01.07.2014, 09:30 Uhr
Microsoft, Oracle, SAP, IBM - welche BI-Lösung ist die Beste?
Business Intelligence macht Ihre Reports schneller, Ihre Analysen schärfer und Ihr Unternehmen kompetitiver. Das belegen Umfragen. Aber welche Software-Lösung schafft den grössten Mehrwert? Das Ranking der Anbieter.
Wahrsager, Handleser, Kartenleger und Astrologen haben die Menschheit schon immer fasziniert. Einen wenn auch nur flüchtigen Blick auf die Zukunft zu erhaschen, den geheimnisvollen Schleier zu lüften, schien so manchem sehr viel Geld wert.
Wissenschaftliche, weniger esoterisch angehauchte Geister stellten sich das so vor: Wäre man nur in der Lage, zu einem bestimmten klar definierten Zeitpunkt sämtliche Zustände exakt erfassen, also alle wichtigen Parameter zu messen, dann wäre man auch imstande, durch Anwendung von Gesetzmässigkeiten die Zukunft zu berechnen, das heisst ausgehend von der Gegenwart einfach fortzuschreiben.
Natürlich sind Tarotkarten und Kristallkugeln dieser Aufgabe nicht im Entferntesten gewachsen. Aber im Messen und Erfassen von Daten – Transaktionsdaten, polystrukturierten Sensor- und Kundendaten – hat die Menschheit mittlerweile gewaltige Fortschritte gemacht. Nur heisst das Fachgebiet heute nicht mehr Astrologie, sondern seriöser Business Intelligence, Predictive Analytics oder Big Data.
Die Hoffnung aber bleibt die gleiche, und in der Tat belegen Studien, dass die Erwartungen von Firmen, die BI/Big Data einsetzen, nicht nur erfüllt, sondern oft sogar übertroffen wurden. Reports laufen schneller, Analysen werden genauer und gut ein Drittel aller Unternehmen hat sogar ihren Umsatz gesteigert (vgl. BARC-Studie «Big Data Analytics 2014»). Richtig eingesetzt macht BI/Big Data Firmen erfolgreicher. Nur kommt es dabei auf die richtige Software an. Der aktuelle BI Survey des BARC (siehe Box an Ende) hilft bei der Evaluierung.
Ranking der Hersteller
In den drei wichtigen Testdisziplinen Dashboard, Ad hoc Analysis und Enterprise Reporting schnitten im aktuellen BARC BI Survey über den Daumen gepeilt die Anbieter Tableau, Yellowfin, Arcplan und Information Builders sehr gut ab. Hier das Ranking in unterschiedlichen Kategorien (der erstgenannte Hersteller generiert den höchsten geschäftlichen Mehrwert [BBI, siehe Grafik links], der zweitgenannte den zweithöchsten etc.):
Dashboard Vendors: Tableau, Arcplan, Yellowfin, Information Builders, Dimensional Insight
Ad hoc Analysis: Tableau, Yellowfin, Targit, Phocas, Dimensional Insight
Enterprise Reporting: Arcplan, Yellowfin, Information Builders, Microsoft SQL Server Reporting Services, MicroStrategy
Large International Vendors (n = 1140): Information Builders, Oracle Essbase, Microsoft SQL Server Reporting Services, Microsoft SQL Server Analysis Services, MicroStrategy
OLAP Analysis: Pentaho, Targit, Oracle Essbase, Microsoft SQL Server Analysis Services, Bissantz
Performance Management (n = 776): Arcplan, Oracle Essbase, Bissantz, Board, IBM Cognos TM1
Im Allgemeinen erzielen Kunden zusammen mit kleineren Anbietern wie Tableau und Arcplan einen höheren geschäftlichen Mehrwert als mit grossen Herstellern wie SAP, Oracle, Microsoft und IBM. Die BARC-Analysten sehen den Grund darin, dass kleinere Anbieter und deren Lösungen leichter gegen Alternativangebote ausgetauscht werden könnten, falls sich der versprochene Erfolg nicht einstellen sollte. Der Bessere gewinnt, und zwar schnell. Bei den grossen Lösungen ist die Migration viel schwieriger zu schultern, auch weil viel mehr Anwender mit den Systemen arbeiten. Gleichwohl erzielten auch einige Produkte der Grosshersteller überdurchschnittliche BBI-Werte. Ganz besonders hebt das BARC in seinem BI Survey 13 die mehrdimensionalen Datenbanken Oracle Essbase, IBM TM1 und Microsoft SSAS hervor.
