«Cloud Performance Benchmark» von ThousandEyes
11.03.2020, 14:28 Uhr
Cloud ist nicht gleich Cloud
Der Netzwerkanalysespezialist ThousandEyes hat die Performance der grössten Cloud-Provider unter die Lupe genommen. Verglichen wurden Netzwerk- und Verbindungsleistung der Cloud-Angebote von Amazon, Google, Microsoft, Alibaba und IBM.
Bei der Wahl eines grossen Cloud-Providers spielen diverse Faktoren eine Rolle. Wichtig sind sicherlich Standort der Rechenzentren und Preis sowie die angebotenen Dienstleistungen.
Nach Meinung von ThousandEyes sollte daneben aber auch nicht die Performance ausser Acht gelassen werden. Und hier gibt die Netzwerkanalysefirma mit der «Cloud Performance Benchmark» IT-Verantwortlichen ein Entscheidungswerkzeug in die Hand.
Die Studie basiert auf der Analyse von über 320 Millionen Datenpunkten aus 98 zentralen städtischen Standorten weltweit und das über einen Zeitraum von 30 Tagen. Untersucht wurden die drei Hyperscaler Amazon Web Services (AWS), Google Cloud Platform (GCP) und Microsoft Azure sowie Alibaba Cloud und IBM Cloud.
Folgende Benchmark-Erkenntnisse sind dem Report von ThousandEyes zu den einzelnen Anbietern zu entnehmen:
- AWS weist generell kurze Latenzzeiten auf, die zudem im Vergleich zur letzten Untersuchung vom November 2018 verbessert wurden. Die Performance ist zudem konstanter als im Vorjahr, lässt sich also besser vorhersagen. Besonders in Asien konnte dieser Wert um 42 Prozent verbessert werden. Allerdings ist die Performance-Vorhersagbarkeit bei AWS etwas geringer als bei Azure und GCP. Der Grund liegt offenbar darin, dass AWS sich stark auf das Internet als Transportschiene verlässt und zu wenig auf ihr eigenes Backbone.
- Azure weist eine starke Netzwerkleistung auf, weil Microsoft hauptsächlich ein eigenes Backbonenetz verwendet, um den Datenverkehr der Nutzer zwischen den Regionen hin- und herzubugsieren. In vielen Regionen lässt sich auch bei Microsoft die Leistung am besten vorhersagen.
- Auch GCP verlässt sich hauptsächlich auf ein eigenes Backbone und weist daher in den meisten Regionen eine gute Performance auf. Es gibt aber gemäss ThousandEyes noch ein paar blinde Flecken. So scheint Indien noch nicht optimal angebunden zu sein. Datenverkehr von Europa oder Africa braucht gut dreimal so lange, um den Subkontinent zu erreichen, weil es keine direkte Route gibt. Zudem wird bemängelt, dass Google die Transparenz seiner Infrastruktur verringert habe. Anwender könnten nicht mehr so einfach die Netzwerkpfade und Performancewerte nachvollziehen wie noch vor einem Jahr.
- Alibaba schliesst laut ThousandEyes Performance-mässig zu den Hyperscalern auf. In Sachen Konnektivitätsmuster und Regionenstandorte lehnen sich die Chinesen an AWS an. Wie letztere verlässt sich Alibaba für einen Hauptteil des Datentransports der Anwender auf das Internet statt auf ein eigenes privates Netz. Schliesslich bleibt der Datenverkehr nicht in der Alibaba-Cloud, wenn er die Region wechselt. Stattdessen verlässt er die Rechen- und Datenwolke der Chinesen, durchquert das Internet und betritt in der Zielregion angelangt wieder die Alibaba-Cloud.
- Auch die Performance der IBM Cloud ist mit jener der Konkurrenz vergleichbar. Der Blaue Riese verfolgt demnach eine hybride Strategie, was die Verbindung zwischen den Regionen anbetrifft. So wird je nach Zugangsregion zwischen dem eigenen Backbone und dem öffentlichen Internet gewechselt.