12.09.2012, 03:22 Uhr
Exklusiv-Interview mit Intel CTO Justin Rattner
Im Exklusiv-Interview mit Computerworld spricht Intels CTO und Forschungsleiter, Justin Rattner, über die Weiterentwicklung der Ultrabooks und die Positionierung im Tablet- und Smartphone-Markt.
Einer Ihrer Mitarbeiter bezeichnete Sie am ersten Tag des IDF als Geek. Stimmen Sie dem zu oder wie würden Sie sich charakterisieren?
(lacht laut) Es wäre schwierig, die Forschungsabteilung zu leiten, ohne ein Geek zu sein. Schliesslich muss ich mit all den Technikern und Futuristen interagieren und bin durchaus mit technischen Themen beschäftigt und nicht nur mit Personellem und Finanzen. Zum Glück.
Das Credo von Intel lautet, dass der Konzern das Herz der Menschen berühren will. Wie ist das möglich, ohne als eigenständige Marke aufzutreten? Sie sind immer auf gute Partner angewiesen.
Gute Frage. Es geht weniger um die Marke Intel oder darum, dass die Leute wissen, dass Sie unsere Technik nutzen. Wir bieten auch einen Mehrwert, ohne beim Konsumenten wirklich bekannt zu sein. Wir sind über den indirekten Vertriebskanal schon immer gut gefahren.
Trotzdem hörte man am IDF zwischen den Zeilen heraus, dass Intel bei den Prozessoren künftig auf Codenamen verzichten will, um weniger Verwirrung nach Aussen zu stiften.
Wir sprechen schon jetzt von Next-Generation Core-Prozessoren und nur noch am Rande von Ivy Bridge oder Haswell. Codenamen sollen künftig vermieden werden und stattdessen die Markennamen im Vordergrund stehen. Aber Dadi Perlmutter (Leiter der Architecture Group) sprach an seiner Keynote auch wieder von Haswell. Also funktioniert das öffensichtlich noch nicht richtig (lacht).
Als Forschungsleiter müssen Sie in die Zukunft blicken. Ganz konkret: Was kommt in zehn, fünfzehn Jahren nach dem Ultrabook?
So weit möchte ich nicht vorausschauen. Aber es passieren trotzdem spannende Dinge. Speziell im Bereich Videokonsum muss eine Weiterentwicklung stattfinden, weil in diesem Bereich Netzwerke sehr ineffizient genutzt werden. Erkennen Endgeräte z.B. Informationen über sinkende Framerates, kann der Verkehr im Netzwerk optimiert werden.
Das Schlagwort der Zukunft heisst Mobilität. Auch Intel spricht praktisch nur noch vom Ultrabook. Ist damit der klassische PC-Markt tot oder gibt es noch Raum für Verbesserungen?
Nein, der PC-Markt ist noch sehr lebendig. Wir sehen allerdings das die einzelnen Gerätetypen zusammenwachsen. Der klassische PC wird den Weg in die Geräte-Ära gehen, die sich über die Schlagworte "Immer eingeschaltet" und "Immer verbunden" charakterisiert. Die Trennung von Vergnügen und Arbeit wird es in Zukunft nicht mehr geben.
Das erfordert lange Akkulaufzeiten. Erreicht Intel mit der vierten Prozessor-Generation Haswell bereits eine Woche Standby-Zeit oder dauert das noch länger?
Das gehört nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Es ist deshalb besser, wenn ich darüber nicht spekuliere.
Wie stark fokussieren sich denn Ihre Forschungen auf Energieverbrauch und Akkulaufzeiten? In diesem Bereich bestehen meiner Meinung nach die grössten Nachteile gegenüber Wettbewerbern wie ARM.
Unsere Forschung ist stark auf die Batterielaufzeit fokussiert. Ohne diese Arbeit wären die erwähnten Charakteristika "Immer eingeschaltet" und "Immer verbunden" nicht umsetzbar. Unsere Weiterentwicklungen im Bereich Energieeffizient machten ein Gerät wie ein Ultrabook erst möglich.
Dennoch leisten ARM-Prozessoren in diesem Bereich bessere Arbeit ab.
Unsere Medfield-Plattform für mobile Geräte ist sicher nicht die energieeffizienteste, aber auch nicht die stromhungrigste auf dem Markt. Sie liegt genau in der Mitte. Sie hat nicht - aber sie sollte - die Kritiker verstummen lassen. Weitere Verbesserungen im Bereich Stromverbrauch kann ich für die nächste Generation Merrifield (geplant für 2013, d. Red.) in Aussicht stellen. Wir klettern die Lernkurve ganz schnell hoch.