Clouds optimal managen
03.02.2016, 15:00 Uhr
Was taugen die Produkte von Dell, IBM, Microsoft, HPE, VMware und Red Hat?
Junge Firmen wie RightScale, CliQr oder Scalr unterstützen die meisten Clouds und fördern native Cloud-Entwicklerteams. Die grossen Platzhirsche dagegen versuchen eher, ihr eigenes Terrain abzustecken und zu sichern.
Mit der "private (hosted) cloud" fing der Modernisierungsschub in Schweizer Unternehmen an. Private Clouds waren dabei eigentlich nichts vollkommen Neues, sondern eine Weiterentwicklung des alten SOA-Konzepts (Service-orientierte Architektur), das für den Bezug von IT-Dienstleistungen überzeugende Performance- und Agilitätsvorteile bietet. Davon profitieren nicht nur die IT, sondern vor allem auch das Business. Biz-Apps werden schneller konfiguriert, provisioniert und bieten eine bessere Quality of Service. Heute haben bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen eine hybride Cloud-Architektur aufgebaut. Sie benutzen also mehrere private und public Cloud-Services gleichzeitig. Sei es, um kostengünstig Infrastruktur-Peaks abzufedern, die über einen begrenzten Zeitraum auftreten. Sei es, um eine Best-of-Breed-Strategie zu fahren, zum Beispiel: das CRM von Salesforce, Office365 von Microsoft, Infrastruktur (Storage/Computing) von Amazon und das Personalmanagement von SuccessFactors/SAP. Hybride Cloud-Management-Systeme (HCMS) helfen dabei, eine solche Multi-Vendor- und Multi-Services-Cloud performant und kosteneffizient zu organisieren. HCMS sind im Kern Automatisierungs- und Orchestrierungsplattformen, und heute gibt es bereits einige davon. Forrester hat 11 Anbieter auf den Prüfstand gestellt, die explizit eine Multi-Cloud-Strategie fahren: BMC, Citrix, CliQr, Dell, Hewlett Packard Enterprise (HPE), IBM, Microsoft, Red Hat, RightScale, Scalr und VMware. Draussen bleiben mussten Single-private- und Single-public-Lösungen, die für die hybride Multi-Cloud keinen Nutzwert bringen, ja sie sogar ausschliessen. (vgl. The Forrester Wave: Hybrid Cloud Management Solutions, Q1 2016). Die getesteten Plattformen optimieren sowohl die Basis-Infrastruktur aus der Cloud (Compute, Storage, Netzwerk) als auch fortgeschrittene Dienste (Datenbanken, Integration, Messaging) über ihren gesamten Lebenszyklus. Grosses Augenmerk haben die Analysten aber auch auf ein durchgängiges Governance- und Policy-Management, Performance- und Kosten-Kalkulationen, APIs für Entwickler sowie die Zukunftsstrategie und die Marktpräsenz des Anbieters gelegt (vgl. die Ergebnistabelle weiter unten). Die Spitzenreiter Forrester evaluiert hybride Cloud-Management-Lösungen zum ersten Mal, und sieben Anbieter haben es in die Gruppe der Spitzenreiter geschafft: Dell, IBM, VMware, Red Hat, RightScake, Scalr und CliQr Technologies. Besonders intuitiv bedienbare GUIs und leistungsstarke APIs für Software-Entwickler haben die Tester überzeugt. Aber auch starke Automatisierungs-Features und viele sehr positive Kundenreferenzen streichen die Analysten ganz dick raus. Diese Lösungen seien die bevorzugte Wahl für Entwickler, die Applikationen bauen wollen, die über mehrere Clouds hinweg laufen sollen. Der Schwerpunkt liege auf der Public Cloud. Die Verfolger, zu denen Forrester VMware und Red Hat zählt, offerieren starke Lösungen, kämpfen aber noch um differenzierende Wettbewerbsvorteile im Markt der hybriden Cloud-Management-Tools. Zu den "Strong Performers" zählen HPE, BMC und Microsoft. Die noch junge Lösung Citrix LifeCycle Management stuft Forrester als Herausforderer ein. Der Fokus liege noch zu sehr auf dem Management der eigenen Cloud-Plattform und der Citrix-eigenen Applikationen. Nächste Seite: Damit punktet das Führungstrio Die Testergebnisse nach Anbieter Dells Cloud Manager läuft in der Cloud als Software-as-a-Service oder on-premise. Seit der Akquise durch Dell habe das Produkt ein wenig an Momentum verloren, monieren die Analysten. Es bleibe aber das Kernstück von Dells hybrider Cloud-Management-Strategie und sei einer der leistungsstärksten Cloud-Manager insbesondere für Native-Cloud-Entwickler. Über die einfache Bedienbarkeit seien die Kunden durch die Bank begeistert gewesen. Kunden loben ausserdem die problemlosen (painless) Upgrades, das leistungsstarke Cross-Cloud-Management und die sehr guten APIs (Application Programming Interfaces). Dells Cloud-Management-Portfolio bekommt Verstärkung, denn Michael Dell kauft die EMC-Gruppe für 67 Milliarden Dollar. Teil der EMC-Gruppe ist die Virtualisierungsspezialistin VMware, die mit ihrer vRealize-Suite eine gut aufeinander abgestimmte Cloud-Management-Suite