21.10.2014, 00:02 Uhr

Microsofts Cloud für Schweizer Rechenzentren

Die Cloud-Platform Azure kommt ins lokale Rechenzentrum in der Schweiz. Damit will sich Microsoft von den Konkurrenten Amazon und Google weiter unterscheiden.
Microsofts Scott Guthrie lancierte das «Cloud Platform System»
Microsoft baut sein Cloud-Portfolio aus. Neu können Administratoren die Cloud-Plattform Azure im firmeneigenen Rechenzentrum installieren und betreiben. An einem live ins Web übertragenen Anlass in San Francisco erklärte Scott Guthrie, dass sich das «Cloud Platform System» wie die öffentliche Microsoft-Cloud bereitstellen und verwalten lässt. Die von Dell gelieferte Lösung biete natürlich die Möglichkeit, sämtliche Systeme zu einem späteren Zeitpunkt in die öffentliche Cloud zu transferieren. Bei der Entwicklung des «Cloud Platform Systems» hatten die Microsoft-Ingenieure stark regulierte Industrien und Unternehmen mit strikten Datenschutz-Vorgaben im Blick, für die eine Auslagerung in die Public Cloud keine Option ist. «Microsoft will das umfangreichste Cloud-Portfolio für alle Branchen, Firmen und Regionen anbieten», sagte der Verantwortliche für das Enterprise-Geschäft an dem Anlass.
Microsoft misst sich im Cloud-Business an Amazon und Google. In den Augen von Guthrieist sein Konzern den Marktbegleitern (natürlich) voraus: Die weltweite Infrastruktur für Cloud-Produkte wie Azure und Office 365 werde in der nächsten Woche um zwei Standorte in Australien ergänzt und umfasst dann 19 Regionen. Die Kunden hätten die Wahl des Speicherorts für ihre Daten und Systeme. Diese Option könnten weder Amazon noch Google bieten, so Guthrie. Auch die neuen Virtual Machines der G-Serie sowie die Premium-Storage-Angebote seien hinsichtlich Leistung dem Wettbewerb voraus. Das Marktforschungsunternehmen Gartner gibt Microsoft recht, indem die Analysten den Konzern als «Marktführer» einstufen. Um diese Position streitet sich Redmond laut dem «Magic Quadrant for Cloud Infrastructure as a Service» nur mit einem Anbieter: Amazon. Der thronte bis anhin jahrelang alleine in dieser Position, noch 2013 war Microsoft lediglich ein «Visionär». Gartner bemängelt dann auch noch immer, dass die Cloud-Angebote vergleichsweise neu seien. «Microsofts muss beweisen, dass sich die für den Enterprise-Einsatz entwickelte Software für die hohe Skalierbarkeit in der Public Cloud eignet», heisst es in dem Analysten-Report. Gartner empfiehlt Microsoft insbesondere den Kunden, die eine hybride Cloud bevorzugen. Hier passt das «Cloud Platform System» gut ins Portfolio. Nächste Seite: «Microsoft liebt Linux» Für Microsoft-CEO Satya Nadella ist die Cloud eine entscheidende Plattform für zukünftiges Wachstum. Wie er an dem Anlass sagte, habe der Geschäftsbereich bei Microsoft heute den Stellenwert eines Start-ups: Mit 4,48 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz steht das Cloud-Geschäft noch bescheiden da im Vergleich mit dem Konzernumsatz von über 70 Milliarden US-Dollar. Den Wettbewerb Amazon und Salesforce (je circa 5,5 Milliarden) habe Microsoft aber fast erreicht. Dies sei erst der Anfang, so der CEO.
Als Gründe für den Optimismus führte Nadella die Grösse des Portfolios und die Offenheit der Plattformen an. Unter anderem bei den verfügbaren Betriebssystemen, den Clients, den Datenbanken, den Entwicklungssprachen und den Schnittstellen zu anderen Plattformen sei Microsoft so breit aufgestellt wie kein anderer Anbieter. Besonders betonte Nadella die Möglichkeiten, auch Linux- und Open-Source-Systeme zu nutzen. «Microsoft liebt Linux», rief er dem weltweiten Publikum in der Live-Übertragung zu. Nadellas Vorgänger Steve Ballmer hatte das freie Betriebssystem vor mehr als einem Jahrzehnt noch als «Krebsgeschwür» gegeisselt. Der neue CEO erkennt, dass in der unternehmerischen Realität auch Open Source eine Berechtigung hat und teilweise sogar eine Notwenigkeit ist. Auch mit Linux will Microsoft weiter wachsen: Die Cloud-Plattform Azure unterstützt neben openSuse, Oracle Linux, Suse und Ubuntu in Zukunft mit CentOS eine fünfte Linux-Distribution. Schon heute liefen 20 Prozent der Workloads auf Azure unter Linux, erklärte der CEO.



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