E-Commerce
03.02.2014, 16:25 Uhr
Payment-Trends 2014
Welchen Herausforderungen müssen sich die E-Commerce in diesem Jahr stellen? Mirko Hüllemann von der Heidelberger Payment GmbH zeigt 5 wichtige Trends auf.
Der Onlinehandel wächst und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Faktoren dafür sind neue Rahmenbedingungen, wie etwa die Umstellung auf den gemeinsamen europäischen Zahlungsraum SEPA, neue gesetzliche Regelungen, Änderungen im Kaufverhalten der Konsumenten und auch neue Geschäftsmodelle. Diese Veränderungen stellen E-Commerce-Betreiber vor komplexe Herausforderungen, eröffnen aber zugleich die Chance auf Umsatzsteigerungen.
1. Trend: Internationalisierung
Der E-Commerce hat sich neben dem stationären Handel in den vergangenen Jahren als Verkaufskanal etabliert. Für viele Unternehmen – ganz gleich ob Global Player, Mittelständler oder Start-up – ist es inzwischen selbstverständlich, Produkte und Dienstleistungen im Internet anzubieten. Das britische Beratungshaus Mintel geht davon aus, dass sich die Umsätze im europäischen Onlinehandel bis 2018 auf 323 Milliarden Euro verdoppeln werden. Grosse Wachstumspotenziale sieht Mintel in Spanien, Portugal und den Niederlanden. Nicht zu unterschätzen ist auch der polnische beziehungsweise der gesamte osteuropäische Markt. Vor diesem Hintergrund sollten Onlinehändler, deren Webshops bislang auf den nationalen Markt beschränkt waren, ernsthaft in Betracht ziehen, ihre Präsenz 2014 auf das europäische Ausland zu erweitern. Einen Onlineshop nur in verschiedenen Sprachversionen zu offerieren, ist für eine Internationalisierung des Geschäfts aber noch nicht ausreichend. Ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Erfolgskriterium ist das Angebot landesspezifischer Zahlungsmittel. Aufgrund der Komplexität dieses Vorhabens empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem durch die zuständige nationale Finanzaufsichtsbehörde als «Payment Institute» zugelassenen Zahlungsinstitut. In Deutschland ist dies die BaFin. Ein solches Zahlungsinstitut kann sämtliche Zahlungsmethoden über eine einzige Schnittstelle an einen Webshop anbinden und europaweite Transaktionen über eigens eingerichtete Treuhandkonten sicher abwickeln. Wichtigstes Zahlungsmittel im E-Commerce ist und bleibt die Kreditkarte. Daneben gibt es in jedem europäischen Land gewisse Vorlieben für eine bestimmte Bezahlart. Während beispielsweise Schecks in Deutschland kaum noch Verbreitung finden, lösen immer noch rund zwölf Prozent der Franzosen Schecks ein. Und in Italien ist es gang und gäbe, dass Endkunden die Rechnung für Waren, die sie online bestellt haben, am Postschalter mittels Bareinzahlung begleichen. Die Schweiz wiederum bietet mit PostFinance E-Finance ein etabliertes nationales Verfahren an. Darum sollten ins europäische Ausland expandierende Onlinehändler neben der Kreditkarte weitere landesspezifische Zahlungsverfahren im Portfolio haben: MAESTRO in Grossbritannien, EPS in Österreich, IDEAL in den Niederlanden, Dankort in Dänemark, Carte Bleue in Frankreich, Carta postepay in Italien, 4B in Spanien, PostFinance E-Finance in der Schweiz etc. Aber: Ausländischen Kunden ein bestimmtes Zahlungsmittel anzubieten, lohnt sich nur dann, wenn Onlinehändler in dem entsprechenden Land relevante Umsätze erzielen. Ausserdem ist zu beachten, dass die Kosten für die unterschiedlichen Bezahlarten mitunter stark variieren können. Denn die Höhe der Kosten ist abhängig von der jeweiligen Branche, dem Umsatz des Händlers, seinem Firmensitz und der durchschnittlichen Höhe von Einzeltransaktionen. Auf der nächsten Seite: Abo-Commerce und Marktplätze.
