04.04.2011, 06:00 Uhr
Die Schweiz entrümpelt
Die Konsolidierung der IT steht bei den CIOs ganz oben auf der Agenda 2011. Die grössten Probleme machen dabei die Applikationsvielfalt sowie der Zeit- und Kostendruck.
Zentralisierungstendenzen, Fusionsdruck und die Notwendigkeit zur technischen Harmonisierung zwingt immer mehr Unternehmen, ihre IT-Infrastruktur technisch wie räumlich zusammenzuführen. Konsolidierung ist für die europäischen IT-Chefs daher die wichtigste Aufgabe für das laufende Geschäftsjahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Netzwerkspezialisten Brocade europaweit durchgeführte Studie unter 600 CIOs. Demnach planen mehr als Dreiviertel der Befragten, die IT-Infrastruktur ihres Unternehmens in den nächsten zwölf Monaten zu konsolidieren. 76 Prozent sehen die IT-Konsolidierung als ihre wichtigste Aufgabe für 2011 – noch vor Virtualisierung und Sicherheit.
Einheitliches Netzwerk
Ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei die Netzwerk-Performance. Bei mehr als der Hälfte der Befragten führen veraltete Systeme zu geringerer Produktivität und beeinflussen den Geschäftserfolg im negativen Sinn. Rund 40 Prozent der IT-Abteilungen investieren derzeit 10 bis 30 Prozent ihrer Zeit in die Behebung von Netzwerkausfällen. An das künftige Unternehmensnetzwerk stellen die befragten IT-Chefs daher zahlreiche Anforderungen: 61 Prozent erwarten hohe Skalierbarkeit bei geringem Managementaufwand, und rund 40 Prozent legen Wert auf eine problemlose Mobilität und Flexibilität. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer verlangt nach neuen Netzwerktechnologien, um aktuelle Investitionen zu ergänzen, ohne die komplette IT-Infrastruktur ersetzen zu müssen. 49 Prozent wollen folglich im laufenden Jahr ihr Netzwerk konsolidieren. Ganz oben auf der Konsolidierungsliste steht bei den CIOs allerdings fürs Erste die Konsolidierung der Server (siehe Grafik rechts), gefolgt von Storage und Datenbanken. Die Applikationen sind demnach als letzte dran.
Konsolidierung auf allen Ebenen
Schweizer Unternehmen sind punkto Konsolidierung ganz vorne mit dabei. Das zeigen erste Ergebnisse der derzeit von Computerworld, IDC und Bilanz durchgeführten repräsentativen Umfrage «Swiss IT» (www.idc.de/swissit2011). Bei den über 600 befragten Unternehmen verschiedenster Branchen steht das Thema an erster Stelle. Bei Schweizer Firmen ist die Konsolidierung oft bereits in vollem Gang, teilweise sogar schon abgeschlossen. «Wir sind konkret daran, unsere Rechenzentren im Bereich Server, Netz und Storage zu optimieren», bestätigt etwa Christian Zeller, Leiter Informationstechnologie der Schweizerischen Post. Ziel ist, eine eigene Cloud im Basisbetrieb aufzubauen. Neben der Kosteneinsparung will die IT Post die Bereitstellung von Infrastrukturservices beschleunigen und massgeschneidert auf die Kundenbedürfnisse abstimmen. «Zusätzlich wollen wir die Energieeffizienz im Rechenzentrum weiter steigern», so Zeller. Schweiz Tourismus hat die IT-Infrastruktur schon seit geraumer Zeit zentralisiert und teilweise konsolidiert, wie Thomas Winkler, Leiter Portal Management eMarketing & IT, erklärt. Die 220 Mac-Arbeitsplätze sowie die internen Server werden heute von nur noch zwei Mitarbeitern betreut. Interne Applikationen wie E-Mail, Buchhaltung, Business Warehouse und die Fileserver laufen zentral auf internen Rechnern. «Im Bereich Websites und Internetanwendungen
