Cloud-Dienste
22.08.2022, 15:05 Uhr
IG SAP: Widerstand gegen SAP-Preiserhöhung
Die Interessengemeinschaft der Schweizer SAP-Anwender will Widerstand gegen eine Preiserhöhung für Cloud-Dienste leisten. Die Anwendergruppe erwartet, dass die Regelung rückgängig gemacht wird.
Aus dem Data Center im deutschen Walldorf können Cloud-Services von SAP bezogen werden
(Quelle: SAP/Norbert Steinhauser)
Der ERP-Marktführer SAP hat im Sommer neue Vertragsbedingungen für seine Cloud-Produkte veröffentlicht. Danach müssen Neukunden mit einer automatischen Preiserhöhung von 3,3 Prozent pro Jahr rechnen, berichtete zuerst das deutsche «Handelsblatt». Der Hersteller begründete den Schritt mit der «Bereitstellung von kontinuierlich verbesserten und agilen Cloud-Lösungen», was «einer komplexen und umfangreichen Arbeit» bedürfe. «Dieser Aufwand bringt steigende Kosten mit sich», so SAP.
Das Management des deutschen Herstellers habe die «strategische Entscheidung getroffen, jährliche Preisanpassungen für das SAP-Cloud-Lösungsportfolio auf globaler Ebene für Neuverträge vorzunehmen». Damit gleiche SAP seine Angebote an die «branchenüblichen Preismechanismen im Markt» an, argumentierte der Konzern weiter.
Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) und die Schweizer IG SAP erwarten nun, dass die Regelung rückgängig gemacht wird. «In der ‹stillen› Preiserhöhung während den Sommerferien sehen wir Ähnlichkeiten mit dem Vorgehen im 2008, als SAP einseitig die Wartungsgebühren um 30 Prozent erhöhen wollte», kritisiert IG-SAP-Sprecher Peter Hartmann in einer Mitteilung. Vor 14 Jahren konnte SAP dank gemeinsamen Anstrengungen und dem Einbezug der Wettbewerbskommission WEKO überzeugt werden, den kostengünstigeren Standard-Support weiterzuführen, sodass die Preiserhöhung nicht überall zum Tragen kam.
Keine Alternative zur Cloud
Die IG SAP sieht nun die Gefahr, dass die Attraktivität des SAP-Cloud-Angebots durch die zunehmende Bevormundung der Kunden weiter geschmälert werde. Das Interesse am Wechsel in die Cloud sei unter den Schweizer Kunden schon vor der Preiserhöhung eher gering gewesen. Eine automatische Kostenerhöhung unabhängig von Interesse und Nutzung neuer Funktionen sei jedenfalls «fragwürdig», so Hartmann.
Zu den Kritikpunkten der IG SAP gehört, dass die SAP-Bestandskunden regelmässig keine Wahl mehr zwischen On-Premises- oder Cloud-Lösungen hätten. Als Beispiel wird in der Mitteilung die neue Anwendung IBP (Integrated Business Planning for Supply Chain) angeführt. Die Software sei der Nachfolger des APO (Advanced Planner and Optimizer). Sie werde zwar als wesentlich funktionaler und leistungsfähiger beschrieben, sei aber nur als Cloud-Service erhältlich. Hier nutze SAP seine Marktmacht aus und zwinge die Kunden zum Wechsel in die Cloud, heisst es.