SAP Sapphire 10.11.2011, 16:26 Uhr

Wie gut ist In-Memory HANA?

Für SAP repräsentiert HANA die Zukunft der Datenbank-Technologie. Aber die Konkurrenz schläft ja auch nicht. Was leistet SAPs Analytics-Appliance HANA im Vergleich?
SAP CTO Vishal Sikka: HANA ist die Zukunft der Datenbank-Technologie
Einige Twitter-User hatten mitgezählt: "Incredible" hiess das Wort, das SAPs Vishal Sikka in seiner Keynote über HANA am häufigsten aufs Publikum losliess. Dabei hat SAPs Chief Technical Officer einen solchen Hype gar nicht nötig. Denn Fakt ist: SAPs HANA lädt Terabytes an Daten in den Arbeitsspeicher und ist dadurch extrem schnell. 

SAPs 100k-Club

SAP spricht bereits vom 100k-Club seiner Kunden. Das heisst, komplexe Analysen laufen mit HANA etwa 100.000 Mal schneller als ohne HANA. Der japanische Elektronik-Discounter Yodobashi hat mit HANA die Performance seine Budgetplanung extrem gesteigert. Aus drei Wartetagen wurden drei Sekunden. Typisch seien, so Sikka, jedoch etwas niedrigere Performance-Steigerungen im Bereich 1 bis 10K. HANA beschleunigt im Durchschnitt also um den Faktor 1000 bis 10.000. Als Referenzkunden nennt SAP die deutsche Krankenkasse AOK, T-Mobile, Honeywell Aerospace, Vaillant, China Nongfu Spring und den indische Mischkonzern Essar Group. Essar habe, so erzählte Sikka stolz, seine Projektanalysen mit HANA von 15 Stunden auf 5 Sekunden heruntergebrochen. Walldorf vergleicht jedoch Äpfel mit Birnen, wenn es offensichtlich altbetagte Systeme gegen sein blutjunges, schnellstes Rennpferd antreten lässt. Wie schneidet HANA im Vergleich mit den Top-Produkten der Konkurrenz ab? Oracle etwa stellte im September seine neue, blitzschnelle Analytics-Appliance Exalytics vor und klotzte ebenfalls mit beeindruckenden Benchmarks.

Oracles HANA: Exalytics

In Exalytics werkelt Oracle In-Memory-Datenbank TiimesTen, die stark nachgefragte Daten in den Arbeitsspeicher lädt und gegen Oracle 11g auf Festplatte abgleicht. Die vom Admin konfigurierbaren Update-Intervalle reichen von Millisekunden bis Stunden. Zwar ist TimesTen kein kolumnenorientiertes, sondern ein relationales System. Mit In-Memory ist SAP jedoch nicht mehr Alleinanbieter auf dem Markt. Auch Data Warehouses/Info Cubes sind nicht gar so schlecht, wie von Walldorf immer wieder dargestellt. Fakt ist: Der Aufbau von Info-Cubes - die dafür nötige ETL-Prozedur Extract, Transform, Load - dauert insbesondere bei hohen Volumina ziemlich lange. Aber ist der Cube erst einmal aufgebaut, steht die Abfrage-Performance einer In-Memory HANA kaum nach. Schätzung des Autors: etwa 90 bis 95 Prozent aller Unternehmensanfragen - das ist auch branchen- und aufgabenabhängig - lassen sich mit Data Warehouses beantworten, ohne die Cubes zeitaufwändig reorganisieren zu müssen. Für die restlichen zehn Prozent - zugegeben - ist jedoch tagelanges Warten angesagt.  Nächste Seite: Roadmap für SAP HANA

Sikka: "Windows of opportunities"

SAP Chef-Innovator Sikka scheint das ganz ähnlich einzuschätzen. "Wir sehen ein Opportunitätsfenster (windows of opportunities) vor uns, das wir schnell und entschlossen nutzen wollen", sagte Sikka auf einer Fragerunde mit Journalisten auf der Sapphire in Madrid. HANA-Technologie repräsentiere die Zukunft der Datenbank-Technologie und werde Big-Data-Analytics im Sturm erobern (parade its way). Gut möglich, dass in Zukunft auch Sybase- und Oracle-Datenbanken auf HANA betrieben werden können. Zudem hat SAP anscheinend vor, die ursprünglich als Analytics-Maschine konzipierte HANA zur generellen SAP-Appliance auszubauen. Analytics und Business Intelligence sind nur das Einfallstor, SAP hat Grösseres im Sinn. Schon 2012 soll das KMU-ERP Business One auf HANA laufen, die leistungsfähigere Business Suite wird laut interner Roadmap später folgen. Als Hardware-Partner hat SAP Fujitsu, HP, Dell, Lenovo, EMC, Intel, IBM und jüngstens auch Hitachi mit ins Boot geholt.

Plattners goldener Riecher

CW-Fazit: Vishal Sikka liegt richtig, mit der In-Memory-Appliance HANA hat sich SAP einen Vorsprung am Markt herausgearbeitet. SAP-Urgestein Hasso Plattner hatte den goldenen Riecher und hat, selbst von den eigenen Mitarbeitern häufig belächelt, schon sehr früh auf In-Memory gesetzt. HANA realisiert eine hybride Datenbank-Architektur: kolumnenorientiert (Analytics), zeilenorientiert (Transaktionen) und In-Memory - diese Kombination hat bisher keiner der Konkurrenten zu bieten. Ausserdem treibt SAP die Anbindung mobiler Devices über SAP Apps entschlossen voran. Auch dort versetzt HANA der Performance einen kräftigen Schub. Fest steht aber auch: die Konkurrenz legt nicht die Hände in den Schoss. Oracle hat mit seiner Analytics-Appliance Exalytics im September den Anfang gemacht.


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