haben wir die Systemlandschaft konsolidiert. Unsere ca. 100 Websites werden in der Cloud mit dem gleichen CMS betrieben», führt Winkler weiter aus. Durch die Konsolidierung sei der Betrieb der Infrastruktur trotz steigender Anforderungen und höherer Komplexität mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern möglich gewesen. Winkler erhofft sich dadurch weniger Verwaltungsaufwand und – durch eine Verlagerung in die Cloud – eine Reduzierung der Betriebskosten sowie eine höhere Verfügbarkeit der Systeme. Auch bei der Kaufhauskette Manor ist die Konsolidierung bei Server, Storage und Netzwerk abgeschlossen. Manor beschäftigt in 71 Warenhäusern schweizweit über 11000 Mitarbeitende. «Die Konsolidierung der dezentral noch notwendigen Infrastruktur kommt gut voran», sagt Manor-CIO Jürg Bloch. Als Vorteile nennt er die geringere Komplexität sowie die höhere Performance und Verfügbarkeit der Systeme. Ausserdem seien die Wartungskosten auf ein Minimum gesunken. «Die so frei gewordenen Mittel können wir in Benutzerprojekte mit hohem ROI investieren», so Bloch. Die zur Publigroup gehörende Pixedia hat ihre Server-, Storage-, Datenbank- und Netzwerkkonsolidierung ebenfalls schon hinter sich und arbeitet sich gerade zu den Anwendungen vor. «Im Bereich Applikationen wurde mittels SOA eine erste Teilkonsolidierung durchgeführt. Wir arbeiten an weiteren Projekten in dieser Richtung», erklärt CEO Christian Rohrbach. Vor ganz besonderen Herausforderungen stehen derzeit die IT-Leiter in den Schweizer Kliniken. «Die neue Spitalfinanzierung wird zu einer Verknappung der Mittel in den Spitälern führen, womit wiederum die Prozesseffizienz im Kerngeschäft gesteigert werden muss», erklärt Jürg Lindenmann, Leiter Prozessunterstützung & Informatik des Universitätsspitals Basel. Die IT-Infrastruktur haben er und sein Team bereits konsolidiert, in den nächsten drei bis fünf Jahren sollen die Applikationen folgen. Aufgrund der vertikalen Hierarchien in der Klinikorganisation sei eine Konsolidierung der Client-PCs bisher nicht möglich gewesen.
haben wir die Systemlandschaft konsolidiert. Unsere ca. 100 Websites werden in der Cloud mit dem gleichen CMS betrieben», führt Winkler weiter aus. Durch die Konsolidierung sei der Betrieb der Infrastruktur trotz steigender Anforderungen und höherer Komplexität mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern möglich gewesen. Winkler erhofft sich dadurch weniger Verwaltungsaufwand und – durch eine Verlagerung in die Cloud – eine Reduzierung der Betriebskosten sowie eine höhere Verfügbarkeit der Systeme. Auch bei der Kaufhauskette Manor ist die Konsolidierung bei Server, Storage und Netzwerk abgeschlossen. Manor beschäftigt in 71 Warenhäusern schweizweit über 11000 Mitarbeitende. «Die Konsolidierung der dezentral noch notwendigen Infrastruktur kommt gut voran», sagt Manor-CIO Jürg Bloch. Als Vorteile nennt er die geringere Komplexität sowie die höhere Performance und Verfügbarkeit der Systeme. Ausserdem seien die Wartungskosten auf ein Minimum gesunken. «Die so frei gewordenen Mittel können wir in Benutzerprojekte mit hohem ROI investieren», so Bloch. Die zur Publigroup gehörende Pixedia hat ihre Server-, Storage-, Datenbank- und Netzwerkkonsolidierung ebenfalls schon hinter sich und arbeitet sich gerade zu den Anwendungen vor. «Im Bereich Applikationen wurde mittels SOA eine erste Teilkonsolidierung durchgeführt. Wir arbeiten an weiteren Projekten in dieser Richtung», erklärt CEO Christian Rohrbach. Vor ganz besonderen Herausforderungen stehen derzeit die IT-Leiter in den Schweizer Kliniken. «Die neue Spitalfinanzierung wird zu einer Verknappung der Mittel in den Spitälern führen, womit wiederum die Prozesseffizienz im Kerngeschäft gesteigert werden muss», erklärt Jürg Lindenmann, Leiter Prozessunterstützung & Informatik des Universitätsspitals Basel. Die IT-Infrastruktur haben er und sein Team bereits konsolidiert, in den nächsten drei bis fünf Jahren sollen die Applikationen folgen. Aufgrund der vertikalen Hierarchien in der Klinikorganisation sei eine Konsolidierung der Client-PCs bisher nicht möglich gewesen.
