Gastbeitrag 08.07.2024, 12:56 Uhr

Mit klarem Fokus zum modernen Netzwerk

In Unternehmen werden Netzwerke häufig als Hygienefaktor der IT betrachtet. Unklare Zuständigkeiten führen zu mangelndem Fokus bei der Netzwerk­modernisierung. Mit diesen 3 Phasen klappt der Rollout trotzdem.
Netzwerkmigration ist wie ein Hausbau: Wird das Fundament mit Aufmerksamkeit gegossen, baut es sich danach umso leichter.
(Quelle: AdobeStock/Samon)
Die Entscheidung ist getroffen; ein Netzwerk-Anbieter hat den Zuschlag bekommen; die Vertragsunterschriften sind da. Die Arbeit aber beginnt erst dann. Netzwerke werden immer mehr als Hygienefaktor betrachtet: Sie sind da und haben zu funktionieren. Diese Erwartungshaltung ist aus dem privaten Umfeld geprägt: WLAN zu Hause oder LTE auf dem Handy? Beides ist vorhanden und läuft, ohne dass wir uns grosse Gedanken darum machen.
Firmennetzwerke sind jedoch ein sensibles Konstrukt. Sie bedürfen der richtigen und an den Unternehmensbedürfnissen ausgerichteten Konfiguration, damit sie zum Stützpfeiler der digitalen Transformation sowie sicherer Kommunikation werden.

Wie ein Formel-1-Auto: Individuell und passgenau

Individuelle Lösung oder Standard-Produkte beim Netzwerk – dies ist oftmals die Frage. Beim Roll-Out ist dies jedoch tatsächlich irrelevant. Der Grund ist, dass jedes Unternehmen und jeder Standort seine individuelle Konfiguration benötigt. Je einfacher diese ist, desto schneller kann die Modernisierung und damit verbundene Migration erfolgen. Dennoch müssen auch Produkte von der Stange konfiguriert werden. Generell werden drei Phasen bei der Netzwerkmigration betrachtet:
1. Planung
2. Bestellung und Konfiguration
3. Vor-Ort-Installation sowie Go-Live

Phase 1: Planung

Für die Angebotserstellung werden vom Kunden oftmals nur grundlegende bzw. minimale Informationen zu den Standorten mitgeteilt, wie z. B. Land, Ort oder benötigte Bandbreiten. Für eine genaue Konfiguration ist das nicht hinreichend, denn es gibt viele Puzzlestücke. Notwendig ist ein Verständnis der Randbedingungen: Welche Schnittstellen gibt es zum WAN, zur IT oder zu den Cloud-Anbietern? Wie unterscheidet sich die momentane Betriebsvariante (Current Mode of Operations – CMO) von der zukünftigen (Future Mode of Operations – FMO)? Welche Netzwerk-Module müssen installiert sein?
Die Herausforderung für den Provider ist, dass beim Kunden selten eine Übersicht bzw. Dokumentation des vorhandenen Netzwerks an einer Stelle vorhanden ist. Daher müssen verschiedene Abteilungen und Stakeholder eingebunden werden. Die Planungsphase wird beim Kunden häufig unterschätzt. Aufgabe des Providers ist, die für die Netzwerkplanung relevanten Fragen zu stellen und die Datenerhebung sowie Diskussion zu starten. In einem Zeitraum von 2 bis 6 Wochen werden ca. 20 % der unabdingbaren Daten gesammelt. Damit ist der Provider in der Lage, die Bestellung der benötigten Hardware beim Hersteller auszulösen.
Die vier grössten Fehler
1. Ungeklärte 3W's: Was? Wohin? Wann?
2. Mangelnder Fokus und Sensibilität
3. Neue Anforderungen nach der Planungsphase
4. Zwischenmenschlichkeit: Gute Beziehung zwischen Kunden und Provider ist das Schmiermittel für den Erfolg

Phase 2: Bestellung und Vorkonfiguration

Ist die Bestellung erfolgt, gibt es kein günstiges Zurück mehr. Warum? Die o. g. Diskussionen bewirken einen Weckruf in verschiedenen Abteilungen. Der Wind der geplanten Netzwerk-Veränderungen wird im Unternehmen spürbar und entwickelt eine Eigendynamik in Form neuer, bisher nicht bekannter Anforderungen. Beispielsweise möchten Bereiche oder Abteilungen das neue Netzwerk nutzen, um zu modernisieren oder Synergien zu erzeugen, Einsparungen zu erzielen oder alte Systeme abzuschalten. Solche Bedarfe lassen sich nicht im Nachhinein "einkippen". Ähnlich wie bei der Bestellung eines Fahrzeugs. Änderungen der Konfiguration sind nur möglich, wenn die Teile nicht schon bestellt und der Produktionsprozess noch nicht gestartet wurden. Der Fokus der an der Netzwerkmodernisierung beteiligten oder davon berührten Abteilungen entscheidet über eine reibungslose Migration. Die Empfehlung ist klar: Zeit und Ressourcen bei den Mitarbeitern vorsehen. Denn: ein «das kannst du nebenbei mitmachen» Ansatz entpuppt sich als das teuerste Bauteil in einer Netzwerkmigration.
Ist die Hardware beim Provider eingetroffen, wird sie auf Vollständigkeit geprüft und die Vorkonfiguration beginnt. Netzwerkarchitekten integrieren z. B. zusätzliche Netzteile oder Stromversorgungen, speichern Images, Standortinformationen, IP-Adressen, Netzfunktionen, etc. Der Versand beginnt ca. 14 Tage vor der Migration. Dies ist der Moment, an dem alle Daten vom Kunden beigestellt sein müssen. Das ist der Point-of-no-return, ansonsten sind Verzöge.
Wussten Sie?
In Indien müssen alle Netzwerk-Log Files vorgehalten und auf Verlangen an die Behörden übergeben werden.
Die Autoren
v.l.n.r.
Deutsche Telecom
Thomas Dingel, Managing Director, Deutsche Telekom Global Business & Security Schweiz AG
Dr. Branislav Poletanović, Sales Engagement Manager Deutsche Telekom Global Business Solutions
Stefan Visagie, Lead Architect, Deutsche Telekom Global Business Solutions Austria

Autor(in) Deutsche Telekom Global Business und Security Schweiz AG



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