SNF-Forschungsprojekt 18.05.2020, 07:16 Uhr

Gletscher erhalten «Glasfaseranschluss»

Mit Glasfaserkabeln sollen die Aktivitäten in Gletschern besser erforscht werden können. Dies erproben derzeit ETH-Froscher auf dem Rhonegletscher.
Der Rhonegletscher wird neu mit Glasfasertechnik erforscht
(Quelle: Pegasus2/Wikimedia)
Glasfaserkabel liefern Seismologen neue Möglichkeiten, um das Innere von Gletschern zu durchleuchten, wie der Schweizer Nationalfonds (SNF) mitteilt. Sogar Gletscherabbrüche lassen sich mit dieser Technik womöglich dereinst frühzeitig vorhersagen. 
Bisher existieren nur wenige Messnetze, die die Bewegungen von Gletschern im grossen Stil überwachen. Denn die Installation von Seismometern, die kleinste Bewegungen im Untergrund registrieren, ist gerade in abgelegenen Gebirgsregionen aufwendig und teuer.
ETH-Forscher nutzten auf dem Rhonegletscher nun ein neues Instrument, um in die Eismassen hineinzuhören: Es ist das Glasfaserkabel, wie der SNF am Freitag mitteilte. «Während für die Einrichtung einer seismischen Messstation, die nur einen winzigen Gletscherbereich abdeckt, oft mehrere Arbeitsstunden erforderlich sind, wird ein Glasfaserkabel mit Hunderten von Sensoren ganz einfach ausgerollt. So lassen sich theoretisch ganze Gletscher überwachen», liess sich der Seismologe Fabian Walter in der Mitteilung zitieren.

Kleinste Erschütterungen nachweisen

Wie gut die gläsernen Seismometer funktionieren, ergab eine Feldkampagne auf dem Rhonegletscher im März 2019. Das Forscherteam um die ETH-Professoren Fabian Walter und Andreas Fichtner vergrub die haarfeinen Kabel mit einer Gesamtlänge von einem Kilometer wenige Zentimeter tief in die Schneedecke des Gletschers.
Durch das Kabel schossen sie Laserimpulse. Diese Lichtsignale werden an natürlich vorkommenden Unreinheiten im Inneren des Glasfaserkabels zurückgestrahlt. Wenn nun kleinste Erschütterungen das Kabel dehnen oder stauchen, verändert sich der Weg, den das reflektierte Licht zurücklegen muss. Mithilfe dieser Zeitverschiebung erfassten die Forscher auch kleinste Bewegungen im Gletscher.



Das könnte Sie auch interessieren