01.04.2014, 09:52 Uhr

Wie Schweizer CIOs IT-Kosten sparen

Wenn schon Kosten gespart werden müssen, dann aber an der richtigen Stelle. CIOs in Schweizer Unternehmen setzen den Sparhebel sinnvollerweise bei den Betriebskosten an. Fünf Beispiele zeigen, wie.
CIOs in Schweizer Unternehmen setzen den Sparhebel sinnvollerweise bei den Betriebskosten an
Die Informatik in Schweizer Anwenderunternehmen muss den Gürtel enger schnallen, das bestätigen zwei aktuelle Studien. Im laufenden Jahr haben die CIOs weniger Budget für Infrastrukturbetrieb und Projekte zur Verfügung. In der Investi­tionsumfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) unter 413 IT-Führungskräften – davon 37 Schweizern – ist von einem Minus von 0,9 Prozent die Rede. Zum Vergleich: In der gesamten DACH-Region sollen die IT-Budgets leicht um 1,7 Prozent steigen. Ein ähnliches Bild zeichnet die Studie von Capgemini. Das Beratungsunternehmen befragte 141 IT-Verantwortliche aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Demnach müssen die IT-Leiter in der Schweiz mit weniger Geld kalkulieren.
Den deutschen CIOs wird dagegen mehr IT-Budget bewilligt, während sich die österreichischen IT-Mittel auf hohem Niveau stabilisieren.

Sparen, aber wo?

Doch wo genau setzen die Schweizer IT-Chefs den Sparhebel an? Geht es nach den An­wenderunternehmen, dann stehen Lösungen für einen preisgünstigeren Betrieb zuoberst auf der Top 10 der Kostensparmassnahmen, IT-Projekte dagegen erst auf Platz 5 – ein ermutigendes Signal. Innovation wird weitergetrieben, an der Infrastruktur wird gespart. Das zeigt die aktuelle Swiss-IT-Studie von Computerworld und IDC (siehe Box am Artikelende). Die am häufigsten gedrehten Kostenschrauben sind im Detail: Konsolidierung und Standardisierung der IT-Landschaft (73%), Virtualisierung (69%), Prozessautomatisierung (44%), Reduzieren der Zahl der IT-Lieferanten (29%) sowie das Auslagern von Informatik an externe Dienstleister (29%). Dazu fünf Fallbeispiele aus Schweizer Anwenderfirmen.

Investition spart Millionen

Auf den ersten Blick kostet das Sparen den Spezialchemiehersteller Sika erst einmal Geld: Der Konzern bringt seine Mailplattform in die Cloud, führt IBM Connections ein und konsolidiert Domino-Server. Das spart auf der anderen Seite aber Kosten: «Wir haben das Projekt mit jährlichen Einsparungen von 1,5 Millionen Franken gerechnet», erklärt Edwin Meier, Head of Application Services bei Sika Informationssysteme. «Heute sind weltweit rund 100 Domino-Server in Betrieb. Davon werden wir die meisten abschalten können», ergänzt er. Einer der Haupttreiber für die neue Lösung «Geco» (Global Enterprise Collaboration) waren die Angestellten von Sika selbst. Da sie im früheren Intranet nur Leserechte hatten, halfen sie sich selbst. Eine typische «Schatten-IT» entstand: Die Mitarbeiter nutzten öffentliche Plattformen für den Informationsaustausch. Als dem Mana­gement das Ausmass der «Schatten-IT» auf­gezeigt und eine kostensparende Alternative präsentiert wurde, bekam die IT grünes Licht. «Es war eine Revolution von unten, basierend auf einem realen Business Case», sagt Meier. Das Projekt startete Sika mit einer Evaluation der Collaboration-Lösungen inklusive Social Software. In der Auswahl waren Google, IBM und Microsoft. Neben dem grossen Funktionsumfang habe für IBM auch die Forderung nach einer einheitlichen Infrastruktur gesprochen, erklärt Christian Frey, Head of Market & Competitive Intelligence bei Sika. Für Groupware setzt Sika seit Jahren auf Notes und Domino. Die Messaging-Anwendungen wurden teils in die IBM-Cloud ausgelagert. Nur einen kleinen Teil, etwa die Applikationsserver mit sensiblen Daten, betreibt Sika noch selbst. Wenn bis Ende Jahr der Grossteil der 12000 IT-User migriert sind, beginnt das Abschalten der Domino-Server. Lesen Sie auf der nächsten Seite: virtualisierte Amtsstube

Virtualisierte Amtsstube

Der Kanton Jura hat Ende 2013 rund 345000 Franken in Virtualisierungstechnologie investiert und damit die teuren Altsysteme abgelöst. Die Gelder wurden für die Neugestaltung der rund 2000 kantonalen PC-Arbeitsplätze auf der Basis von VDI (Virtual Desktop Infrastructure) eingesetzt. Dabei fiel die Wahl auf das VCE-Infrastrukturpaket von Cisco, EMC und VMware sowie LANexpert als lokalen Ansprechpartner. Matthieu Lachat, CIO von Republik und Kanton Jura, begründet diese Wahl so: «VCE mit seinem Einzelkomponenten-Ansatz für das VDI-Projekt verbindet Investitionsrendite, Redundanz und Robustheit.» Die VCE-Lösung arbeitet nun im Rechenzentrum der jurassischen Kantonsinformatik. Dabei ist die Integration der Komponenten von Herstellerseite validiert und mit einem zentralen Managementsystem gekoppelt. Das erspart Aufwendungen für Integrationstests.