Barrieren und Stolpersteine
Auf dem Weg zur Konsolidierung gibt es allerdings noch Stolpersteine wegzuräumen: Laut Brocade-Umfrage kristallisieren sich vor allem die Vielfalt der Applikationen und Plattformen als Barriere heraus (siehe Grafik unten). Ein Drittel der CIOs hat zudem mit Widerständen aus dem eigenen
Unternehmen zu kämpfen. «Die heterogene Applikationslandschaft, die nicht immer vollumfängliche Unterstützung der Applikationslieferanten sowie die Akzeptanz bei den technischen Mitarbeitenden für die neuen Technologien gegenüber den altbewährten Betriebsplattformen, stellen für uns die grössten Herausforderungen dar», bestätigt Christian Zeller von der IT Post. Auch die Anwendungsperformance im WAN macht im Konsolidierungsprozess zu schaffen. Nach einer Studie des Marktforschers Vanson Bourne im Auftrag von Riverbed sehen 44 Prozent der befragten 300 europäischen IT-Verantwortlichen hier die grösste Herausforderung. «Bei Unternehmen mit Niederlassungen und Rechenzentren an verschiedenen Standorten und mit mobilen Mitarbeitern ist die IT-Infrastruktur oft sehr kompliziert und kostenintensiv, weshalb hier die Konsolidierung sehr gelegen kommt», erklärt Mark Lewis, EMEA-Marketingdirektor bei Riverbed. «Allerdings muss der schnelle Zugriff auf das zentrale E-Mail- und File-Sharing-System sowie wichtige Anwendungen sichergestellt werden, um die Produktivität der Mitarbeiter nicht einzuschränken.» Die befragten Schweizer Unternehmen sehen die Sache mehrheitlich gelassen und können keine nennenswerten Probleme ausmachen. «Die grössten Barrieren sind der Zeitdruck bei der Realisierung und der Kostendruck. Denn Konsolidierung kostet kurzfristig immer Zeit und Geld», erklärt Robert Blass, Leiter Informatik der Krankenkasse Helsana. Für Christian Rohrbach von Pixedia gibt es allenfalls im Vorfeld der Konsolidierung Erklärungsbedarf: «Der Investitionsbedarf und der damit verbundene ROI-Nachweis ist schwierig zu erbringen, weil für Kunden der Nutzen nicht immer direkt ersichtlich ist.»
Allerdings macht Konsolidierung auch nicht immer Sinn: «Bei einigen unserer internen Applikationen, die historisch gewachsen sind und stetig erweitert wurden, rechtfertigt die Kosten-Nutzen-Rechnung keine Konsolidierung», erklärt Thomas Winkler von Schweiz Tourismus. Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse jedoch, dass Konsolidierung und die notwendigen Basistechnologien mehrheitlich auf Akzeptanz stossen. Die Frage ist deshalb weniger, ob die Unternehmen konsolidieren, sondern vielmehr wie.
Unternehmen zu kämpfen. «Die heterogene Applikationslandschaft, die nicht immer vollumfängliche Unterstützung der Applikationslieferanten sowie die Akzeptanz bei den technischen Mitarbeitenden für die neuen Technologien gegenüber den altbewährten Betriebsplattformen, stellen für uns die grössten Herausforderungen dar», bestätigt Christian Zeller von der IT Post. Auch die Anwendungsperformance im WAN macht im Konsolidierungsprozess zu schaffen. Nach einer Studie des Marktforschers Vanson Bourne im Auftrag von Riverbed sehen 44 Prozent der befragten 300 europäischen IT-Verantwortlichen hier die grösste Herausforderung. «Bei Unternehmen mit Niederlassungen und Rechenzentren an verschiedenen Standorten und mit mobilen Mitarbeitern ist die IT-Infrastruktur oft sehr kompliziert und kostenintensiv, weshalb hier die Konsolidierung sehr gelegen kommt», erklärt Mark Lewis, EMEA-Marketingdirektor bei Riverbed. «Allerdings muss der schnelle Zugriff auf das zentrale E-Mail- und File-Sharing-System sowie wichtige Anwendungen sichergestellt werden, um die Produktivität der Mitarbeiter nicht einzuschränken.» Die befragten Schweizer Unternehmen sehen die Sache mehrheitlich gelassen und können keine nennenswerten Probleme ausmachen. «Die grössten Barrieren sind der Zeitdruck bei der Realisierung und der Kostendruck. Denn Konsolidierung kostet kurzfristig immer Zeit und Geld», erklärt Robert Blass, Leiter Informatik der Krankenkasse Helsana. Für Christian Rohrbach von Pixedia gibt es allenfalls im Vorfeld der Konsolidierung Erklärungsbedarf: «Der Investitionsbedarf und der damit verbundene ROI-Nachweis ist schwierig zu erbringen, weil für Kunden der Nutzen nicht immer direkt ersichtlich ist.»
Allerdings macht Konsolidierung auch nicht immer Sinn: «Bei einigen unserer internen Applikationen, die historisch gewachsen sind und stetig erweitert wurden, rechtfertigt die Kosten-Nutzen-Rechnung keine Konsolidierung», erklärt Thomas Winkler von Schweiz Tourismus. Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse jedoch, dass Konsolidierung und die notwendigen Basistechnologien mehrheitlich auf Akzeptanz stossen. Die Frage ist deshalb weniger, ob die Unternehmen konsolidieren, sondern vielmehr wie.