28.01.2016, 14:44 Uhr

Breitband im Weltall

Die ESA plant eine Datenautobahn im Orbit. Mit Laserstrahlen sollen Informationen ausgetauscht werden. Nun wird eine erste Relaisstation ins All geschossen.
Europa baut eine Datenautobahn im Weltall. Ein etwa 50 Kilogramm schweres Gerät soll künftig in rund 36'000 Kilometern Höhe als Übermittler dienen, um mit Lasertechnik Daten von Satelliten abzuholen und zur Erde zu übertragen. Die erste Relaisstation soll am Freitagabend um 23 Uhr 20 Schweizer Zeit an Bord einer Proton-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben. Das Projekt der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Partnerschaft mit Airbus will einen Engpass bei der Übermittlung von Daten aus dem All auflösen.
Viele Beobachtungssatelliten wie beispielsweise die «Sentinel» des EU-Programms Copernicus kreisen in einer niedrigen Umlaufbahn um die Erde. Dadurch seien sie aber im Durchschnitt nur 10 von 90 Minuten in Reichweite ihrer Bodenstation, erläuterte ESA-Projektmanager Michael Witting. Und weiter: «Wir können Daten nur in diesem Zeitraum übermitteln, was die Datenmenge empfindlich einschränkt und auch eine Verzögerung schafft.»

Relaisstation als Übermittler

Von einem Satelliten im geostationären Orbit aus sind solche tieffliegenden Beobachter deutlich länger in Sichtweite - mindestens die Hälfte der Zeit. Die Relaisstation bleibt derweil immer über dem gleichen Punkt der Erdoberfläche und kann somit ständig Kontakt zur Bodenstation halten. Ziel des Europäischen Datenrelaissystems (EDRS) ist eine Übertragung zum Nutzer innert einer Viertelstunde. Nächste Seite: Weitere Stationen geplant Für militärische Nutzer wirbt Airbus-Manager Evert Dudok dank der Lasertechnik mit Pluspunkten bei der Sicherheit. Dudok ist bei der Rüstungs- und Raumfahrtsparte des europäischen Konzerns für Kommunikations-, Überwachungs- und Sicherheitssysteme zuständig. Als Einsatzmöglichkeiten nennt er unter anderem Flutkatastrophen, die Beobachtung von Flüchtlingsströmen oder Umweltdelikten auf hoher See. «Da ist Geschwindigkeit wichtig», betont Dudok.
Zentrale Herausforderung war es, den Laserstrahl zwischen Beobachtungssatellit auf 800 Kilometern Höhe und der Relaisstation auf 36'000 Kilometern Höhe abzustimmen. Das Projekt hat ein Budget von etwa 550 Millionen Franken, rund 155 Millionen steuert Airbus bei.

Weitere Stationen geplant

Die erste Relaisstation EDRS-A fliegt huckepack an Bord des Fernsehsatelliten Eutelsat-9B ins All. Die zweite Station bekommt einen eigenen Satelliten und soll 2017 starten. In der Diskussion sind laut Dudok eine oder zwei weitere Stationen, um eine globale Abdeckung sicherzustellen, damit Beobachter rund um die Uhr Daten übermitteln können. Erste Dienste sollen in diesem Sommer angeboten werden, zunächst für zwei Copernicus-Satelliten. Zudem sollen bald neue Laserterminals getestet werden, mit denen auch Daten von Aufklärungsflugzeugen oder Drohnen über die Relais übertragen werden können. «Wenn dieses Produkt funktioniert, wird das Anwendungsspektrum sehr schnell sehr viel grösser», hofft Dudok. Er meint: «Wir setzen mit EDRS auch einen globalen Standard, der sehr reizvoll ist.»



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