6G – was kommt auf uns zu?
Neue Frequenzspektren für 5G und 6G
Für 5G wurden Frequenzen in den Bändern 700, 1400 und 2600 MHz sowie 3,5 GHz vergeben. Besonders das 700-MHz-Band weist sehr gute Übertragungseigenschaften auf, womit Wände auch ohne Signalverstärker oder Inhouse-Sender durchdrungen werden können. Entsprechend teuer sind solche Frequenzen in Auktionen. 5G könnte auch höhere Frequenzbereiche über 6 GHz bis zu 60 GHz nutzen, was in der Schweiz aber nicht der Fall ist. Für 6G sind Frequenzbereiche von 100–300 GHz bis zu 10 THz im Gespräch. Ab etwa 30 GHz wird von sogenannten Millimeter-Wellen (mmW) gesprochen, die eigene Charakteristika haben und Signale nur im Nahbereich übertragen können.
Derart kurze Wellen dringen nicht in Gebäude ein und haben eine extrem kleine Reichweite. Sie eignen sich fast nur für Nahfeld-Übertragungen und Inhouse-Anwendungen. Es wird heute davon ausgegangen, dass für 6G, ähnlich wie für WLANs, hausinterne Zugangspunkte die Versorgung innerhalb von Gebäuden oder an schwierig zugänglichen Punkten sicherstellen. 6G wird daher kein singuläres Radio Access Network (RAN) nutzen, sondern sich auf mehrere Netze abstützen. Dies werden neben lizenzfreien Netzen wie WLANs auch andere, teilweise noch nicht existente Netzzugänge sein. Dazu zählt die Signalübertragung über Visible Light Connections (VLCs), die sichtbares Licht zwischen 400 und 800 THz umfassen. Auch Satellitenverbindungen sind vorgesehen – eine Art «Multi-Connectivity» also.
Bisher verbrauchte jedes Endgerät, das auf mehreren Frequenzen gleichzeitig Signale empfang und sendete, viel Energie. Trotzdem soll der Energieverbrauch von 6G-Endgeräten im Vergleich zu 5G auf maximal ein Hundertstel sinken. Für IoT-Anwendungen über 6G sollen Batterielaufzeiten von mindestens zehn Jahren möglich sein, was etwa der Lebensdauer einer Batterie entspricht. Erforscht wird auch, wie sich Funkwellen aus der Umgebung zur Energiegewinnung im Endgerät nutzen lassen, um dessen Akkulaufzeit zu verlängern.
Widerstand gegen 6G kommt sicher
Bei 6G sollen die Daten extrem schnell übertragen werden. So sind Spitzendatenraten von bis zu einem 1 Terabit/Sekunde vorgesehen (1 Terabit = 1000 Gigabit = 1 000 000 000 000 Bit). Beim Benutzer sollen davon immer noch 8 Gigabit pro Sekunde ankommen, 8000-mal mehr als bei 5G. Trotzdem sollen die Daten nicht nur schnell übertragen werden, sondern auch schneller ankommen. Ein Mass dafür ist die Übertragungsverzögerung, die sogenannte Latenz, die bereits bei 5G nur rund 3 Millisekunden beträgt, bei 6G aber auf 100 Mikrosekunden sinken soll. Solche Eckdaten lassen sich nur mit aufwendigsten Netzarchitekturen und hochleistungsfähigen sowie hoch integrierten Chipsätzen erreichen. Die Wellenlängen werden so kurz sein, dass das Signal nicht in Gebäude oder entlegene Ecken gelangt. Somit müssten möglichst viele Sender mit hoher Leistung aufgestellt werden. Beides ergibt weder ökonomisch noch ökologisch Sinn und wird sich für Netzbetreiber kaum rechnen.
Seitens der Antennengegner ist mit verschärftem Widerstand zu rechnen. Denn die für 6G nötigen Millimeterwellen wurden bereits bei 5G als Hauptargument ins Feld geführt, obwohl 5G diese gar nicht einsetzt, sondern in tieferen Frequenzbereichen agiert (maximal 3,5 GHz). 6G hingegen soll dereinst auf Frequenzen mit bis zu 10 THz funken. Deren Unbedenklichkeit zu beweisen, ist eine wichtige Aufgabe der Forschung. Die Netzbetreiber sollten aus den Fehlern bei 5G lernen und sich nicht nur um eine gut funktionierende Netzarchitektur, sondern auch um mögliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper kümmern. Denn der Widerstand kommt sicher und dann zählen nur Fakten.