Diese IT-News bestimmten das Jahr 1989
Windows im Dornröschenschlaf
Den Ruf der Schweizer Banken nach mehr «Fenstertechnik» hatte Microsoft im März 1989 offenbar gehört. Das Unternehmen war noch einer von vielen kleineren Software-Anbietern. Gemeinsam mit Marktführer IBM hatten Bill Gates & Co. OS/2 entwickelt, das als das Betriebssystem der Zukunft galt. Es besass die Bedienoberfläche «Presentation Manager», die eben genau die gewünschte «Fenstertechnik» mitbrachte. Parallel hatte Microsoft seit 1985 die Windows-Oberfläche für DOS im Portfolio. Sie schlief 1989 noch einen «Dornröschenschlaf», berichtete Computerworld. Microsoft selbst hatte nur eine Software für den DOS-Aufsatz: Excel wurde gleich inklusive der Windows-Runtime ausgeliefert, da das System noch kaum verbreitet war.
Im März kündigte der Konzern dann die Textverarbeitung Windows Word an, die noch im ersten Halbjahr erscheinen sollte. Anschliessend wollte Redmond das Datenbank-Verwaltungssystem «Omega» (später Access) lancieren, dann das Präsentationsprogramm PowerPoint vom Mac auf Windows portieren. Letztendlich waren die Pläne zu ambitioniert, da sich die Programmierung unter Windows selbst für Microsoft als problematisch erwies. So erschien Word für Windows zwar noch 1989, tauchte aber bis Ende Jahr nicht in den Reseller-Preislisten auf. Omega brauchte bis Januar 1991, während PowerPoint schon im Mai 1990 veröffentlicht wurde. Gleichzeitig, mit dem Marktstart von Windows 3.0 am 22. Mai 1990, begann der Siegeszug der Bedienoberfläche. Zwei Jahre später, mit Windows 3.1, verabschiedete sich Microsoft aus der OS/2-Partnerschaft mit IBM.
Herzdiagnostik mit dem Macintosh
Der Audiopionier und Unternehmer Willi Studer musste Ende der 1980er-Jahre den Niedergang seiner einstigen Weltfirma Studer-Revox miterleben. Sie hatte den Wechsel zur Digitaltechnik verpasst. Im April 1989 bewies Studer nochmals Erfindergeist, indem er den Medien eine Weltneuheit präsentierte: den «Macintosh für Herzuntersuchungen». Dafür hatte er die vom Berner Kardiologen Ernst Sanz erfundene Kardiogoniometrie-Methode weiterentwickelt. Das System bestand aus vier Sensoren, die am Körper des Patienten befestigt werden. Diese «Satelliten» waren mit einem Apple Macintosh SE verbunden, in dem eine von Studer geätzte Platine verbaut war. Wurde am Rechner die Untersuchung gestartet, schrieb eine eigens entwickelte Software pro Sekunde 3000 Messwerte direkt auf die Festplatte. Die Aufzeichnung dauerte 20 Sekunden, sodass 16 Kilobyte Rohdaten generiert wurden. Die anschliessende Auswertung dauerte nur 15 Sekunden.
Studer führte die kürzere Diagnosezeit, die bessere Handhabung durch nur vier statt der üblichen neun Sensoren und die höhere Aussagekraft bei der Diagnose von Erkrankungen der Herzkranzgefässe als Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Elektrokardiogramm (EKG) an. Und den tieferen Preis: Das System wurde für rund 20'000 Franken geliefert. Die Fachwelt anerkannte allerdings lediglich den Fortschritt durch die digitale Signalverarbeitung.
Grösster Monitor der Welt
Allein die schiere Grösse des Mitsubishi XC-3720 mit über 80 Zentimetern Diagonale war Computerworld im Mai 1989 eine Schlagzeile wert: «Riesenbildschirm misst 37 Zoll». Der Distributor Walter Electronic aus Sirnach hatte den damals grössten Kathodenstrahlmonitor der Welt neu ins Verkaufsprogramm genommen – mit einem Preisschild von 19'900 Franken. Der Käufer bekam einen Bildschirm mit einer Auflösung von 640 × 480 Pixeln, wobei die Bildpunkte jeweils einen Millimeter voneinander entfernt waren. Mitsubishi pries das Monster für CAD-Anwendungen und Gruppenpräsentationen an. Da die Ansteuerung der Kathodenstrahlröhre noch nicht standardisiert war, lieferten die Japaner eine Schnittstellenkarte gleich mit.