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Goal Achievement: Excel hinten
Fairerweise müssen wir erwähnen, dass die BARC-Analysten eine Vielzahl von Bewertungskriterien einsetzen und je nach Business-Anforderung auch Kriterien kombinieren. Irgendwo und irgendwann, diesen Eindruck gewinnt man schnell, steht mal jeder Anbieter ganz oben auf dem Treppchen. Der Komplexität des gesamten BI Survey 13 in diesem Rahmen gerecht zu werden, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Sehr spannend ist jedoch ein Spotlight auf die Hitparade der Zielerreichung (Goal Achievement), der neben dem BBI zweite grosse Hauptindex. Dem Goal Achievement liegen 2073 Antworten und 30 Produkte zugrunde. Die Reihenfolge hier: IBM Cognos TM1, Oracle Essbase, Bissantz, Arcplan und Board. Die Siegerkrone in dieser Testdisziplin erringt IBM Cognos TM1, ganz dicht gefolgt von Oracle Essbase, das über die letzten Jahre eine enorme Aufholjagd hingelegt hat. Auf dem dritten Platz landete Bissantz, ein Frontend für mehrdimensionale Datenbanken. Nicht ganz so gut schnitten die Produkte IBM Cognos BI und Oracle BI Foundation Suite ab.
Die schlechteste Gesamtnote (score) punkto Goal Achievement musste Microsoft Excel einstecken. Excel gilt als das am weitesten verbreitete und beliebteste Frontend weltweit, Anwender loben seine Flexibilität in den höchsten Tönen. Kommt es aber zu anspruchsvolleren BI-Anwendungsszenarien, dann muss Excel – so das Ergebnis der BARC-Umfrage – doch recht oft seine Flügel strecken. Microsofts Goldvogel bekommt seine Grenzen aufgezeigt. Schwache Noten erzielten auch die bekannten Lösungen SAP BW (ohne Hana) und Infor. In grösseren Projekten war dort eine schwache Abfrage-Performance recht oft der Stein des Anstosses.
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Starke BI-Trends
Die klassische Business Intelligence und die noch junge Big Data Analytics sind keine säuberlich voneinander getrennten Anwendungsszenarien mehr. Um grosse Datenvolumen zu analysieren, greifen Kunden gerne auf vorhandene relationale Datenbanken, Standard-BI-Werkzeuge und Standard-Datenintegrations-Tools zurück. Also das, was sie schon haben und gut kennen. Folgerichtig rüsten die Hersteller ihre BI-Lösungen mit Big-Data-Technologie aus bzw. nach. Microsoft brachte seinen SQL Server 2014 mit Schnittstellen zur Azure-Cloud und zu Hadoop-Plattformen auf den Markt. Damit rücken Abfragen über strukturierte und semistrukturierte Daten in Reichweite. Oracle und IBM haben ähnliche Lösungen im Angebot, und andere Hersteller werden nachziehen.
Interessant ist ein Blick auf die BI-Trends der BARC-Studie, die auf 2265 Antworten basieren. 51 Prozent haben bereits Selfservice-Portale im Einsatz, 26 Prozent nutzen Collaboration, 22 Prozent analysieren mit ihren BI-Produkten Sensor- und Log-Daten. Mobile BI führt mit 16 Prozent «im Einsatz» zwar noch ein stiefmütterliches Dasein. Der Prozentanteil der Unternehmen, die Mobile BI kurz- oder mittelfristig realisieren wollen, ist mit 49 Prozent jedoch am höchsten (siehe Grafik links).
BARC-Studie: BI Survey 13
Die weltweite Studie «The BI Survey» des Business Application Research Center (BARC) ist die grösste ihrer Art. Für die aktuelle Version 13 hat das BARC 3149 Personen (Endanwender, Berater, Analysten) befragt und insgesamt 2298 produkt-relevante Antworten erhalten. Die Forscher segmentierten den Gesamtmarkt in sogenannte Peergroups wie Dashboard, Ad hoc Analysis, Enterprise Reporting, OLAP Analysis und Large International Vendors. Bei den Analysekriterien interessieren Computerworld vor allem zwei: Zielerreichung und geschäftliche Benefits.
Zielerreichung (Goal Achievement): Welche Software-Produkte von welchen Anbietern halten mehrheitlich das, was die Hersteller versprechen?
Geschäftliche Benefits (Business Benefit Index, BBI): Der Einsatz welcher Produkte generiert in den befragten Unternehmen den höchsten geschäftlichen Mehrwert? Welche Software zahlt sich aus?
Im BBI subsumiert das BARC elf Mehrwerte, darunter: schnellere Reports, schärfere Analysen, bessere Geschäftsentscheidungen und verbesserte Datenqualität (vgl. Grafik rechts «... und diese Ziele wurden erreicht»). Kosteneinsparungen stellen sich bislang eher selten ein. Die Analysten führen das darauf zurück, dass die Unternehmen zurzeit noch Investitionen tätigen, um ihre BI-Portfolien aufzubauen oder zu vervollständigen. Insgesamt, und das dürfen die Anbieter gerne als Warnschuss verstehen, nahm über die letzten drei Jahre der BBI ab: von 4,89 (2012) und 4,62 (2013) auf aktuell 4,46 (2014). BI/Big-Data-Kunden sind anspruchsvoller geworden und geben sich nicht mehr mit Basisfunktionalität zufrieden.
http://barc-research.com/bi-survey