Intent-based Networking (IBN) 04.07.2022, 12:32 Uhr

Die Komplexität in den Griff kriegen

Netzwerke sind längst unersetzlich für den Geschäftsbetrieb, werden aber immer komplexer. Techniken wie Intent-based Networking sollen diese Komplexität reduzieren.
Intent-Based-Networking (IBN) ist ein Modell dafür, was Netzwerke im Hinblick auf ein bestimmtes Ergebnis leisten sollen.
(Quelle: Shutterstock / whiteMocca)
Dass die Netzwerkinfrastruktur für das Business fast jedes Unternehmens unersetzlich ist, erschliesst sich spätestens nach einem Ausfall dieser Ressource allen Nutzern in der Firma. Auch die Geschäftsführung sollte erkannt haben, wie unverzichtbar ein stabiles, sicheres und vor allen Dingen gut funktionierendes Netzwerk ist. Trotzdem dürfte es von den IT-Verantwortlichen und Administratoren nach wie vor grosse Hartnäckigkeit erfordern, die Geschäftsleitung davon zu überzeugen, neue Technik für das Netzwerk anzuschaffen und einzusetzen.
Zu unauffällig ist die wichtige Rolle des Netzwerks im täglichen Betrieb, wenn es «einfach funktioniert». Erschwerend kommt hinzu, dass die Budgets für die IT-Infrastruktur in den meisten Unternehmen nach wie vor sehr begrenzt sind. So sind es dann auch nicht selten Kostenerwägungen, die Firmen und deren IT-Abteilungen dazu veranlassen, auch im Bereich der Netzwerke auf As-a-Service- oder Cloud-Angebote zu wechseln. Auswirkungen der viel beschworenen digitalen Transformation werden dabei auch vor denjenigen Unternehmen nicht haltmachen, die sich selbst wohl eher schon als «sehr digital» bezeichnen würden. So zeigen sich die meisten Analysten einig in der Einschätzung, dass ein grosser Teil der Unternehmen ihre Betriebspraktiken (Operational Practices) deutlich erweitern beziehungsweise verändern müssen, um den Geschäftsbetrieb auch in den kommenden Jahren weiter effizient digital zu betreiben.

Was ist IBN und wozu ist es gut?

Wer heute einen Blick auf die Unternehmensnetzwerke wirft, findet gerade bei den Firmen aus dem KMU-Umfeld nach wie vor eine Netzwerkverwaltung und -betreuung, wie sie schon seit Jahrzehnten im Einsatz ist: «Der Netzwerkadministrator kümmert sich um die blinkenden Router, Switches und Hubs im Rechenzentrum und kann Probleme häufig durch eine schnelle Neuverkabelung lösen.» Die Analysten von IDC haben in ihrer Studie «Network Transformation in Deutschland» versucht, sowohl die Ziele und Anforderungen als auch Technik zu benennen, die für die längst überfällige Modernisierung der Netzwerke in den Unternehmen nötig sind. Darin stellen auch sie zunächst einmal fest, dass die Netzwerke in vielen Unternehmen seit Jahren ein Schattendasein fristen im Vergleich zu weitaus prominenteren Infrastrukturlösungen wie Cloud-Computing oder dem Einsatz von neuen CPUs und GPUs. Die Analysten ziehen daraus den Schluss, dass vielen Unternehmen hierzulande ihre generelle Abhängigkeit von ihren Netzwerken jetzt und vor allem in Zukunft noch nicht bewusst genug ist.
Gleichzeitig konnten sie im Rahmen der Studie he­rausfinden, dass ein Grossteil (31 Prozent) der befragten Unternehmen die Sicherheit als den grössten Treiber für Netzwerktransformation und -modernisierung betrachtet, aber bereits 24 Prozent auf die Frage nach dem grössten Treiber das Netzwerkmanagement und 20 Prozent «Agilität & Flexibilität» als entscheidenden Faktor nennen.
Netzwerktransformation
Quelle: IDC
Gartners Analysten haben sich an eine Definition von Intent-based Networking gewagt und es als ein Modell dafür beschrieben, was Netzwerke im Hinblick auf die Ergebnisse leisten sollen. So steht der englische Begriff «Intent» ja unter anderem auch für «Ziel» oder «Vorgabe». IT-Administration und Geschäftsführung sollen vorgeben können, welche Geschäftsziele durch die Technik des Netzwerks unterstützt werden. Dabei haben die Gartner-Analysten vier Punkte formuliert, die nach ihrer Einschätzung den IBN-Ansatz prägen:
  • Prüfung der Gültigkeit (Validation) und Übersetzung/Übertragung (Translation): Eine Business-Richtlinie wird vom System übernommen und überprüft. Anschliessend wird sie in die entsprechende Netzwerkkonfiguration übersetzt.
  • Automatische Implementierung: Die notwendigen Konfigurationen und Änderungen an der vorhandenen Netzwerkinfrastruktur werden durch das IBN-System vorgenommen, das dabei Techniken wie Netzwerkautomatisierung und -orchestrierung einsetzt.
  • Wahrnehmung (Awareness): Eine IBN-Lösung muss das Netzwerk in Echtzeit überwachen. Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Platt­form­unabhängigkeit. Das betrifft nicht nur die Protokolle, sondern auch die (häufig heterogenen) Transportschichten, die im Netzwerk zum Einsatz kommen.
  • Absicherung und Optimierung: Natürlich muss ein derartiges System auch überprüfen, inwieweit das definierte Geschäftsziel dann auch umgesetzt und erreicht wird. Diese Überprüfung findet in Echtzeit statt. Wenn notwendig, wird das IBN-System Änderungen und Anpassungen den Vorgaben entsprechend durchführen.
Ein solches System stellt Dienste bereit, die von der obersten Ebene der Geschäftsprozesse bis hin zum «richtigen Netzwerk» – also der eigentlichen Infrastruktur – reichen. Die Mitarbeiter in den IT-Abteilungen sollen damit Werkzeuge an die Hand bekommen, mit denen sich die Anforderungen des Geschäftsbetriebs in die vorhandene Netzwerkinfrastruktur übersetzen lassen: Sie können also feststellen, ob sich das Unternehmensnetzwerk auch wirklich so verhält, wie es der «Business-Intent» verlangt. Es wird das verifiziert, was letztendlich erreicht werden soll. Auf diese Weise kann ein durch IBN gestütztes Netzwerk im Idealfall den kompletten Managementzyklus dieser wichtigen Infrastruktur abbilden.
“Intent-basierte Netzwerke verkürzen die Zeit bis zur Bereitstellung zuverlässiger Dienste von Tagen oder Wochen auf Minuten.„
Manfred Felsberg, EMEA Sales Director Apstra, Juniper Networks



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