14.11.2011, 06:00 Uhr

Hightech für mehr Nachhaltigkeit

Cloud Computing und Social Media Management helfen Unternehmen, Energie zu sparen und Innovationen rascher voranzutreiben. Wo sehen Exponenten aus Wirtschaft und Verwaltung die Chancen und Risiken?
Bild: © Thomas Vogel / www.istockphoto.com
Der Autor ist Gründer und Inhaber der DST Group GmbH, einer Unternehmungsberatung mit Fokus auf IT-Prozesse, Cloud Computing, Social Media Marketing und Management. Ziel ist Hightech und Cleantech zu verbinden. Effiziente und saubere Technologien werden in immer mehr Unternehmen als Chance begriffen, zur Lösung globaler Probleme beizutragen und gleichzeitig die eigenen Marktchancen zu verbessern. Die Politik unterstützt dieses Ziel: zum Beispiel mit dem Masterplan «Cleantech Schweiz» oder der Hightech-Strategie des Kantons Aargau. Auch ausgeklügelte Lösungen in Bezug auf die Informations- und Kommunikationstechnologie und Social Media können helfen, Energie und Ressourcen zu sparen. Auf der anderen Seite kann die Cleantech-Branche selbst profitieren und «grüne Ideen» schneller verbreiten, wenn sie gezielt auf die Cloud setzt und Facebook, Xing, Twitter, Skype, Blogs oder Office/Exchange via Smartphones einsetzt ? hier besteht aber noch ein grosser Nachholbedarf.

Weniger Energie

Ein Weg zu mehr Energieeffizienz ist Cloud Computing. Damit lassen sich (alte) interne Server ersetzen, Geschäftsprozesse und Kommunikationsflüsse nachhaltig optimieren sowie der Energieverbrauch und CO2-Ausstoss senken. Zahlreiche Unternehmen sehen in der neuen Technologie eine weitaus flexiblere, schnellere und kostengünstigere Variante, um auf Daten und Informationen zuzugreifen: Wird der interne Firmenserver aufgehoben, sind über Cloud Computing respektive das Rechenzentrum die IT-Leistungen weltweit und nonstop zugänglich. Franz Grüter, CEO des Datacenter-Betreibers Green.ch, ist noch aus anderen Gründen von den Vorteilen des Cloud Computings überzeugt: «Neben dem enormen Flexibilitätsgewinn profitieren Unternehmen von einer massiven Reduktion des Administrationsaufwands und der einfachen Skalierbarkeit.» Bei Bedarf können schnell zusätzliche Ressourcen bezogen oder wieder abgegeben werden. Das hat Vorteile für die Umwelt wie auch für die Unternehmen: «Werden Infrastrukturprojekte gebündelt, lassen sich grosse Einheiten realisieren, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch interessant sind», erklärt Grüter. Optimal ist, wenn die Cloud-Dienste auf einer Infrastruktur betrieben werden, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, sprich: energieeffizient und möglichst mit Naturstrom arbeitet. «Für die Kunden rechnet es sich natürlich auch, wenn die Infrastruktur der Rechencenter energiesparend betrieben wird und die Kosten entsprechend niedriger ausfallen», verspricht Grüter. Green.ch habe deshalb selbst weitreichende Energiesparmassnahmen umgesetzt ? von der Gleichstromtechnologie über die Abwärmenutzung und neuste Klimageräte bis zur Architektur des gesamten Rechencenters.

Mehr Kostentransparenz

Auch in der Verwaltung bietet Cloud Computing Vorteile, erläutert Peter Buri, Regierungssprecher vom Kommunikationsdienst des Regierungsrats der Staatskanzlei Kanton Aargau. Grossrechenzentren könnten energieeffizienter ausgelegt und betrieben werden. Auch die konsequente Virtualisierung der Server trage zur Nachhaltigkeit bei. Buri hebt auch die damit erreichbare Transparenz ? nicht nur bei den Kosten ? hervor: «Zudem lassen sich interne Prozesse besser überprüfen, anpassen und standardisieren.» Der Regierungssprecher verliert aber auch die kritischen Punkte nicht aus den Augen: «Kostentransparenz und standar­disierte Prozesse sind ein Vorteil ? die Datensicherheit geniesst allerdings höchste Priorität. Man muss  jeweils überprüfen, inwieweit diese positiven Skaleneffekte durch den energie-intensiven Transport von Daten über weite Strecken kompensiert werden.» Für Buri wie Grüter ist die Gewährleistung der Datensicherheit zentral. «Dabei geht es nicht nur um Datendiebstahl, sondern auch um den Schutz vor willkürlichen Zugriffen durch den Staat. Für Unternehmen und Private bleibt es deshalb auch relevant, in welchem Staat die Daten liegen», weiss Grüter.

