Trotz Umsatzplus
24.04.2019, 10:54 Uhr

Personalumbau drückt SAP ins Minus

Der angekündigte Umbau beim Softwarekonzern sorgt für Unruhe in der Belegschaft – und hinterlässt tiefe Spuren in der Quartalsbilanz. Dennoch sprüht SAP-Chef Bill McDermott vor Optimismus.
(Quelle: 360b / shutterstock.com)
Das Geschäft von SAP brummt – dennoch haben hohe Kosten für den laufenden Personalumbau den Softwarekonzern zum ersten Mal seit langer Zeit in einem Quartal ins Minus gedrückt. Grund für den Verlust sind die Kosten für den angekündigten Umbau in der Belegschaft. Auf das Gesamtjahr gesehen werde SAP aber schwarze Zahlen schreiben, versicherte Finanzchef Luka Mucic am Mittwoch in Walldorf.
Der Softwarekonzern hatte im Januar angekündigt, in diesem Jahr rund 4400 Mitarbeiter umzuschulen, auf andere Positionen zu versetzen und auch mit Abfindungen in den Vorruhestand zu schicken, damit die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten könne (Computerworld berichtete). Bis Anfang Mai können sich Beschäftigte noch für das Abfindungsprogramm anmelden. Bei dem letzten Programm dieser Art im Jahr 2015 hatten sich deutlich mehr Mitarbeiter gemeldet als zunächst erwartet.
Der SAP-Vorstandsvorsitzender Bill McDermott
Quelle: Uwe Anspach / dpa
Trotzdem soll die Mitarbeiterzahl in diesem Jahr weiter wachsen. Zuletzt hatte SAP dank der jüngsten Übernahmen rund 98'700 Beschäftigte, kommendes Jahr könnten es nach den Worten von Vorstandschef Bill McDermott 105'000 sein. Dennoch brachte das Programm offenbar Unruhe in den Konzern. Um den Mitarbeitern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, hatten Betriebsrat und Geschäftsführung deshalb jüngst eine Beschäftigungssicherung ausgehandelt.

Umbau drückt auf Bilanz

Und in der Bilanz hinterliess der Umbau wie erwartet Spuren: Unter dem Strich belief sich das Minus im ersten Quartal auf 108 Millionen Euro (rund 123 Millionen Franken) nach 708 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum. Finanzchef Mucic veranschlagte für den Umbau im ersten Quartal 886 Millionen Euro. Das dürfte der Grossteil der Kosten sein. Er rechne in den Folgequartalen nicht mehr mit signifikanten Anpassungen, sagte er.
Die Umbaukosten herausgerechnet lief das Quartal für den Konzern sogar so gut, dass Vorstandschef Bill McDermott seine Gewinnprognosen erhöhte. Die Umsätze legten – getrieben durch das stark wachsende Geschäft mit Cloud-Software – um 16 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro zu. Seine Prognosen für den an der Börse viel beachteten um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn hob der Softwarekonzern für dieses Jahr an.
Bis 2023 versprach McDermott seinen Aktionären, die bereinigte operative Marge von SAP kontinuierlich um rund einen Prozentpunkt jährlich zu steigern – also insgesamt um fünf Prozentpunkte. Auch dazu dürfte der Stellenabbau beitragen, der von 2020 an jährlich 750 bis 850 Millionen Euro einsparen soll. Vergangenes Jahr erzielte SAP bei der operativen Marge einen Wert von 29 Prozent.
Zuletzt war SAP an der Börse 123 Milliarden Euro wert. McDermott ist das nicht genug. Kürzlich wiederholte er seine Ambitionen, den Marktwert bis 2023 auf 250 bis 300 Milliarden Euro hochschrauben zu wollen. Der Amerikaner macht Tempo beim Schwenk zu Cloud-Software aus dem Internet und zu Programmen für Kundenbindung, künstliche Intelligenz und Vernetzung von Geräten. So will SAP 2023 mehr als 35 Milliarden Euro Umsatz machen. Nach den jüngsten Milliardenzukäufen wolle sich SAP aber nun auf organisches Wachstum konzentrieren, sagte McDermott. Grössere Übernahmen stünden derzeit nicht zur Debatte.



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