06.10.2005, 19:25 Uhr

Eine ethische Herausforderung

Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft trafen sich in Rüschlikon, um über das Thema Pervasive Computing zu disktuieren.
Krishna Nathan, Leiter des IBM-Forschungslabors Rüschlikon, glaubt, dass Datenschutzmassnahmen das Vertrauen in die Technik stärken.
Dass Computerchips immer mehr schrumpfen und unaufhaltsam den Alltag durchdringen ist eine Tatsache. Heiss diskutiert werden aber noch die möglichen Auswirkungen der allumfassenden, sich selbst organisierenden Vernetzung von intelligenten Objekten und Systemen. Dieser Tage trafen sich Wissenschaftler und Vertreter aus der Wirtschaft im Swiss Re Center for Global Dialogue in Rüschlikon um das Thema aufzugreifen. Als Basis der Veranstaltung dienten Ergebnisse einer Expertenzusammenarbeit zwischen dem Rückversicherer Swiss Re, dem IBM-Forschungslabor und dem Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung Schweiz (TA-Swiss).
Wie Pervasive Computing die Zukunft der Versicherer verändern könnte, darüber spekulierte Andreas Schaft, Leiter Risk Engineering bei Swiss Re, in seinem Vortrag. Er warf die Frage auf, warum sich beispielsweise die Höhe der Autoversicherung nach dem Hubraum des Motors berechne und nicht - was logischer wäre - nach dem individuellen Fahrverhalten des Lenkers oder nach der Wetter- und Verkehrslage. Dabei liessen sich Fahrzeugsensoren mit einem Risikomanagementsystem der Versicherung koppeln und die Versicherungsnehmer könnten dann nach einem Pay-per-Risk-Modell zur Kasse gebeten werden. Dies könnte etwa bedeuten, dass das Fahren bei schlechten Wetterbedingungen teurer wäre als an sonnigen Tagen.
Dass die allumfassende Vernetzung aber ein hohes Mass an Unsicherheit und Unvorhersagbarkeit mit sich bringen wird, darauf wies Douglas Dykeman, Leiter der Abteilung Services und Software am IBM-Forschungszentrum Rüschlikon hin. Die einzelnen Systeme könnten so untereinander agieren, dass sich ein ganzer Kosmos verschiedenster Systeme bildet, der sich quasi selbst steuert und den niemand mehr so recht überblicken kann. Auch ein effektives Eingreifen wäre dann unter Umständen nicht mehr möglich, so Dykeman.
Vorhersehbar hingegen ist, dass diese Vernetzung Unmengen an -Daten erzeugen wird. Darum gelte es, Massnahmen in Sachen Datenschutz zu treffen, um auch das Vertrauen in die Technik zu stärken, meint Krishna Nathan, Direktor des IBM-Forschungslabors. TA-Swiss-Direktor Sergion Belluci doppelt nach: «Pervasive Computing ist nicht nur eine wirtschaftliche und technische Herausforderung, sondern auch eine ethische.»
Claudia Bardola



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