Demonstration der Pracht - die Schweizermeister der ICT-Sparten
Telekommunikation
Der Schweizer Telekommunikationsmarkt ist nach wie vor hart umkämpft und schrumpft tendenziell. Zumindest konnten die in den Top 500 von Computerworld aufgeführten Firmen in diesem Bereich 2019 im Vergleich zum Vorjahr 1,5 Prozent weniger Erlöse einfahren. Nur mit Diversifizierung lassen sich die schrumpfenden Einnahmen aus dem Geschäft mit reinen Telekomdienstleistungen halbwegs wettmachen. Beim Platzhirsch Swisscom sieht dies gemäss Geschäftsbericht für das Jahr 2019 so aus, dass das Minus von 4,7 Prozent im helvetischen Geschäft mit Telekomdiensten durch Steigerungen im Bereich Wholesale (+13,6 Prozent) und im Bereich Handelswaren (+12,5 Prozent) sowie mit einem halbwegs stabilen Lösungsgeschäft (-0,6 Prozent) abgefangen wird. Da der Umsatz mit Telekomdienstleistungen nach wie vor der grösste Brocken ist, resultiert unterm Strich ein Nettoumsatzminus von 2,8 Prozent.
“5G ist entscheidend für die leistungsfähige digitale Infrastruktur der Schweiz„
André Krause, Sunrise
Die Erschliessung neuer Geschäftsfelder ist eine Möglichkeit, sich in einem kompetitiven Umfeld zu behaupten. Eine andere ist der Versuch, sich mit einem Konkurrenten zusammenzuschliessen. Zu einem beherrschenden Thema der Branche wurde denn auch 2019 der schlussendlich geplatzte Merger von Sunrise und UPC. Mit dem Schweizer Kabelnetzriesen hätte der zweitgrösste Telko der Schweiz einen direkten Zugang zu vielen helvetischen Haushalten gehabt und die Kundenzahl mit einem Schlag verdoppeln können. Doch ausländische Investoren wie die deutsche Freenet machten dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Unterdessen (Stand Mitte August) bestehen erneut Merger-Absichten, und zwar in umgekehrter Richtung. Nun will die UPC-Mutter Liberty Global Sunrise schlucken. In der Zwischenzeit setzt Sunrise auf Glasfasernetze. Für deren Ausbau und um einen Gegenpart zum Branchenprimus Swisscom zu bilden, kooperieren denn auch ansonsten erbitterte Konkurrenten miteinander. So haben sich im Mai 2020 Sunrise und Salt zusammengeschlossen und die «Swiss Open Fiber» gegründet, mit der die Zahl der FTTH-Anschlüsse (Fiber to the Home) erhöht werden soll. «Mit dieser strategischen Partnerschaft zwischen Salt und Sunrise zur Schaffung einer führenden FTTH-Plattform für ultraschnelle Breitband-Verbindungsdienste wollen wir in den nächsten fünf bis sieben Jahren 1,5 Millionen Schweizer Haushalte erschliessen», umschreibt Salt-CEO Pascal Grieder gegenüber Computerworld das Vorhaben. «Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur landesweiten Digitalisierung und zu einem gesunden Wettbewerb auf dem Glasfaser-Infrastrukturmarkt», ist Grieder überzeugt.
Hoffnung und Sorgen mit 5G
Eine weitere Netzwerktechnik, auf welche die Telekomindustrie grosse Hoffnungen setzt, ist die nächste Mobilfunkgeneration 5G. Anfang 2019 ist hierzulande mit der 5G-Frequenz-Auktion der Startschuss für den Netzaufbau und die Einführung des 5G-Standards gefallen. Hierbei können die Telekomanbieter auch erste Erfolge vorweisen. «Sunrise versorgte per Anfang Juni 2020 554 Städte und Orte mit Highspeed 5G», berichtet Sunrise-CEO André Krause. Der Telko erachtet den Auf- und Ausbau der fünften Mobilfunktechnik denn auch als matchentscheidend. «5G ist ein zentrales Thema und entscheidend für die leistungsfähige digitale Infrastruktur der Schweiz», ist Krause überzeugt. Als Anwendungen, die 5G bieten werde, nennt der Sunrise-Chef denn das Internet of Things (IoT), die Vernetzung von Infrastrukturen mit Geräten und Menschen sowie die Echtzeitsteuerung kritischer Produktionsabläufe. «Davon hängen der zukünftige Erfolg der Wirtschaft und die Entwicklung der Gesellschaft ab», ist Krause überzeugt.
Allerdings bläst den 5G-Anbietern ein gewisser Gegenwind in Form diverser Ausbaumoratorien entgegen. Vor
allem in der Westschweiz formiert sich Widerstand gegen die Errichtung neuer 5G-Antennen. So haben die Kantone Genf, Jura und Waadt entsprechende Massnahmen ergriffen. Hinzu kommt, dass viele einzelne Gemeinden Moratorien erwägen. Schliesslich werden auf lokaler Ebene auch einzelne Antennenstandorte bekämpft. Gemäss einer Mitteilung des Vereins «Schutz vor Strahlung» Ende Juli sind schweizweit 1450 Einsprachen gegen Baugesuche von 5G-Antennen eingereicht worden.
allem in der Westschweiz formiert sich Widerstand gegen die Errichtung neuer 5G-Antennen. So haben die Kantone Genf, Jura und Waadt entsprechende Massnahmen ergriffen. Hinzu kommt, dass viele einzelne Gemeinden Moratorien erwägen. Schliesslich werden auf lokaler Ebene auch einzelne Antennenstandorte bekämpft. Gemäss einer Mitteilung des Vereins «Schutz vor Strahlung» Ende Juli sind schweizweit 1450 Einsprachen gegen Baugesuche von 5G-Antennen eingereicht worden.
Und auch auf Bundesebene ist man vorsichtig geworden. So wurde Anfang Jahr die Publikation von 5G-Richtlinien auf unbestimmte Zeit verschoben. Konkret geht es um Vollzugshilfen, mit denen die Kantone entsprechende Bewilligungen erteilen können. In einem Brief an die Kantone von Ende Januar hält der Bund denn auch fest, dass er weiter an technischen Richtlinien arbeite. «Einen konkreten Zeithorizont für diese Arbeiten können wir nicht nennen», heisst es. Die Ausarbeitung werde «noch einige Zeit in Anspruch nehmen» (vgl. weiteren Artikel zu 5G).
Über diese Verzögerungen sind die Mobilfunkbetreiber natürlich nicht gerade glücklich. «Die im Vergleich zum Ausland zehnfach strengeren Strahlenschutzrichtlinien, weitere Verschärfungen durch die Vollzugsvorschriften oder die komplexen Bewilligungsverfahren für Mobilfunkanlagen drohen, die flächendeckende Einführung der 5G-Funktionalitäten massiv zu verzögern», befürchtet Sunrise-CEO Krause. Das wirke sich nachteilig für die gesamte ICT-Branche aus, ist er überzeugt.
Salt-CEO Grieder bläst ins selbe Horn und bringt sogar aktuelle Techniken ins Spiel, auf die Verzögerungen beim 5G-Ausbau Einfluss haben könnten. «Viele Leute sind sich nicht bewusst, dass die Behinderung des Aufbaus der 5G-Netzwerke sich auch negativ auf die Erweiterung und den Unterhalt der bereits bestehenden Mobilfunkanlagen (3G und 4G) auswirkt und damit potenziell auch die Qualität der heutigen Mobilfunktelefonie beeinträchtigt», sagt er.