Web 2.0
21.11.2006, 08:52 Uhr
Experten warnen vor einer zweiten Dotcom-Blase
Die Versprechungen des Web 2.0 sind immens, doch sinnvolle Produkte rar. Experten warnen daher vor einer zweiten Dotcom-Blase.
Google-Chef Eric Schmidt prophezeit den mobilen ,,Neo-Netzwerkcomputer" des Web 2.0, der aus dem Alltag der persönlichen Informationsverarbeitung für jedermann nicht mehr wegzudenken sein werde.
Alle, die in der Welt der Webtechniken vorne mitmischen wollen, trafen sich vergangene Woche zur «Web 2.0 Conference» in San Francisco. Google-Chef Eric Schmidt referierte ebenso wie IT-Urgestein Ray Ozzie und Netscape-Altmeister Mark Andreessen. Ins Rampenlicht zu rücken wussten sich auch zahlreiche junge Dotcoms der zweiten Generation. Sie alle wollen sich ein möglichst üppiges Stück vom «Web-2.0-Kuchen» abschneiden.
2.0 bietet etwa populäre Dienste für Privatsurfer wie Wikis, Blogs, Podcasts, Social Networking oder Content Syndication. Zu beachten sei, dass diese Onlinedienste nicht einfach nur das heutige Web ausbauen: «Ein paar coole Features, und schon brummt das Start-up - das funktioniert nicht», warnt Eric Chin von der Risikokapitalgeberin Bay Partners. Gefragt seien «nachhaltige Dienstleistungen». Ansonsten bestehe die Gefahr, dass auch das prosperierende Web 2.0 bald zusammenfalle wie einst das Kartenhaus des ersten Internet-Hypes.
Jonathan Hare von Resilient weist auf weitere Lücken hin: «Dank Browsern gibt es Benutzerschnittstellen für jedermann. Doch für Authentisierung, Lizenzierung und den Datenschutz gibt es bislang nur separate Insellösungen.»
Weniger glamourös, aber unabdingbar und im Idealfall lukrativ sind die Web-Infrastrukturen, die im Hintergrund dafür sorgen, dass 2.0-Dienste ablaufen können, sagt Michael Gordon, Chefstratege von Limelight. Das fünfjährige Start-up bietet eine Netzwerkinfrastruktur für Video, Musik und Spiele und schreibt damit seit drei Jahren schwarze Zahlen. Und auch wer Blogs und Social Networks vor der Überflutung mit Spam schützen könne, habe ein grosses potenzielles Aktionsfeld, meint Toni Schneider, Chef der Spamfilterin Automattic.
Natürlich sind die etablierten IT-Platzhirsche nicht gewillt, den Newcomern einfach so Claims abzutreten. Google-Chef Eric Schmidt propagiert daher den «Neo-Netzwerkcomputer», einen Handheld, der einst altäglich genutzt werden solle, um persönliche Informationen zu verwalten.
Mt ihrem Kollaborationspaket «Suite Two» zielt Intel auf Kleinfirmen. Sie finden darin Module für Blogs, RSS-Feeds, Wikis und Social Networking. Damit trägt die Chipspezialistin der Tatsache Rechnung, dass die in der Consumerwelt gross gewordenen Blogs immer öfter auch von Unternehmen genutzt werden.
Die Internettelefonistin Skype schliesslich will unter dem Label «Skypecast» Audio-Chats für Surfer lancieren.
Catharina Bujnoch