2. Trend: Abo-Commerce
Abonnements sind in den Köpfen vieler Verbraucher negativ attribuiert, man denke nur an sogenannte Abofallen. Doch trotz aller Bedenken erfreuen sich Abos insbesondere in den Bereichen Kosmetik, Kleidung und Lebensmittel zunehmender Beliebtheit. Die effiziente Verwaltung von Abonnements stellt viele Onlinehändler allerdings vor komplexe Herausforderungen – angefangen bei den Zahlungsmitteln bis hin zur Steuerung eines Abos. Im Idealfall kommt bereits ein Shopsystem mit integriertem Payment-Modul zum Einsatz, sodass sich Abos unkompliziert und vor allem flexibel verwalten lassen, etwa durch den Händler selbst oder durch den PSP. Das Payment-Modul muss es ermöglichen, die im Onlineshop erfassten Kartendaten im Backend zu hinterlegen und zwecks Datenschutz eine Ersatznummer an das Shopsystem zu übermitteln. Für ein möglichst unkompliziertes Management der Abos ist es zudem erforderlich, den regelmässigen Zahlungseingang automatisiert anstossen und etwaige Fehlbuchungen einfach bearbeiten zu können. Wichtig ist auch die Auswahl der Zahlungsmittel: nur Transaktionen per Kreditkarte, Lastschrift oder PayPal – sofern der Händler für die Abwicklung von Abonnements freigeschaltet ist – sind abofähig.
3. Trend: Marktplätze
Für viele kleinere Händler ist der Betrieb eines eigenen Webshops nicht rentabel. In diesen Fällen können Vermittlungsplattformen, sogenannte Marktplätze, eine interessante Möglichkeit sein. Bislang bewegten sich die Betreiber solcher Plattformen in juristischem Graubereich, wenn sie in ihrer Vermittlerfunktion Kundengelder entgegennahmen, auf ein Konto legten und von dort an den Dienstleister überwiesen. Inzwischen haben viele Finanzaufsichtsbehörden der EU klare Richtlinien verabschiedet, wie das Transaktionsmanagement von Marktplätzen zu gestalten ist. Zwischen den einzelnen nationalen Regelungen gibt es teilweise grosse Unterschiede, daher muss einzelnen geprüft werden, wie die Rechtslage in den jeweiligen Ländern ist. Einige wenige Payment-Anbieter haben bereits reagiert und bieten spezialisierte Lösungen für die korrekte Abwicklung an. Auf der nächsten Seite: Omni-Channel und Mobile Payment.
4. Trend: Omni-Channel
Die kontinuierliche Entwicklung des Handels in Richtung Omni-Channel wird auch 2014 weiter anhalten. Immer mehr Konsumenten möchten verschiedene Informations- und Vertriebskanäle gleichzeitig und parallel nutzen, so als seien diese im Grunde gar nicht mehr getrennt. Dieser Anspruch bedingt den Wandel von Multi- zu Omni-Channel. Dem tragen einige PSP und Zahlungsinstitute Rechnung, indem sie Zahlungsmittel wie Kredit- oder Debitkarte, Lastschrift, Vorkasse, Überweisung, Wallet Transfer und Payment-App miteinander verknüpfen. Viele Zahlungsdienstleister haben auch die technischen Möglichkeiten geschaffen, um Transaktionen über die Telefonrechnung abzuwickeln, um Lösungen für den Point-of-Sale anzubieten und um Abonnements korrekt abzurechnen. Diese Entwicklung führt letzten Endes zur endgültigen Verschmelzung von E-Commerce sowie klassischem Handel und zwingt nicht nur den Onlinehandel, sondern auch stationäre Einzelhändler und Filialisten aus unterschiedlichsten Branchen zu Veränderungen. Denn: Kunden informieren sich etwa in webbasierten Produktdatenbanken zuerst über die Spezifikationen eines Autos und nutzen dann E-Commerce- und M-Commerce-Angebote für einen Preisvergleich, bevor sie im stationären Handel eine Probefahrt machen. Ähnlich wie im Abo-Commerce und im internationalen Handel müssen sich die neuen Möglichkeiten zahlungstechnisch adäquat abbilden und abwickeln lassen, etwa indem Zahlungen am Point-of-Sale und im Onlineshop mithilfe derselben Payment-Software erfasst, durchgeführt und überwacht werden.
