25.05.2011, 06:00 Uhr

Aus Kostentreiber wird Kostensenker

Es wird wieder in IT investiert. Vor allem die Segmente Virtualisierung, Cloud Computing und Sicherheit profitieren vom Aufwärtstrend. Ein massiver Kostenblock bleibt bei all den Kalkulationen allerdings oft unbeachtet: das Speichermanagement.
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Der Autor ist Senior Principal Manager Security Solution bei Symantec Der Unternehmens-IT stehen bessere Zeiten bevor: Neuinvestitionen sehen Marktforscher in erster Linie in den IT-Bereichen Security, Virtualisierung, Cloud Computing und Storage. Vor allem letzterer Bereich konnte in den letzten Jahren zu­legen. Ein genauer Blick in die Management-etagen verdeutlicht, weshalb Storage unabhängig von der Konjunktur gedeiht: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zählt das Sammeln, Auswerten, Analysieren und Nutzen von Informationen zu den wichtigsten Steuermechanismen der Unternehmensführung. Hinzu kommt der Sammelwahn, der durch Gesetze befeuert wird. Um jederzeit juristische Anfragen beantworten zu können, archivieren Firmen nahezu alles. IDC schätzt, dass sich das generelle Datenaufkommen jährlich um 40 Prozent erhöht. Entsprechend wächst das Daten­volumen in den SAN-, NAS- und DAS-Systemen. IT-Verantwortliche reagieren darauf oft unangemessen: Mit neuen Investitionen in zusätzliche – vermeintlich günstige – Storage-Hardware. Hinzu kommen Ausgaben für das entsprechende Personal, für Wartungsverträge und die Pflege mehrerer Managementwerkzeuge.

Wachstum klug begegnen

Wer dem Wachstum nur mit noch mehr Kapazität begegnet, stösst irgendwann an wirtschaftliche Grenzen. Wesentlich effizienter, ökonomischer und damit klüger lösen zentrale Storage-0Resource-Management-Lösungen (SRM) das Speicherproblem. Vor allem in verteilten System­umgebungen können diese hohe Sparpotenziale identifizieren, denn Rechenzentren sind heute alles andere als homogen. Verschiedene Hersteller und Technologien erschweren es den Verantwortlichen, hier den Überblick zu behalten. Dies führt zu isolierten Speicherinseln, die am Ende dürftig ausgelastet sind. Dies belegen auch Zahlen des IDC-Analystenteams. Demnach liegt die durchschnittliche Auslastung der Speichersysteme in einem Storage Area Network (SAN) gerade mal bei 35 bis 40 Prozent. Anders ausgedrückt: Hier liegen budgetierte Ressourcen brach, die an anderer Stelle fehlen. Ein weiteres Manko des unwirtschaftlichen Speichermanagements ist die Arbeitsbelastung von Systemadministratoren. Sie sind aufgrund der unterschiedlichen Storage-Umgebungen gezwungen, die gesamte Infrastruktur im Unternehmen und den diversen Niederlassungen mit mehreren und proprietären Devicemanagern zu verwalten. IT-Leiter verwenden 90 Prozent ihrer Zeit für das Aufrechterhalten des Betriebs und kaum noch für Innovationen. Hinzu kommen Kosten, die durch den Ausfall von Applikationen auftreten – bedingt durch Missstände in der Speicherinfrastruktur. Gründe genug für die Implementierung einer intelligenten SRM-Lösung – erst recht, wenn der Return on Investment (ROI) ins Kalkül gezogen wird. Erfahrungsgemäss lässt sich ein ROI bereits nach wenigen Monaten erreichen. Ziel ist die effiziente Nutzung der riesigen Mengen teurer und ungenutzter Speicherkapazitäten.

Perfektes Timing

Dieses Lösungskonzept hilft aber auch an anderer Stelle. IT-Administratoren weisen Anwendungen üblicherweise deutlich mehr Speicher zu, als diese jemals brauchen werden. Mithilfe intelligenter SRM-Lösungen lässt sich dieser überprovisionierte Speicher entdecken und an anderer Stelle sinnvoll einsetzen. Gleichzeitig kann damit die I/O-Performance der Speicher­infrastruktur permanent überprüft werden. Intelligente Tools klassifizieren automatisch die dort ungenutzte Kapazität an unformatiertem, nicht zugewiesenem Speicher. SRM-Lösungen visualisieren und verwalten also die logischen Speicherkomponenten wie Volume Manager, File-Systeme, Datenbanken und Applikationen. Auf Basis dieser Statusinformationen können die Verantwortlichen dann wirtschaftliche Entscheidungen hinsichtlich der Migration von Daten treffen. Etwa, wenn es darum geht, Informationen auf kostengünstigeren Speicher zu transferieren, Duplikate zu löschen oder veraltete Dateien zu archivieren. Hier greift das sogenannte Volume Management. Dabei wird im Rahmen eines Thin Provisionings ungenutzte Speicherkapazität zusammengefasst und Applikationen automatisch sowie regel­gesteuert zur Verfügung gestellt. Das technische Prinzip: Dem File-Server wird durchweg eine ausreichende Kapazität vorgespielt, die real nicht verfügbar ist. Erst bei der Überschreitung bestimmter Grenzwerte wird aus dem Speicher-Pool automatisch neue Kapazität zugewiesen. Dadurch lässt sich eine Speicherauslastung zwischen 75 und 80 Prozent erzielen.

