Corona-Pandemie 27.04.2020, 14:33 Uhr

Günstiger Handy-Aufsatz erkennt schnell Viren

Ein Gerät, das auf Smartphones gesteckt wird, verspricht Coronavirus-Tests in nur 30 Minuten statt etlichen Tagen.
Erster Protoyp des Virentesters: unsexy, aber effektiv
(Quelle: Brian Cunningham/University of Illinois at Urbana-Champaign)
Ein Team um Forscher der University of Illinois at Urbana-Champaign hat einen neuen Smartphone-Aufsatz entwickelt, der in nur 30 Minuten Viren und Bakterien in einem Nasenabstrich nachweist. Der Prototyp ist zwar zum Nachweis von Atemwegserkrankungen bei Pferden gedacht, doch sollte der Ansatz auch bei menschlichen Krankheiten funktionieren. Das 50-Dollar-Gerät könnte bei Pandemien als schnelle Alternative zu Labortests zum Einsatz kommen. An einer Umsetzung für COVID-19 wird bereits gearbeitet.

Handy-Schnelltest

Klassische Labortests zum Nachweis von Krankheitserregern dauern oft tagelang, beispielsweise beim neuen Coronavirus. «Die Herausforderungen im Zusammenhang mit schnellen Erregertests tragen zu viel Unsicherheit darüber, wer in Quarantäne muss, bei», sagt Elektrotechnik- und Informatikprofessor Brian Cunningham.
Er leitet gemeinsam mit dem Biotechniker Rashid Bashir das Team, das den Smartphone-Aufsatz entwickelt hat. Dass die Forscher dabei zunächst mit Pferde-Krankheiten gearbeitet haben, liegt daran, dass die Erreger für Menschen ungefährlich sind - aber teils ähnlich fatale Atemwegserkrankungen auslösen wie der COVID-19-Erreger.

Funktionsweise und Weiterentwicklung

Der Aufsatz enthält eine Kartusche mit Substanzen, die die Hülle eines Erregers aufbrechen, um an dessen RNA zu kommen. Das genetische Material wird zunächst im Gerät vervielfacht. Dank eines fluoreszierenden Farbstoffs leuchtet es dann unter einem blauen LED-Licht grün, was die Snartphone-Kamera erkennt. «Dieser Test könnte schnell bei Passagieren vor einem Flug, Besuchern eines Vergnügungsparks oder vor Events wie Konferenzen oder Konzerten durchgeführt werden», meint Cunningham. Dank Cloud Computing wäre es leicht zu erfassen, wer negativ getestet wurde und daher bedenkenlos Bordkarte oder Ticket bekommen darf.
Schematische Darstellung des Virentests
Quelle: Brian Cunningham/University of Illinois at Urbana-Champaign
Beim Prototypen müssen noch einige vorbereitende Schritte ausserhalb des Geräts ausgeführt werden. Das Team arbeitet aber bereits an einer Kartusche, die alle nötigen Reagenzien für ein vollintegriertes System enthalten. Andere Forscher an der selben Universität befassen sich indes damit, anhand des Coronavirus-Genoms einen COVID-19-Test zu entwickeln. Ziel ist eine einfach zu fertigende Kartusche für den Smartphone-Aufsatz, die breit angelegte Tests wesentlich erleichtern würde.

Autor(in) Thomas Pichler, pte



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