Kamera-Test 07.12.2023, 10:15 Uhr

Panasonic Lumix G9 II im Test

Mit der G9 II verschwimmt die Linie zwischen Foto- und Videokameras noch mehr. Und vielleicht mehr als nötig.
Die Lumix G9 II verwendet das Chassis der S5 II
(Quelle: Panasonic)
Mit der GH5 und der G9 lancierte Panasonic vor einigen Jahren zwei richtige Schwergewichte. Allerdings nur im übertragenen Sinn, denn die beiden Kameras waren zwar schwer bepackt mit Features, aber insgesamt eher kompakt, Micro-Four-Thirds sei Dank. Eine GH6 gibt es schon eine Weile, und mit den neuen Vollformat-Kameras hat Panasonic technisch einen weiteren Sprung nach vorn gemacht. So sieht die ursprüngliche G9 mittlerweile etwas angestaubt aus. Zeit also für eine neue Version. Die G9 II kommt mit einem komplett neuen Gehäuse und ein paar starken Features, die ein breites Publikum ansprechen dürften.
Genau genommen ist das Gehäuse zwar gar nicht komplett neu. Es handelt sich nämlich um das gleiche Chassis wie bei der S5 II. Nur der Lüfter fehlt, und das Objektiv-Mount ist für die MFT-Kamera natürlich kleiner. Ansonsten sind die beiden Kameras äusserlich quasi identisch. Das heisst im Positiven, dass die G9 II genauso bequem zu bedienen ist, wie eine Vollformat-DSLM, im Negativen aber auch, dass sie genauso gross und schwer ist. Von den Vorteilen des MFT-Systems bleiben da höchstens noch die kompakteren Objektive, wobei das nicht zu unterschätzen ist.
Die Bedienung ist wie bei der S5 II, was grösstenteils gut so ist
Quelle: Panasonic
Bereits im Test zur S5 II haben wir die Bedienung gelobt, daher gilt das auch für die G9 II, die in diesem Punkt identisch ist. Die Buttons sind sinnvoll platziert und allesamt bequem zu erreichen. Dazu liegt die Kamera angenehm in der Hand und ist trotz der ordentlichen Grösse nicht übergross. Den einzigen Nachteil der S5 II hat Panasonic leider auch übernommen: Das Steuerkreuz ist weiterhin schwammig. Dank Touch-Display und Joystick braucht man es aber nicht so oft.
Im Hinblick auf Anschlüsse und Ausstattung bietet die G9 II mehr als üblich. Neben dem HDMI-A-Anschluss gibt es USB-C, über das auch eine SSD angeschlossen werden kann, und 3,5-mm-Steckplätze für Mikrofon und Kopfhörer. Aufgenommen wird auf zwei SD-Karten. In einem kleineren Body hätte wahrscheinlich das eine oder andere dieser Features dem Platzmangel klein beigeben müssen. Was hingegen fehlt, ist das LCD auf der Oberseite, welches bei der G9 noch verbaut war. Stattdessen findet man dort das Modus-Rad, welches früher links vom Sucher angebracht war. Dort befindet sich neu das Auswahlrad für den Auslöser.
Anschlüsse gibt es mehr als bei den meisten Konkurrenten
Quelle: Panasonic
Die G9 war noch klar als Foto-Pendant zur Video-First-Kamera GH5 platziert worden. Bei der G9 II geht es deutlich stärker in Richtung Video. Zwar sind die Foto-Features der Kamera nach wie vor stark, aber deutlich weniger prioritär wie noch beim Vorgängermodell. Von Panasonic her dürfte das weniger ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, sondern mehr eine Sparmethode. Das Gehäuse der S5 II wiederzuverwenden, spart Panasonic ziemlich sicher eine Menge Geld.