IT füllt die Verkaufsflächen

Automatisch und nahezu in Echtzeit sind die über 1000 Verkaufsstellen von Coop heute über das Inventar, Bestellungen und Lieferungen informiert. So lassen sich Kosten und Zeit einsparen. Diese Prozessautomatisierung wird mithilfe des neuen Warenwirtschaftssystems Ergo erreicht. Die Software läuft auf mobilen Datenerfassungsgeräten (MDE) und kennt jeden einzelnen der durchschnittlich 30000 Artikel pro Filiale. So kann jede Coop-Verkaufsstelle ihre Bestände optimieren: Ergo erfasst Kassentransaktionen, Wareneingänge und auch Vorgänge wie das Verschieben von Lebensmitteln aus dem Supermarkt ins Restaurant oder allfällige Eigenbedarfsentnahmen. Der Warenbestand wird dann durch Integration von Ergo in die Middleware CISP des deutschen Entwicklungspartners CAS mit dem SAP-System von Coop abge­­gli­chen. «Ein signifikant reduzierter Betriebsaufwand und eine ergonomische, schnelle Lösung für die Mit­arbeiter waren für uns zentrale Anforde­rungen», sagt Alber­to Kratter, Leiter Prozesse Warenwirtschaft Verkauf bei Coop. Eine Umfrage unter den Filialangestellten zeigt, dass diese Ziele erreicht wurden: Die Nutzer beurteilen die Geschwindigkeit und Handhabung von Ergo als «gut» bis «sehr gut». Entwickelt wurde die Software gemeinsam von der Coop Informatik und der Zürcher Software-Firma Ergon.

Ein Einziges statt 75 Intranets

Das Universitätsspital Zürich hat seit Anfang Jahr nur noch einen Lieferanten für sein Intranet. Für alle 42 Kliniken und Institute gibt es neu ein einheitliches und zentrales Informations- und Kommunikationsportal. Dieses ersetzt die bisher aufwendig betriebenen 75 Einzellösungen. Das spart Ressourcen und Kosten. Damit die verschiedenen Berufsgruppen nichts vermissen, wurden in der neuen Lösung über 200 unterschiedliche Profile hinterlegt. Auch kann jeder der rund 8000 Mitarbeiter die Intranet-Einstiegsseite selbst personalisieren und erhält je nach Tätigkeit automatisch bereit­gestellte Informationen sowie Support-Leistungen. Technische Grundlage ist Microsoft SharePoint, erweitert mit MatchPoint, das von der Zürcher Elca Informatik gemeinsam mit dem Partner Dachcom Digital für die Anforderungen des Universitätsspitals adaptiert wurden. «Das Intranet beim Universitätsspital war für Elca eines der grösseren SharePoint-Projekte am Standort Zürich», erklärt Toni La Rosa, Mitglied der Geschäftsleitung von Elca. Lesen Sie auf der nächsten Seite: IT für globale Expansion

IT für globale Expansion

Straffere Prozesse und tiefere Kosten verspricht sich der Fluggesellschaftsdienstleister SR Technics von einem neuen Outsourcing-Vertrag mit IBM. Einen mit HP seit fünf Jahren laufenden Kontrakt hatte SR Technics im vergangenen Jahr auslaufen lassen. Nun soll Big Blue die IT-Services für den globalen Geschäftsbetrieb erbringen. Die Wahl des neuen Providers begründet das Unternehmen mit grösserer Flexibilität, der grösseren Bandbreite an Service Levels sowie der weltweiten Präsenz von IBM. «Für unsere weltweiten Expansionspläne brauchen wir volle Skalierbarkeit, wie sie die Lösung von IBM bietet», sagt Angelo Quabba, Chief Financial Officer bei SR Technics. Unter anderem will das Unternehmen einen Fokus auf den schnell wachsenden Luftfahrtmarkt in der Region Asien-Pazifik legen. Dort soll die lokale Expertise von IBM in Kombination mit der Erfahrung in weltweiter Lieferfähigkeit helfen. Der Schwerpunkt liegt indes auf der Unterstützung hierzulande: Die Rechenzentrums-, Netzwerk- und SAP-Basisdienste bezieht der Klotener Kunde aus dem IBM-Datacenter in Winterthur, die Operation-Services aus europäischen IBM-Präsenzen.
Swiss IT 2014
In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen IDC hat Computerworld zum 6. Mal in Folge Schweizer IT-Entscheider zu ihren aktuellen Heraus­-
forderungen und Investitionsplänen befragt. Rund 1000 Schweizer Anwenderunternehmen haben unseren umfang­reichen Fragebogen ausgefüllt. Die Ergebnisse werden dem Fachpublikum an der Swiss IT Conference am 10. April 2014 im «The Dolder Grand» in Zürich präsentiert. Die Computerworld-Spezialausgabe «Swiss IT 2014» erscheint zeitgleich mit der Konferenz und analysiert die wichtigsten Trends aus der Studie. Die ausführlichen Ergebnisse finden Sie neben anderen Analysen zum  Schweizer IT-Markt auf:  www.idg-analytics.ch


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