im Rechenzentrum zum zentralen Bestreben zu machen. Sie gründeten die Initia-tive «The Green Grid», welche von der EPA unterstützt wird.
Da die Bedürfnisse der Menschen nach ICT-Anwendungen und -Diensten weiter wachsen, soll der Ausbau unter möglichst schonender Nutzung vorhandener Ressourcen geschehen. Immer mehr Unternehmen unterstellen sich deshalb als Ganzes einem Responsibility-Programm, das sich ökologisches Wirtschaften auf die Fahne geschrieben hat. So investiert allein Sun jährlich zwei Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung, wobei ihr «Eco Responsibility Program» eine wichtige Rolle spielt. Zudem hat sich Sun der EPA gegenüber verpflichtet, ihre Treibhausgas-Produktion bis 2012 um 20 Prozent zu senken.
Wie umfassend sich das ökologische Engagement heute präsentiert, zeigt auch das energieeffiziente Recycling. Im März wurde die weltweite Initiative «Step» (Solving the E-Waste Problem) der UN gestartet. Mit ihr wird der Entsorgung von den weltweit über 300 Millionen Computer, pro Jahr begegnet. Wie notwendig das ist, lässt sich an den immer kürzeren Produktezyklen und wachsenden Märkten ablesen, welche die Elektroschrottberge rasant wachsen lassen.
Beispiel Rechenzentrum

100000 Dollar gespart - dank neuesten Rechnern

Anreize zum Energiesparen gehen beim Vorreiter USA von der Energiewirtschaft aus. So lancierte Pacific Gas & Electric (PG&E) 2006 einen Wettbewerb, der Unternehmen einen Bonus von 750 bis 1000 Dollar pro Server bot, falls diese ihre Systeme durch energieeffiziente Geräte optimieren. Am Beispiel des Rechenzentrums von Sun Microsystems in Broomfield lässt sich das Resultat ablesen: 22 drei Jahre alte Server wurden durch neuste Geräte ersetzt, welche in einem einzigen Rack Platz fanden. Damit wurden bisher 617000 Kilowattstunden Energie eingespart. Das sind 40000 Dollar weniger für den Energieverbrauch der Geräte und weitere 60000 Dollar Kosteneinsparung für die Raumkühlung.
Andreas Knöpfli



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