Apples «Personal Digital Assistant»
Handschrift statt Tasten
Auf den «unbekannten Gewässern» sollte Apple auch mit der Software schippern: Das eigens entwickelte «Newton OS» erlaubte dank präemptivem Multitasking den gleichzeitigen Betrieb verschiedener Anwendungen: Dazu gehörten Adress- und Pendenzenverwaltung, elektronische Post, Kalender sowie Notizblock. Alle Programme, auf dem Bildschirm (etwa 7,5 x 12,5 cm) als Symbole dargestellt, liefen auf einer «unstrukturierten Datensuppe». Jedes einzelne Datenstück wurde als Objekt behandelt und automatisch mit allen Programmen verbunden. Wenn dann der PDA-User beispielsweise einen Namen in der Agenda antippte, erschien auch gleich die entsprechende Eintragung aus dem Adressverzeichnis. In gleicher Weise liessen sich auch Informationen zu einem bestimmten Kunden oder einer spezifischen Woche einsehen, ohne zwischen Applikationen hin und her springen zu müssen.
Der damalige Computerworld-Chefredaktor Martin Meier testete 1992 den Prototyp des «Newton» persönlich
Quelle: CW
Die «Intelligenz» ging gemäss Apple über die Schrifterkennung hinaus. Der PDA zerlegte die handgeschriebenen Sätze und brachte die Einzelteile in den passenden Programmen unter. Beim Eintrag «Lunch mit Markus am Dienstag» sollte der «Newton» automatisch wissen, dass der Lunch normalerweise am Mittag stattfindet, Markus mit Markus Stadler im persönlichen Adressbuch identisch ist und Dienstag den kommenden Dienstag bedeutet. So wurde der Kalender automatisch am Dienstag geöffnet und die Zeit zwischen 12 und 2 Uhr für das Mittagessen mit Markus Stadler reserviert.
Lunch mit dem Chefredaktor
Ob der Lunchtermin des damaligen Chefredaktors von Computerworld Schweiz, Martin Meier, mit seinem Kollegen Stadler tatsächlich stattgefunden hat, ist nicht bekannt. Meier konnte aber 1992 zumindest einen Prototyp des «Newton» in den Händen halten. Sein «Testbericht» lässt jedoch keinen Schluss zu, ob das Computerchen tatsächlich funktioniert hat. Angesichts der später laut gewordenen Kritik, die Buchstabenerkennung sei in der ersten Version des «Newton OS» quasi unbrauchbar gewesen, legt die Vermutung nahe, dass Meier von der Qualität der Software nicht überzeugt war.
Mangelhafte Produktqualität kombiniert mit einem vergleichsweise hohen Verkaufspreis waren schlechte Voraussetzungen für den Erfolg des «Newton». Das sah Apple erst nach Investitionen von rund 100 Millionen US-Dollar und fünf Jahren Marktpräsenz ein. 1998 stampfte der soeben zurückgekehrte Steve Jobs den «Newton» ein. Im iPhone sollten 2007 zumindest das Bedienkonzept und die Technologie teilweise wiederbelebt werden.