14.10.2008, 16:50 Uhr
Webseitenbetreiber ziehen den Kürzeren
An der Tagung "Erfolg im Internet?" in Solothurn wurden die Chancen, der Nutzen und die Gefahren der Vermarktung im Web thematisiert.
An der Konferenz - sie wurde veranstaltet von "Codex flores", einer Schweizer Onlineplattform für klassische Musik - sind unter anderem Fragen des effizienten Marketings erörtert worden. Obwohl das Publikum vor allem aus Vertetern des Kultur-Business bestand, waren die Kernaussagen der Referate auch von Relevanz für viele Betriebe, die über eine Webpräsenz verfügen oder einen eigenen WWW-Dienst betreiben.
So ging Wolfgang Böhler, Geschäftsführer von Codex flores, in seinem Grundsatzreferat auf die derzeit gebräuchlichen Werbeformen im Web ein. Diese seien gekennzeichnet durch eine zunehmende Demokratisierung. Um Werbung auf der eigenen Seite anzubieten, seien keine professionellen Vermittler mehr nötig. Suchmaschinenvermarkter wie Google und sogenannte Affiliates-Netzwerke wie etwa Zanox und Tradedoubler bieten dem Webseitenbetreiber die Möglichkeit, Teile seines Auftritts in eine Litfasssäule zu verwandeln, und das auch noch gratis und franko.
Doch kann etwas, das nichts kostet, auch viel wert sein? Böhler warnt in seinem Vortrag die Teilnehmer vor diesen Werbeformen. Bei den Affiliate-Netzen erhalten die Betreiber beispielsweise nur dann Geld, wenn die Surfer auf den Banner clicken und etwas bestellen oder ihre E-Mail-Adresse beim Werber hinterlassen. "Man macht mit dem sichtbaren Banner 'ewig' lange Image-Werbung für einen Anbieter oder ein Produkt, ohne auch nur einen Rappen dafür zu erhalten", meint Böhler. Daneben hätten die beworbenen Produkte oft nur wenig mit dem Inhalt der Webseite zu tun, ja sie könnten diesen direkt stören. "Kurzum, Sie verschandeln ihren eigenen Webauftritt und haben sozusagen keine Einnahmen", warnt er.
Auch die kontext-sensitiven Textanzeigen von Google und Yahoo sind laut Böhler mit Vorsicht zu geniessen. "Diese Werbe-Links verweisen oft auf die Seiten der Konkurrenz", berichtet er. Zwar könne man den Ausschluss von konkurrierenden Links bei Google beantragen, aber viele würden aus Unwissenheit darauf verzichten. Hauptproblem bei den Google-Anzeigen sei allerdings auch der geringe Verdienst. Weil die Textanzeigen selten angeklickt werden, bewegten sich die Provisionsgewinne in einem symbolischen Bereich und tendierten gegen Null.
Online-Games als Werbeform der Zukunft
Eine Tour d'Horizon des Web-Marketings bot an der Konferenz in Solothurn Daniel Ritschard von der Internet-Beraterin Webgearing. Besonders wichtig sei beispielsweise die gute Platzierung bei den Suchresultaten bei Google. Eine entsprechende Optimierung müsse allerdings immer wieder erneuert werden, da Google die Ranking-Konditionen ständig anpasse und verändere. In diesem Zusammenhang empfielt Ritschard, sich bei Google einen Textwerbeplatz bei bestimmten Suchbegriffen zu reservieren, der pro Click abgerechnet wird.
Derweil würden diverse neue Marketing-Möglichkeiten ausgelotet. Beliebt sei derzeit etwa, ein Online-Spiel anzubieten, so Ritschard. Diese Kombination aus Werbung und Unterhaltung habe mehrere Vorteile. Sie schaffe ein Markenbewusstsein und hämmere den Spielern, ohne dass sie es merkten, eine Werbebotschaft ein. Wenn das Game gut gemacht sei, werde der Link sogar weitergegeben und die Beworbenen würden gleich auch zu Werbern.
Diese Form der Werbung sei aber noch wenig erforscht, gibt Ritschard zu bedenken. Ähnliches gilt für weitere Marketingformen, die im Entstehen sind, wie etwa mit Hilfe des Handys oder über Windows Live Alerts, die bei gewissen Ereignissen den Anwender über das Chat-Programm Windows Live Messenger informieren. Schliesslich verwies er auf sogenannte Widgets und Gadgets, Mini-Applikationen auf der Benutzeroberfläche des PC oder in Webseiten, die ebenfalls als Werbeplattform hinhalten können.