Container machen agiler
Plattform als Basis
Auf eine solche Plattform zu setzen, ist aus Sicht von Capgemini zwar verlockend, erfordert jedoch ein hohes Mass an Disziplin: «Der Einsatz von Plattformen verleitet schnell dazu, die Anzahl an Containern und zu verwaltenden Artefakten schier explodieren zu lassen. Dann besteht die Gefahr, dass der Überblick verloren geht, was auf der Plattform eingesetzt wird und welchen Bezug die Teile zueinander haben», mahnt Oliver Weiss. Verteilte Systeme mit vielen Containern stellen nach seiner Einschätzung zudem höhere Anforderungen an das Monitoring, Logging und Tracing. Für Entwickler heisst das: «Sie müssen nicht nur Software entwickeln können, sondern benötigen zusätzliche Kenntnisse. Dazu zählt der Umgang mit Transaktionen, ausserdem das Wissen, wie sich das Debugging auf einer Container-Plattform zur Fehlersuche einsetzen lässt.»
Container orchestrieren
Neben Plattformen spielen Management-Werkzeuge eine zentrale Rolle beim Einsatz von Containern. Wichtig aus Sicht der Nutzer ist, zwischen Containern und deren Orchestrierung zu unterscheiden, betont Markus Eisele, Developer Adoption Program Lead bei Red Hat: «Container sind quasi die Verpackungseinheit für die Anwendungen und können beliebig auf einer Hardware verschoben werden.» Allerdings ist das manuelle Starten und Stoppen sowie das Verteilen dieser Container auf unterschiedliche Hardware-Komponenten mühsam und fehleranfällig. «An dieser Stelle kommt die Orchestrierung ins Spiel», so der Experte von Red Hat.
Kubernetes ist derzeit das wichtigste Tool für das Orchestrieren von Containern, erklärt Chip Childers, Executive Director der Cloud Foundry Foundation (CFF): «Kubernetes entwickelt sich zur bevorzugten Infrastrukturplattform für Unternehmen.» Die Lösung stammt ursprünglich von Google, steht als Open Source aber jedem Unternehmen frei zu Verfügung. Anbieter wie Red Hat, Red Reply und Suse haben rund um Kubernetes Komplettpakete geschnürt.
Ein Beispiel ist OpenShift von Red Hat: «Dies ist nicht einfach nur eine Technologie, die als Baustein implementiert werden muss. Es handelt sich vielmehr um eine unternehmensweite Lösung, die einen zuverlässigen Betrieb von Containern in kritischen Produktivumgebungen ermöglicht», erläutert Markus Eisele.
Komplettpakete
Auch HPE setzt bei seiner Container-Lösung auf ein Komplettpaket inklusive Storage-Interface, mandantenfähigem Datenzugriff und Portierbarkeit von Daten. Die Grundlage bildet die Datenmanagement-Lösung von MapR, einem Anbieter, den HPE 2019 übernommen hat. Pluspunkt einer solchen Plattform ist, dass sie für den Einsatz auf allen Ebenen einer IT-Infrastruktur ausgelegt ist – von der Cloud über Unternehmensrechenzentren bis zum Edge. Hinzu kommen Sicherheitsfunktionen wie eine durchgängige Verschlüsselung von Informationen und eine Authentifizierung von Usern. Vergleichbare Funktionen erhalten Anwender auch mit OpenShift und Plattformen, die andere IT-Dienstleister bereitstellen.
Capgemini etwa bietet mit Devonfw eine Referenzarchitektur für Container sowie eine Software-Entwicklungsplattform an. «Sie besteht aus Bausteinen für DevOps, Cloud und Microservices», so Oliver Weiss. «Mit dem Referenzmodell können Unternehmen trotz der wachsenden Zahl an Frameworks und Plattformen Ordnung schaffen und deren Beziehungen untereinander im Blick behalten.»
Solche Container- und Management-Pakete sind, ebenso wie Cloud-Services, insbesondere für KMUs von Vorteil. Sie erhalten Zugang zu Ressourcen, mit denen sie schneller und mit überschaubarem Aufwand Anwendungen entwickeln, anpassen und betreiben können. Allerdings muss immer geprüft werden, inwieweit man sich in die Abhängigkeit eines Anbieters begibt, wenn man eine Referenz-Plattform einsetzt, die von einem Unternehmen bereitgestellt und unterstützt wird. Gleiches gilt für Frameworks.
Überzogene Erwartungen
Zudem gibt es Stimmen, die vor überzogenen Erwartungen in Bezug auf Kubernetes und Co. warnen: «Die Orchestrierung von Produktionsumgebungen hat einen massiven Hype ausgelöst und wird heute hauptsächlich mit Kubernetes umgesetzt. Das setzt jedoch eine Dimension voraus, die viele Unternehmen schlichtweg nicht haben», betont Colin Rand, Vice President Cloud Product Engineering bei Delphix, Anbieter einer Datenplattform für Unternehmen.
“Die Orchestrierung von Produktionsumgebungen hat einen massiven Hype ausgelöst und wird heute hauptsächlich mit Kubernetes umgesetzt. Das setzt jedoch eine Dimension voraus, die viele Unternehmen schlichtweg nicht haben„
Colin Rand, Vice President Cloud Product Engineering bei Delphix
«Unter diesen Umständen ist es sehr komplex, die Anforderungen hinsichtlich Arbeitslast, Management oder Ressourcensicherung zu erfüllen. Ein Return on Investment im Bereich Infrastrukturkosten-Einsparungen wird so quasi unmöglich, egal ob Sie Ihre Produktionsumgebung On-Premise oder in der Public Cloud betreiben. Der Aufwand für die IT-Abteilung ist dafür zu gross.» Laut Delphix machen Container aber lokale Entwicklungsumgebungen und den Bau von Software-Pipelines viel produktiver. «Selbst kleine IT-Abteilungen arbeiten hierbei profitabel, wenn sie eine öffentlich zugängliche, vollständig gemanagte und in der Cloud bereitgestellte Container-Plattform verwenden», so Rand.