Ökologisch und innovativ

Social Media als eine konkrete Nutzung der Cloud-Computing-Technologie bieten vielerlei Möglichkeiten, sich in Echtzeit weltweit auszutauschen. Unternehmen eröffnen sich damit bei der Kundengewinnung und Kundenbindung im Internet sowie bei bestehenden Partnerschaften neue Dimensionen. Social-Media-Plattformen können Menschen auf unkonventionelle Art für neue Ideen, Firmen, Dienstleistungen, Produkte und Werte begeistern und fördern einen raschen Ideenaustausch. Auch Peter Buri sieht im Bereich Wissens­transfer und Know-how-Sharing einen grossen Nutzen: «Weltweit können sich Fachleute und Mitdenkende aus anderen Ecken rasch, effi­zient und unkompliziert vernetzen und Informationen austauschen. So kann mit relativ geringem Aufwand zum Beispiel ein grosses politisches Potenzial aktiviert und mobilisiert werden.» Grundsätzlich, meint Buri, stehen wir in der politischen Kommunikation vor einem Paradigmenwechsel von der Verlautbarungskultur zur Dialogkommunikation. War man bisher für die Verbreitung von Informationen und Botschaften auf den Goodwill von Zeitungen, Radio oder Fernsehen angewiesen, können nun Informationen schnell an einen grossen Empfängerkreis verbreitet werden. «Behörden und Exekutivpoli­tiker müssen sich daran gewöhnen, dass ihre Äusserungen postwendend kommentiert, weiterverbreitet und hinterfragt werden ? über eine Plattform, die von Millionen von Menschen genutzt wird», so Buri.

Fazit: Investieren zahlt sich aus

Abgesehen von den kommunikativen Aspekten, helfen Social Media und Cloud Computing vor allem, Energie und Ressourcen zu sparen: So finden beispielsweise Besprechungen bei der DST Group meist per Skype-Video-Kon­ferenz statt. Niemand setzt sich ins Auto oder Flugzeug, verbraucht Treibstoff und belastet die Umwelt ? von der eingesparten Zeit ganz zu schweigen. Ingenieure, Sales- und Vertriebsleute können häufiger vom Home Office aus arbeiten. Auch Mitarbeitende aus dem Back­office sind dadurch zeit- und ortsungebundener. Warum soll man nicht einmal bis 1 Uhr morgens arbeiten, wenn man sich am Nachmittag den Kindern widmen will? In Cloud Computing und ins Social Media Management zu investieren, zahlt sich also für Unternehmen aller Art aus. Die neuen Techniken öffnen neue Kommunikationswege, vereinfachen Prozesse und sparen Ressourcen, Zeit sowie Kosten. Ganz nebenbei leisten sie auch noch einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.
Der Verband swisscleantech
Der Wirtschaftsverband swisscleantech vertritt die führenden Cleantech-Firmen der Schweiz und Liechtensteins. Er steht für eine nachhaltige und liberale Wirtschaftspolitik (konsequente Internalisierung externer Kosten mittels schlanker Rahmenbedingungen), bündelt die Kräfte der Cleantech-Unternehmen und vertritt ihre Interessen in der Politik. Ziel ist, die Schweiz als Cleantech-Vorreiter zu positionieren und damit auch einen Beitrag an die nachhaltige Entwicklung auf internationaler Ebene zu leisten. Nebst politischer Meinungsvertretung bietet der Wirtschaftsverband Mitgliederdienstleistungen an (Datenbank, Newsservice, Veranstaltungen, Fokusgruppen) und unterstützt Referenzprojekte im In- und Ausland. Der Verband wird von drei Beiräten für die Bereiche Politik, Wissenschaft und Verband unterstützt, die zur internen Meinungsbildung beitragen. Auch die Mitglieder können periodisch zu den Positionen von swisscleantech Stellung nehmen. Zusätzlich verfügt swiss­cleantech über ein Patronatskomitee, das von Bertrand Piccard präsidiert wird. Computerworld ist Medienpartner von swisscleantech.
www.swisscleantech.ch


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