CIO-Roundtable 29.06.2015, 13:34 Uhr

Big Data, Big Business?

Acht CIOs namhafter Schweizer Unternehmen diskutierten gemeinsam über Big Data. In der Schweiz steckt das Thema noch in den Kinderschuhen.
Big Data wird nicht kommen, Big Data ist bereits. Doch wie gehen Firmen gewinnbringend damit um? Um aus der Datenflut - von Maschinendaten bis zu den Likes und Tweets sozialer Foren - nützliche Informationen zu ziehen, braucht es mehr als Daten. Wie wird aus Big Data ein verwertbarer Geschäftsentscheid? Computerworld hat zur Beantwortung dieser Frage - zusammen mit T-Systems Schweiz - IT-Verantwortliche zum offenen Austausch unter CIO-Berufskollegen in die Bibliothek des Dolder Grand geladen.

Ideen sind gefragt

Roland Thürig, Leiter Business Applications bei Hotelplan Group, nannte zu Big Data die Analyse des Buchungsverhaltens, womit die Migros-Tochter versuche, «den Kunden dann abzuholen, wenn er buchungsbereit ist». Mit dem Migros Cumulus System würde bei der Hotelplan-Gruppe die Möglichkeit bestehen, den eigenen Kundenstamm mit der Migros abzugleichen und entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen. «Wenn ein Kunde Erdbeerjoghurt kauft, heisst das aber nicht, dass wir daraus bestimmte Reise-Destinationen ableiten könnten» sagte er. Es wäre aber immerhin denkbar, zum Beispiel nach dem Verkauf eines Schnorchel-Sets ein kundenspezifisches Tauchferien-Angebot zu versenden.
Mark de Munk, Head of Wealth IT bei der Bank Coutts & Co. wurde ebenfalls konkret. Bereits 2006 sammelte er bei Goldman Sachs erste Erfahrungen mit Big Data: «Wir wollten eruieren, wieso gewisse Mitarbeiter Top-Banker sind. Durch die Auswertung unzähliger Daten haben wir gesehen, wie diese vorgehen.» Daraus resultierte bei den restlichen Bankern eine Umsatzsteigerung.

Wo ist der Data-Scientist?

Um Big Data sinnvoll zu nutzen, sind gewinnbringende Ideen gefragt - und damit auch Spezialisten, welche mit Daten umzugehen wissen. «Die Stelle als Data-Scientist gibt es noch nicht bei uns. Diesbezügliche Aktivitäten werden bei uns in den Business-Abteilungen gemacht», so Thürig. Die anwesenden CIOs sind natürlich ebenfalls an Fachkräften interessiert, die Big Data zum Big Business machen. «Wir sind auf Leute angewiesen, die wissen, wie man die richtigen Fragen stellt, wie man gute Lösungen implementiert und wie man Daten sinnvoll auswertet», so Markus Riner, Leiter Information & Communication Technology bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ).  Auf der nächsten Seite: Datenschutz als Big-Data-Bremse?

IT versus Finance

Neben einer zündenden Idee und den passenden Köpfen ist die Finanzierung neuer Projekte genauso wichtig. Am Roundtable bestätigen die CIOs, dass ihre Unternehmen beim Tracking des Kundenverhaltens auf ihrer Website aktiv sind. Hier ist der Nutzen von Big Data belegt - eine kundenfreundliche Website kann den Umsatz spürbar heben. Wenn es jedoch um abstraktere Versuchsballone mit Big Data geht, blocken viele CFOs ab - Schweizer IT-Abteilungen stehen zunehmend unter Kostendruck. So rät Thomas Arter, Product Manager und Big-Data-Experte bei T-Systems Schweiz, zu überschaubaren Neuerungen: «Die kleinen, experimentellen Sachen sind oftmals erfolgreicher.» Big Data sollte gewissermassen als Small Data beginnen, um den Zuspruch der Geschäftsleitung zu erhalten.

Datenschutz als Big-Data-Bremse

Jan Küpfer, Head Governance, Risk & Compliance bei Swiss Life, sieht auch rechtliche und regulatorische Hürden, die Big-Data-Projekte behindern könnten. «Die Frage ist oftmals, wie weit wir personenbezogene Daten und Persönlichkeitsprofile im Rahmen von Big Data überhaupt nutzen dürfen», sagte Küpfer. Zudem wird bei grossen Big-Data-Projekten auf externe Unterstützung zurückgegriffen. In der Finanzindustrie muss deshalb neben den datenschutzrechtlichen Aspekten auch eine etwaige Genehmigung der Finanzmarktaufsicht (Finma) berücksichtigt werden. «Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der rechtlichen und regulatorischen Ausgangslage können so leider zur eigentlichen Big-Data-Bremse werden», so Küpfer. Beim anschliessenden Essen hoch über Zürich kam das Gespräch auf die Zukunft von Big Data: Für jüngere Menschen ist die Herausgabe persönlicher Daten längst gang und gäbe. Wer fleissig Persönliches in sozialen Medien postet, wird auch eher bereit sein, seine Daten an kreative Unternehmen weiterzugeben - solange nicht nur das Unternehmen profitiert. Wie das gehen könnte, zeigt im Ansatz bereits das «Cumulus»-System.



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