5. Trend: Mobile Payment
Nach Aussage eines international tätigen Marktforschungsunternehmens gibt es in derzeit etwa 10 Millionen Mobilfunkanschlüsse in der Schweiz, Tendenz steigend. Über das Mobilgerät zu bezahlen, ist da naheliegend. Wenngleich sich Mobile Payment noch nicht durchgesetzt hat, wird sich die Technologie 2014 in rasantem Tempo weiterentwickeln. Es ist davon auszugehen, dass viele Start-ups entsprechende Apps auf den Markt bringen werden. Auch einige etablierte Payment Service Provider haben bereits Lösungen für das Mobile Payment entwickelt, die es innovativen Händlern ermöglichen, ihr Smartphone als mobiles Payment-Terminal zu nutzen. Anstatt teure Mobilterminals anzuschaffen, können die Händler ihre Kunden dann über deren Mobilgerät sicher und schnell bezahlen lassen. Wichtig ist dabei die Sicherheit der Käuferdaten: Auch mobil getätigte Transaktionen müssen dem weltweiten PCI DSS-Datensicherheitsstandard genügen. Neben diesen fünf Trends gibt es zwei weitere wichtige Neuerungen, die 2014 auf Onlinehändler zukommen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Trends, sondern um gesetzliche Änderungen. Auf der nächsten Seite: Stärkere Regulierung und SEPA
Stärkere Regulierung
Mit der bevorstehenden SEPA-Umstellung und dem im Sommer 2013 vorgestellten zweiten Entwurf zur europäischen Gesetzesnovelle «Payment Services Directive 2» (PSD II) sorgt die Europäische Union für eine weitere Strukturierung, Regulierung und Überwachung der Zahlungsdienstleistungen im europäischen Binnenmarkt – mit dem Ziel, grenzüberschreitende Transaktionen so einfach und sicher wie Zahlungen innerhalb eines Mitgliedsstaats abwickeln zu können. Vor diesem Hintergrund müssen PSP ihre Kunden immer besser kennen: Um konform mit dem Geldwäschegesetz (GwG) zu agieren, sind sie zukünftig dazu verpflichtet, von ihren deutschen Kunden ausschliesslich beglaubigte Kopien offizieller Dokumente anzuerkennen – für ausländische Klienten gilt diese Vorschrift übrigens schon heute.
SEPA
Die bevorstehende SEPA-Umstellung war das Trendthema 2013. Da die Verschiebung auf den 1. August 2014 beschlossen, aber noch nicht endgültig verabschiedet, ist, wird SEPA auch 2014 ein wichtiges Thema sein. Um von der Umstellung nicht kalt erwischt zu werden, gibt es eine Reihe von Massnahmen, die Onlinehändler heute schon ergreifen sollten: eine Gläubiger-ID beantragen sowie den Checkout-Vorgang und das Dateiformat anpassen. Die Gläubiger-Identifikationsnummer ist die Voraussetzung, um überhaupt am SEPA-Lastschriftverfahren teilnehmen zu können, und dient als verpflichtendes Merkmal zur kontounabhängigen und eindeutigen Kennzeichnung des Onlinehändlers. Für die zukünftige Abwicklung SEPA-konformer Lastschriften ist es zudem erforderlich, den Checkout-Vorgang beziehungsweise die Bezahlmaske im Onlineshop an IBAN und BIC anzupassen. Wenn E-Commerce-Betreiber mit einem Payment Service Provider zusammenarbeiten, müssen sie sich um diese Anpassung nicht selbst kümmern, da dies der PSP für sie übernimmt. Wichtig ist auch die Umstellung auf das neue internationale XML-Format ISO-20022 zur digitalen Verarbeitung von Lastschriften. Es empfiehlt sich, die Kontoangaben für den Lastschrifteinzug schon heute anzupassen und die IT-Systeme so umzustellen, dass sie SEPA-konforme Dateien erzeugen können. * Mirko Hüllemann ist Geschäftsführer der Heidelberger Payment GmbH.