18.09.2017, 13:15 Uhr

Bestandesaufnahme zur Blockchain-Technologie

Die Hype-Themen Kryptowährung und Blockchain wurden am Event «Crypto 17» im Zürcher Kaufleuten von vielen Seiten beleuchtet. Nebst den Zukunftsaussichten für Bitcoin und Co. erfuhren die Anwesenden auch, wie virtuelles Geld die Entwicklungshilfe unterstützen kann.
Am Donnerstagnachmittag haben sich Unternehmer, Investoren und Interessierte im Zürcher Kaufleuten zur «Finance 2.0 – Crypto 17»-Konferenz getroffen. Am Event, der bis auf den letzten Platz ausverkauft war, drehte sich alles um die Themen Blockchain und Kryptowährung. Den Anfang machte der ehemalige Privatbankier Konrad Hummler. Er sprach in seinem halbstündigen Vortrag über die sozioökonomischen Auswirkungen der Blockchain-Technologie. Hummler, der laut eigenen Angaben vor zwei Jahren damit begonnen hatte, sich intensiv mit der Blockchain auseinanderzusetzen, zeichnete für die Bankenwelt gleich ein paar düstere Szenarien auf. Weil Individuen in diesem System mehr Stellenwert beigemessen werde und es sich weitgehend selbst reguliere, bedeute dies einen Machtverlust für Institutionen. «Es wird deshalb eine Revolution geben und es wird keine angenehme sein», sagte Hummler.
Doch auch bei den Kryptowährungen, von denen heute fast täglich neue entstehen, solle sich Grundlegendes verändern. «Langfristig wird nur die stärkste Kryptowährung überleben können», sagte Hummler. Er verglich das Phänomen dabei mit Spermien – bei denen könne sich am Ende schliesslich auch nur eines durchsetzen, so der heutige Publizist. Nächste Seite: Krypto-Technologien in der Entwicklungshilfe Krypto-Technologien in der Entwicklungshilfe Mal abgesehen von allen Investitionsmöglichkeiten könnten Kryptowährungen und Blockchain-Technologien auch dabei helfen, Probleme in Schwellenländern zu bekämpfen, wie Jean-Baptiste Decorzent erläuterte. Zwei Anwendungsbereiche zeigte der Unternehmer während seinem Vortrag auf.
«Weil das Führen von Bankkonten sehr teuer ist, haben weltweit rund zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zum Banken-System», erklärte Decorzent. Noch sei es zwar nicht überall der Fall, aber dank den Kryptowährungen könnten nun auch Menschen in Schwellenländern an internationalen Finanztransaktionen teilnehmen. Und im Diamantenhandel könnte die Blockchain künftig genutzt werden, um den Handel mit Edelsteinen aus Krisengebieten, sogenannten «Blutdiamanten», einzudämmen. «Das System, das den Handel mit solchen Diamanten heute verhindern sollte, ist sehr löchrig», erklärt Decorzent. Eine digitale Zertifizierung von Diamanten auf einem unveränderbaren Ledger soll Betrügereien Einhalt gebieten können. «Wenn ein Nutzen für die Technologie da ist, dann wird Blockchain richtig interessant», fügte Sunnie Groeneveld abschliessend zu Decorzents Präsentation hinzu. Groeneveld führte als Moderatorin durch den Nachmittag. Nächste Seite: Der Hype um ICOs Der Hype um ICOs In der abschliessenden Panel-Diskussion sprachen fünf Experten über die Chancen und Gefahren von ICOs (Initial Coin Offerings). Es diskutierten mit: Daniel Haudenschild, CEO der Swisscom Blockchain AG, Marc Degen vom Start-up modum.io, Daniel Diemers von Pricewaterhouse Coopers, Patrick Schilz von Lakeside Partners sowie der US-amerikanische Trader Tone Vays. Schnell kristallisierte sich heraus, dass insbesondere ein Teilnehmer der Diskussion eine komplett gegensätzliche Meinung zu allen anderen vertrat. Sehr kritisch steht nämlich Tone Vays den ICOs gegenüber, wie er während der Diskussion unschwer zu erkennen gab. «Der aktuelle Hype um ICOs führt dazu, dass Personen blind investieren», sagte Vays. Und das sei gefährlich, zumal Firmen lediglich über eine Internet-Domain und ein Whitepaper verfügen müssten, um ein solches durchzuführen.
Die Befürworter der Runde hoben ihrerseits hervor, dass jede Person an einem ICO teilnehmen könne – im Gegensatz zu Börsengängen von Unternehmen. Zudem sei es gerade für Start-ups eine effiziente Art und Weise, um an Kapital zu kommen, wie Marc Degen, Mitgründer des Start-ups modum.io zu bedenken gab. Einig war sich das Panel aber in dem Punkt, dass es sich dabei für Anleger um Hochrisiko-Investments handle. Und das müsse sich jede und jeder bewusst sein.



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