Bitcoin & Co.
17.06.2016, 13:36 Uhr
Hat der Franken ausgedient?
Die Schweden zahlen mehrheitlich elektronisch. In der Schweiz ist das Bargeld noch dominant, aber virtuelle Währungen wie Bitcoin könnten auch hier den Franken ersetzen.
Die Schweden zahlen heute mehrheitlich mit Kreditkarte oder Smartphone-App. Das hat in erster Linie ökonomische Gründe: Banken verlangten in Vergangenheit hohe Gebühren für Schecks, die Ausgabe und Verteilung von Bargeld in dem grossflächigen Königreich war aufwendig sowie kostspielig. Um Gebühren sowie Geld zu sparen, setzten die technikaffinen Bürger schon früh zunächst auf Kreditkarten und mittlerweile auch auf das Handy, wie der ehemalige schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt an einem Anlass des Brsenbetreibers Six in Zürich sagte. Heute würden noch 20 Prozent der Zahlungen in Münzen und Scheinen erfolgen.
Früher standen auch in schwedischen Geschäften und Restaurants an den Kassen Schilder mit der Aufschrift «Keine Kartenzahlung». Heute steht dort: «Kein Bargeld», berichtete Reinfeldt. Der Wandel liess sich aber nicht politisch erzwingen, er sei eine Eigenentwicklung des Marktes gewesen. Die Regierung, der Reinfeldt von 2006 bis 2014 vorstand, förderte allerdings mit der Gesetzgebung diejenigen Bereiche, in denen Bargeld gängig oder gar unersetzbar war. So wurden die Vorschriften für unregelmässige Beschäftigungsverhältnisse geändert. Der Babysitter kann nun via Smartphone bezahlt werden, der Reinigungsdienst am Zügeltermin ebenfalls. Mit den neuen Rechtsvorschriften hat Schweden auch einen Beitrag zur Bekämpfung der Schwarzarbeit geleistet, führte der Ex-Ministerpräsident aus. Eine geringe Bargeldmenge sei ausserdem hilfreich, um Diebstahl, Geldwäsche und illegalen Handel einzudämmen. Einen vollständigen Wechsel auf digitale Währung erwartet Reinfeldt in seinem Heimatland vorerst aber nicht. Ein Hauptgrund sei, dass die Bürger der schwedischen Krone vertrauen würden. Eine Währung wie Bitcoin geniesse dieses Vertrauen noch nicht. Nächste Seite: SNB als Innovationstreiber Die virtuellen Währungen könnten helfen, kriminelle Aktivitäten einzudämmen, sagte Johann Gevers, Gründer des Zuger Fintechs Monetas, an dem Anlass. Die zugrundeliegende Blockchain-Technologie sei öffentlich, alle Transaktionen für jeden Benutzer einsehbar. Dies könne ein Vorteil sein, bei der Anwendung als Währung aber auch ein Nachteil. Denn kein Verbraucher wolle offenlegen, wofür er Geld ausgibt. Gevers Lösung ist die Handelsplattform Monedas. Die Werte sind in der Blockchain gespeichert, Handel wird aber abseits der Blockchain getrieben. Das erlaube private Transaktionen, die günstig und schnell abgewickelt werden könnten, sagte er. So könnten beispielsweise Bitcoins langfristig durchaus den Franken ersetzen.
Für eine Initiative der Zentralbanken bei dem Aufbau einer zukünftigen Basis-Infrastruktur für Finanzdienstleistungen plädierte Professor Aleksander Berentsen von der Universität Basel. So könnte das Vertrauen der Bevölkerung für alternative Technologie gewonnen werden. Dies könne Blockchain nur bedingt leisten, sagte der Professor für Wirtschaftstheorie. Die Schweizerische Nationalbank könnte beispielsweise jedermann ? und nicht nur den rund 200 Schweizer Banken ? einen Zugang zum Zahlungsmittelsystem geben. Dann liesse sich der Franken erhalten, die Banken aber würden ihr Monopol verlieren.
Der Group CEO von Six, Urs Rüegsegger, äusserte sich überzeugt, dass in 20 Jahren die Mehrheit der Zahlungen auch in der Schweiz elektronisch erfolgen werden ? wie heute schon in Schweden. Er wollte sich an dem Anlass jedoch nicht festlegen, ob dann noch der Schweizer Franken oder eine Kryptowährung verwendet wird.