21.04.2010, 10:22 Uhr
HP jagt Cisco
Computer-Gigant Hewlett-Packard (HP) konkretisiert seine Netzstrategie und bläst damit zur Jagd auf Cisco.
Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Cisco seine Liebe zum Data Center entdeckt: Mit der Lancierung der Server-Plattform Unified Computing System (UCS) ist Cisco in das Stammgeschäft von Unternehmen wie HP vorgedrungen (siehe auch: «Cisco: \"Wir wollen das iPhone im Rechenzentrum sein\"»). Jetzt schlägt der Computerbauer zurück und greift Cisco auf voller Breite im Netzgeschäft an. Die HP-Networking-Division soll vom Edge-Router bis zum Core-Switch im Rechenzentrum das ganze Networking-Spektrum abdecken - egal, ob Glasfaser, Kupfer-Ethernet oder Wireless per Funk-WLAN. Damit will sich HP gegenüber den Anwendern als Cisco-Alternative positionieren.
Nicht ganz ohne Häme verkündete der Konzern bei der Vorstellung des neuen HP-Networking-Portfolios, dass es ihm gelungen sei, ein neues Rechenzentrum im texanischen Huston komplett ohne Cisco-Komponenten zu bauen. Innerhalb eines Jahres, so das strategische Ziel, sollen alle internen Rechenzentren zu Cisco-freien Umgebungen werden. «Damit gehen zwei Jahrzehnte komplexer, proprietärer Netztechnik zu Ende», so David Donatelli, Executive Vice President und General Manager Enterprise Servers, Storage und Networking.
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Unter Donatelli ist die Sparte HP Networking angesiedelt, deren Geschäfte Marius Haas, Senior Vice President und General Manager bei HP, leitet. Unter dem Dach HP Networking vereint der Konzern die eigene Netzmarke HP ProCurve sowie die durch die 3Com-Übernahme erworbenen Marken 3COM, H3C sowie TippingPoint. Eine Gefahr, dass es durch die Integration starke Produkt-Überschneidungen gibt, sieht Haas nicht: «Procurve war primär im Edge-Bereich tätig, während der Netzkern eine Domäne von 3COM und H3C war und TippingPoint das Thema Netzsicherheit adressierte.» In Bereichen mit Überschneidungen werde das Unternehmen die entsprechenden Produktlinien solange weiterproduzieren, wie diese von den Anwendern nachgefragt werden, verspricht der Manager.
HPs vier Networking-Familien
Das gewachsene Portfolio untergliedert HP in vier Produktfamilien: Mit der A-Reihe adressiert der Konzern primär grosse Enterprise-Kunden. Sieht man einmal von den ProCurve-Switches der Linien A6600 und A6120 sowie dem Data Center Connection Manager ab, besteht das Enterprise-Angebot aus H3C-Produkten. Für mittelgrosse Unternehmen ist die E Series konzipiert. Sie setzt sich aus einem Mix von 3COM- und ProCurve-Geräten zusammen sowie dem Voice-Portfolio von 3COM. Das klassische KMU-Segment spricht HP mit der V-Familie an. Hier sind die kleineren Switches und Router von ProCurve und 3COM angesiedelt. Abweichend von diesen Ordnungskriterien definiert sich die S-Series. Sie ist für Anwender gedacht, die besonders hohen Wert auf das Thema Sicherheit legen. Hier finden Nutzer die Security-Lösungen von TippingPoint, die leistungsmässig auf die Bedürfnisse der Enterprise- und mittelgrossen Kunden zugeschnitten sind.
Das gewachsene Portfolio untergliedert HP in vier Produktfamilien: Mit der A-Reihe adressiert der Konzern primär grosse Enterprise-Kunden. Sieht man einmal von den ProCurve-Switches der Linien A6600 und A6120 sowie dem Data Center Connection Manager ab, besteht das Enterprise-Angebot aus H3C-Produkten. Für mittelgrosse Unternehmen ist die E Series konzipiert. Sie setzt sich aus einem Mix von 3COM- und ProCurve-Geräten zusammen sowie dem Voice-Portfolio von 3COM. Das klassische KMU-Segment spricht HP mit der V-Familie an. Hier sind die kleineren Switches und Router von ProCurve und 3COM angesiedelt. Abweichend von diesen Ordnungskriterien definiert sich die S-Series. Sie ist für Anwender gedacht, die besonders hohen Wert auf das Thema Sicherheit legen. Hier finden Nutzer die Security-Lösungen von TippingPoint, die leistungsmässig auf die Bedürfnisse der Enterprise- und mittelgrossen Kunden zugeschnitten sind.
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Neben dieser vertikalen Unterteilung will HP mit seinem Portfolio auf horizontaler Ebene die Bereiche Data Center Networking, Enterprise Routing, End-to-End Security, LAN Switching, Branch Office, Mobility sowie Unified Communications adressieren. HP Networking Services soll dabei schlüsselfertige Lösungen liefern. Um Lücken im Portfolio zu schliessen, setzt der Konzern weiterhin auf seine klassischen Networking-Partner. Zu diesen zählen unter anderem Microsoft, Polycom, Avaya, Alcatel Lucent, Riverbed oder F5 Networks. Vice President Donatelli zufolge ist HP so in der Lage, ein One-Stop-Shopping zu offerieren, das auf offenen Standards basiere. «Bei uns besteht für den Anwender nicht wie bei der Konkurrenz die Gefahr eines Vendor Lock-in», verspricht Donatelli. Zudem sei ein Netz auf Basis des neuen HP-Portfolios bei doppelter Leistung im Betrieb, so verkündet die HP-Marketing-Maschinerie, 30 bis 65 Prozent günstiger als vergleichbare Konkurrenzlösungen. Und last but not least verbrauche die HP-Architektur rund 50 Prozent weniger Energie. Argumente, die nach Darstellung des Konzerns, bereits Grosskunden wie BMW, die französischen Eisenbahnen SNCF oder den weltgrössten Mobilfunkanbieter China Mobile überzeugt hätten.
Der strategische Ausbau des Produktportfolios ist aber nur ein Aspekt der 3COM-Übernahme. Mit der 3COM-Tochter H3C hat sich HP endgültig fest im chinesischen Markt etabliert, der zu einem der am schnellsten wachsenden Netzwerkmärkten zählt. Hier will der Konzern vorerst auch am Markennamen H3C festhalten. Zudem weist China noch eine Besonderheit auf, die sich HP in anderen Märkten noch erarbeiten muss. «Hier haben wir Cisco als Nummer Eins bereits überholt», umreisst Donatelli das langfristige Ziel der Networking-Division.