Sensor & Bildqualität

Der Sensor der G9 II ist ebenso neu wie der Rest der Kamera. Ein 25,5-Mpx-Modell kommt zum Zug, und bietet ein langersehntes Feature: Phasenerkennungs-Fokus. Jahrelang war es die Achillesferse der Lumix-Kameras. Mit der S5 II hielt die Technologie endlich bei Panasonic Einzug, und auch die G9 II kommt in den Genuss des deutlich verbesserten Autofokus. In der Praxis bedeutet das: Schnelleres und zuverlässigeres Fokussieren, und vor allem kein «Hunting» mehr. Dabei bewegte sich der Fokus im alten, rein kontrastbasierten System, erst vor und hinter den gewählten Fokuspunkt, um sich genau auf das Ziel zu fokussieren. Mit Phasenerkennung geht das aus einem Guss und praktisch ohne Verzögerung. Der neue Bildprozessor bietet zudem neue Tracking-Funktionen und kann neben Menschen auch Tiere und Motorfahrzeuge erkennen.
Der kleine MFT-Sensor liefert solide Qualität ab
Quelle: Panasonic
Die Fotos der G9 II sind einer modernen Kamera würdig. Die Details sind so gut, wie sie in einer MFT-Kamera derzeit machbar sind. Farben verarbeitet die G9 II realistisch und unaufgeregt. Die Kamera belichtet im Auto-Modus eher etwas niedrig. Das verhindert Clipping in den Höhen, macht aber das durchschnittliche Bild ein klein wenig dunkler als nötig. Fotografiert man manuell, lässt sich das bei Bedarf kompensieren.
Die folgenden Bilder wurden im RAW-Format aufgenommen und in Capture One mit Auto-Adjust entwickelt.
Die Farben der G9 II leuchten ansprechend, aber realistisch
Quelle: Luca Diggelmann
Auch bei 10’000 ISO sind brauchbare Bilder machbar
Quelle: Luca Diggelmann
 
Mit Details lässt sich Panasonic nicht lumpen
Quelle: Luca Diggelmann
Video war eigentlich nie der Fokus der G9 II, die primär als Fotokamera gedacht war. Bei der G9 II könnte man schon fast das Gegenteil vermuten, so gut ist das Videoangebot. 5.8K-Aufnahmen mit 30 FPS (4:2:0, 200Mbps) sind das pièce de résistance der Kamera. Und darunter gibt es Cinema-4K mit satten 120 FPS (4:2:2, 10 Bit, 300Mbps, V-Log). Nimmt man per USB-C auf eine externe SSD auf, gibt es Apple ProRes 422 oder 422 HQ.

System und Fazit

System

Micro-Four-Thirds ist seit vielen Jahren auf dem Markt und bietet entsprechend eine enorme Objektiv- und Zubehör-Auswahl. Die eigenen Panasonic-Objektive lassen keine nennenswerten Lücken im System offen, und sonst gäbe es noch Olympus, Leica und diverse Dritthersteller wie Sigma, welche das MFT-System ausstatten. Dabei profitiert MFT derzeit vom Video-Trend wie kaum ein anderes System. Denn: Für Videoaufnahmen ist der kleinere Sensor oftmals ein Vorteil, da Tiefenschärfe für viele Aufnahmetypen wichtig ist. Kombiniert mit den kompakten Kameras und Objektiven ist MFT ein populäres System für Run-and-Gun-Filmer, die mit einfachen Mitteln unterwegs aufnehmen. MFT hat seine Schwächen und kann in Sachen roher Bildqualität nicht mit Vollformat mithalten. Das macht das System aber für viele Nutzer mit seinen Vorzügen wett.

Fazit

Die Panasonic Lumix G9 II ist eine ausgezeichnete Kamera. Sie bietet grundsolide Fotografie, mit erstaunlich viel Video, in einem erprobten Gehäuse mit exzellenter Bedienung. Allerdings lässt mich das Gefühl nicht ganz los, dass die G9 ein wenig vom Weg abgekommen ist. Die Fotokamera mit Video-Support ist, wie viele andere im DSLM-Markt, zu einer Hybridkamera mit Videofokus geworden. Das war aber eigentlich das Feld der GH-Serie. Zwar ist die GH6 der G9 II punkto Video noch immer überlegen, allerdings ist der Abstand klein geworden. Und dafür hat die G9 II einige Foto-Features aufgegeben und den Preis erhöht. Am Rating der Kamera selbst soll das aber nichts rütteln.

Testergebnis

Autofokus, Ergonomie, Ausstattung
Steuerkreuz, Marktposition

Details:  25.2 Mpx Sensor (Micro-Four-Thirds), IBIS, ISO 100-25'600 (nativ), 14 Bilder/s, 6K/30p (200Mbps), 4K/120p (300 Mbps), Touch-LCD, USB-C, HDMI, 2× 3,5 mm Audio (Mic + Kopfhörer), 2× SD, 658 g (mit Akku

Preis:  1847.- (Body only), 2047.- (Kit)

Infos: 


Das könnte Sie auch interessieren