Analyse 12.11.2015, 13:17 Uhr

Ciscos Partnerschaft und die Folgen

Cisco Systems und Ericsson haben eine enge Zusammenarbeit beschlossen. Gemeinsam werden sie nicht nur die Netzwerk-Zukunft gestalten, sondern verprellen zumindest auch einen Mitbewerber.
Der US-Networking-Riese Cisco Systems und der schwedische Telekom-Ausrüstungsgigant Ericsson wollen gemeinsam die Netze der Zukunft bauen. Zu diesem Zweck haben sie eine wahre Mammut-Partnerschaft vereinbart. Gemeinsam steht somit ein Forschungs- und Entwicklungsbudget von 11 Milliarden Dollar zur Verfügung. 56'000 Patente sollen gegenseitig lizenziert, die Produkte des jeweils andern verkauft werden. Beide wollen 2016 je eine Milliarde Dollar umsetzen. Klar ist: Die Partnerschaft ist eine Antwort auf die zunehmende Konsolidierungstendenz in der Branche. So steht der Merger von Nokia mit Alcatel-Lucent vor der Tür. Es ist wohl kein Zufall, dass die Verhandlungen zwischen Ericsson und Cisco vor 13 Monaten begannen, also just zu dem Zeitpunkt, als beide wohl von den Fusionsabsichten der beiden Konkurrenten Wind bekommen haben müssen.

Keine Heirat

Dass Ericsson und Cisco im Gegensatz zur Konkurrenz nicht gleich vor den Unternehmer-Traualtar treten, dürfte eher ein Vorteil sein. Sie können ihrer Kundschaft recht bald die Früchte ihrer Partnerschaft in Form von neuen Produkten und geschickt geschnürten Paketen präsentieren, ohne sich - wie bei einem Merger üblich - zunächst hauptsächlich mit sich selbst zu beschäftigen, was obendrein für die Kundschaft jeweils mit einer Reihe von Unsicherheiten verbunden ist. «Für Ericsson ist das die beste Option, der beste Weg, um die Effizienz zu maximieren», meint denn auch Hans Vestberg, Präsident und CEO von Ericsson, und ergänzt: «Eine Partnerschaft ist die einzige Art und Weise, effizient zu sein». Auch für Cisco-CEO Chuck Robbins ist die Übereinkunft für jetzt die beste Option. «Sie erlaubt es uns, jetzt zu agieren und sofort Lösungen zu präsentieren», ist er überzeugt. Nächste Seite: der weinende Dritte Partnerschaften bergen aber auch Gefahren. Eine ist, dass sie von kurzer Dauer sein können, wenn sich der Fokus des einen oder anderen verschiebt. Typisches Beispiel aus Cisco-Sicht ist da die Partnerschaft mit HP, die in die Brüche ging, als Cisco sich anschickte, selbst ins Server-Geschäft einzusteigen. Und auch Ericsson und Cisco haben es schon miteinander versucht: 1996 etwa wollten die beiden in Sachen drahtlose Internet-Dienste zusammenspannen. Die Kooperation verlief im Sand, Cisco wendete sich in der Folge Motorola zu. 2004 gabs dann einen weiteren Anlauf mit einer Partnerschaft, bei der beschlossen wurde, gemeinsam IP-Geräte an Telekomfirmen zu vermarkten.

Juniper als Verlierer

Ob der Partnerschaft zwischen Ericsson und Cisco etwas dumm aus der Wäsche schauen, dürfte derweil Juniper (auch wenn das dort offiziell niemand zugibt). Der Netzwerkhersteller und bittere Cisco-Herausforderer arbeitet nämlich seit gut 20 Jahren mit Ericsson zusammen. Die Schweden gaben der noch jungen Juniper damals eine Anschubfinanzierung, und seit 2000 entwickeln die beiden Firmen gemeinsam Produkte. Viele Beobachter gingen eigentlich davon aus, dass Ericsson und Juniper noch enger zusammenrücken würden, oder dass der eine Partner den anderen sogar übernehmen könnte. Doch nun kommt alles anders, was an der Wall Street nicht goutiert worden ist. Das Juniper-Papier brach am Tag der Bekanntgabe der Partnerschaft um 8 Prozent ein. Tatsächlich muss man sich fragen, ob für Juniper noch ein Partner frei ist, sei es für eine lose Allianz oder für eine Fusion. In China gäbe es noch Huawei oder ZTE. Doch verhindern wohl Security-Bendenken des US-Herstellers eine zu enge Bande mit diesen.



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