offeriert. Dazu gehören die Komponenten vRealize Automation, Application Services, Business Standard, Orchestrator und Operations. Forrester lobt das auf vSphere fussende On-Premise-Angebot von VMware, vermisst aber auch graphische Template Designer und entwicklerfreundliche APIs. VMware habe sich zu lange auf seine Marktführerschaft als On-Premise-Virtualisierungs-Leader verlassen und habe dabei die Public Cloud vernachlässigt. Auch die Upgrade-Prozesse, berichten die Analysten, laufen noch nicht so richtig rund. Wacklige Integration IBMs Cloud Orchestrator (ICO) punktet unter anderem durch ein leistungsstarkes Konfigurationsmanagement, ausgezeichnete Templates, rollenbasierte Controls und sehr gute Plattform-APIs. Die enge Integration von Entwicklerwerkzeugen katapultiert IBM in eine führende Position. Allerdings, so empfiehlt Forrester, müsste das Unternehmen entschlossener als bisher die Komplexität aus den Produkten nehmen und die Benutzerschnittstellen vereinheitlichen. Kunden berichten von Problemen mit der Integration zwischen den einzelnen Komponenten. Auch die Installation und die Ugrades sind unnötig kompliziert. Führungstrio: RightScale, Scalr und CliQr Und der Sieger heisst: RightScale - zumindest nach Forrester. Zum RightScale Cloud Portfolio Management zählen zum Beispiel ein Self-Service-Portal, ein Cloud-Management- und ein Cloud-Analytics-Modul (Kostenmanagement). Vom gesamten Testfeld offeriert RightScale die meisten und besten Cross-Cloud-Templates, eine ausgereifte Governance, integrierte Kostenanalysen und die hoch gelobten hybriden Cloud-APIs für Software-Entwickler. Kunden loben ausserdem die Wartungs- und Support-Leistungen des Anbieters und seine dedizierte, cloud-agnostische Zukunftsstrategie. Die Silbermedaille konnte Scalr für sich erringen. Seine Cloud Management Platform gibt es in drei Editionen: als Open Source Scalr, als Hosted Scalr und in der On-Premise Enterprise-Variante. Forrester lobt die grosse Anzahl unterstützter Cloud-Plattformen und Ressourcen. Beeindruckend sei auch die Automatisierung des Appplication LifeCycle, das automatisierte Autoscaling (bei Peaks) und das Kostenmanagement gelungen. Kunden sprechen von den stärksten Entwickler-APIs für hybride Cloud-Applikationen auf dem Markt. Auch der niedriger Einstiegspreis auf Open-Source-Basis überzeugt. Auf dem dritten Platz landet die 2010 gegründete CliQr mit ihrem CloudCenter, mit ähnlicher Marktstrategie wie Scalr und RightScale. Die Unterstützung vieler Public und Private Cloud-Plattformen und Cross-Cloud-APIs haben sehr hohe Priorität. Darin ist das Führungstrio RightScale, Scalr und CliQr klar den etablierten Cloud-Anbietern voraus. Einzig den Support müsste das junge Unternehmen CliQr noch verbessern. Nächste Seite: Detailnoten aller Anbieter (Punktetabelle) Zurück zu den Platzhirschen: Microsoft System Center verwaltet typischerweise hybride Cloud-Szenarien, die aus Windows, dem eigenen Virtualisierungs-HyperVisor Hyper-V und Azure bestehen. Die Operations Management Suite (OMS) erweitert System Center um Funktionen fürs hybride Cloud Operations Management. Die Lösungen seien gut. Allerdings habe Microsoft nicht vollständig am Forrester-Test teilgenommen. Die Beurteilung stützt sich daher auf Produkt-Demos, Kunden-Feedbacks und ältere Ergebnisse. First-Class-Support & sehr stabil Red Hat hat seine Open-Source-Lösung CloudForms mithilfe der 2012 akquirierten Firma ManageIQ entwickelt. Die Admin-Portale zählen zu den intuitivsten und Feature-reichsten des Testfeldes. Kundenlieben vor allem die robuste Orchestrierung und die vollständig konfigurierbaren Dashboards und Reports, und das alles zu einem sehr niedrigen Einstiegspreis. Besonders die Integration zahlreicher Cloud-Infrastruktur-Anbieter (IaaS) mache die Kunden glücklich, bemerkt Forrester. Zudem laufen die Lösungen stabil und der Support sei erstklassig. Schwächen gebe es noch bei der Unterstützung von Entwicklern und der Automatisierung des LifeCycle-Managements. Fazit: Cross-Cloud gewinnt Punkto Marktpräsenz führen HPE, IBM und VMware. Diese drei Top Leader haben die meisten Kunden, erzielen die höchsten Umsätze und auch die durchschnittliche Investitionssumme pro Kunde ist am höchsten. In Sachen Marktstrategie aber liegen die kleineren, jüngeren Firmen RightScale, Scalr und CliQr vorne, sie hängen die grossen Platzhirsche ab. Das liegt vor allem an ihren cloud-agnostischen Management-Werkzeugen, die sehr viele Cloud-Plattformen einbinden, und am Support für cloud-native Entwicklerteams. Für den Kunden, der in die Multi-Cloud geht, ist das ein grosser Vorteil.