Konsolidierte Administration

Je heterogener die Systemumgebung, desto mehr Werkzeuge müssen in der Regel verwendet werden und desto weniger aussagekräftig sind Analysen über die tatsächliche Verwendung des Storage. Besonders zeitintensiv gestaltet sich dieser Prozess, wenn zusätzlich Virtualisierung mit im Spiel ist. Speicheradministratoren sind in diesem Szenario gezwungen, Detailinformationen auch von virtuellen Gastsystemen zu beschaffen und sie in die Bewertung einzubringen. Auswertungen bei Symantec haben gezeigt: Durch ein zentrales Monitoring und Reporting lassen sich 50 bis 75 Prozent Zeit und Kosten gegenüber manuellen Prozessen einsparen. Manche SRM-Lösungen beinhalten auch eine Impact-Analyse bei Konfigurationsänderungen. Dabei wird vor jeder Änderung visuell dargestellt, welche Auswirkungen ein Change-Request auf die gesamte Infrastruktur und die Anwendungen im Speichernetzwerk hätte. Ist eine solche Analyse noch mit einem Policy-Management gekoppelt, verringert sich das Risiko um einen weiteren Faktor. Ein einfaches Beispiel aus der Praxis verdeutlicht dies: Die Business Continuity Policy eines Unternehmens definiert, dass jedes Speichersystem über mindestens zwei getrennte Pfade von den Servern erreichbar sein muss. Bei einer Anpassung der Zoning-Tabellen im Fibre Channel Switch überprüft die Management-Software, ob die Policy danach noch erfüllt ist. Wenn nicht, wird dies dem Administrator angezeigt. Dieser kann nun entsprechend reagieren, um wieder gemäss der Business Continuity Policy zu arbeiten. Zwar sind auch damit Ausfallzeiten von Applikationen nicht gänzlich vermeidbar, sie reduzieren sich erfahrungsgemäss aber mindestens um die Hälfte, von 30 Prozent auf 15 Prozent. Am meisten lässt sich dadurch einsparen, dass ungenutzte Speicherkapazitäten zurückgewonnen und zusätzliche Speicheranschaffungen trotz wachsender Datenmengen vermieden werden. Dies ist allerdings nur möglich, wenn das SRM-Tool den langen Weg von der physischen Spindel im Plattensystem bis hoch zur Applikation sauber visuell darstellen kann und alle Abhängigkeiten zwischen einzelnen Komponenten aufzeigt. Nur wenige Werkzeuge auf dem Markt sind dazu in der Lage. Der Grund: Der Entwicklungsaufwand der Hersteller für stete Innovation sowie Weiterentwicklung und Integration offener Speicherstandards wie SMI-S (Storage Management Initiative Specification) der SNIA (Storage Networking Industry Association) ist enorm. Gleichzeitig sind proprietäre Application Programming Interfaces (API) in die Managementlösungen zu integrieren und zu pflegen, damit der gesamte Pfad möglichst vollständig visualisiert werden kann. Ohne diese Ende-zu-Ende-Korrelation über die physische, logische und Business-Ebene können genutzte, freie und verschwendete Kapazitäten aus Applikationssicht nicht vollständig erkannt werden. Um sämtliche Einsparpotenziale auszuschöpfen, ist eine breite heterogene Unterstützung im Speicher-, Netzwerk- und Server­bereich nötig. Speichermanagement bedeutet wesentlich mehr als nur die reine Verwaltung der physischen Bausteine und darf nicht auf die individuelle Produktfamilie einzelner Hersteller beschränkt sein. Taktische Produktentscheidungen, ökonomische Zwänge beim Einkauf oder strategische Firmen-zusammenschlüsse sorgen fast automatisch für eine heterogene Systemlandschaft. Verstärkt wird dieser Trend durch den grossflächigen Einsatz von Speicher- und Servervirtualisierung in den Rechenzentren. Längst haben hier virtuelle Speichersysteme wie HDS TagmaStore, NetApp V-Serie und virtuelle SAN-Appliances wie IBM SVC Einzug gehalten. Kunden installieren heute eine grosse Anzahl von VMware-Servern, die zunehmend geschäftsrelevante Aufgaben wahrnehmen. Es gilt, diese Vielfalt idealerweise mit einem einzigen Managementwerkzeug zu verwalten. Um also bestmöglich zu sparen, muss die SRM-Lösung dementsprechend alle drei Ebenen abdecken: physisches SAN-Management, logisches Storage Resource Management und Business-orientiertes Enterprise Reporting.

Verbrauch in Rechnung stellen

Der Mehrwert einer SRM-Lösung ist am grössten, wenn man Reports nach seinen eigenen Vorstellungen generieren und individuelle Auswertungen über Business-Intelligence-Analysen entwickeln kann. Dabei werden Charge-Back-Funktionen bezogen auf die individuelle Speicherkapazitätsnutzung diverser Geschäftseinheiten und deren Integration in Billing-Systeme für die Rückverrechnung immer bedeutsamer. So werden zusätzlich Kosten eingespart: Denn Abteilungen gehen automatisch wesentlich kostenbewusster mit Ressourcen um, wenn sie für die tatsächliche Nutzung aufkommen müssen.


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