13.05.2016, 12:07 Uhr

Blockchain als Gefahr für die Finanzindustrie

Dutzende Grossbanken erforschen das Potenzial der Blockchain-Technologie für Finanztransaktionen. Eine Studie weist grosse Effizienzgewinne nach.
Die Blockchain-Technologie hat das Potenzial, die globalen Finanzmärkte fundamental zu verändern. Wie eine Studie des BearingPoint Institute zeigt, stellt Blockchain die Existenz der Intermediäre in Frage, da Transaktionen direkt zwischen Zahlendem und Empfänger abgewickelt werden. Für sowohl Zahlungsdienstleister, Vermögensverwalter als auch Zentralbanken besteht eine «existenzielle» Gefahr, so BearingPoint.
Das Potenzial der Blockchain-Technologie zeigt BearingPoint-Partnerin Iris Grewe anhand einer internationalen Zahlung auf: Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer von Transaktionen könnte von 96 Stunden auf 0,1 Sekunden verkürzt werden. Gleichzeitig würden die durchschnittlichen Kosten von bis zu 40 US-Dollar pro Transaktion auf nur noch 10 US-Dollar fallen. Grewe betont, dass die grosse Anzahl an Intermediären heute dafür verantwortlich ist, dass eine Transaktion lange Zeit benötigt und hohe Kosten verursacht.

Milliarden-Investitionen

Für die Studie hat BearingPoint ermittelt, dass mit der Technologie bis 2022 zwischen 13 bis 18 Milliarden Euro pro Jahr in der Bankeninfrastruktur eingespart werden könnten. Blockchain liesse sich beispielsweise Nutzen, um länderübergreifende Zahlungen, den Handel mit Wertpapieren oder die Erfüllung regulatorischer Auflagen zu optimieren.  Bis 2017 will die Finanzindustrie eine Milliarde US-Dollar in die Technologie investieren, erklärt BearingPoint. Die Banken hätten bereits rund 20 Projekte, häufig gemeinsam mit Start-ups, implementiert. So forschten etwa Credit Suisse und UBS mit dem Start-up R3 an Anwendungsmöglichkeiten für Blockchain bei Finanztransaktionen. Barclays und UBS entwickelten auf der Basis der Ethereum-Technologie (auch als Blockchain 2.0 bezeichnet) «intelligente» Verträge, mit denen sich auch komplexe Finanzprodukte realisieren liessen.

Bitcoin statt Franken

Wenn Finanztransaktionen mithilfe der Blockchain-Technologie abgewickelt und Intermediäre überflüssig werden, könnten das gesamte Finanzsystem infrage gestellt werden. Für Philip Godsiff vom Centre for the Digital Economy der britischen Surrey Business School ist es durchaus vorstellbar, dass auch Zentralbanken nicht mehr benötigt werden, wenn sich Unternehmen und Privatpersonen gegen Banken entscheiden. Er hat die BearingPoint-Studie wissenschaftlich begleitet. Der Experte und Co-Autor der BearingPoint-Studie glaubt, dass ohne die Zentralbanken auch die staatlich kontrollierten Währungen durch digitale Zahlungsmittel wie etwa Bitcoin ersetzt werden könnten. «Blockchains könnten schon bald zu einer existentiellen Gefahr für das Finanzsystem führen», meint Godsiff.



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