12.07.2012, 04:00 Uhr
Microsoft schiesst gegen Apple und Google
Bei markigen Sprüchen steht Kevin Turner seinem Chef Steve Ballmer kaum etwas nach. Während Microsofts CEO eher stille Töne wählte, teilte der COO gegenüber der Konkurrenz aus.
Steve Ballmer schlug in seiner Eröffnungsrede an der Worldwide Partner Conference in Toronto am Montag eher ruhige Töne an. Seine Worte waren bedeutungsschwer, sprach er doch über eine neue Ära des Computing, die für Microsoft anbreche. Die nächsten zwölf Monate seien entscheidend für den grössten Software-Hersteller der Welt. Ein Grund: Das Unternehmen lanciert in diesem Zeitraum so viele Produkte wie noch nie. Wie viele Neuveröffentlichungen es sind, offenbarte Microsoft-COO Kevin Turner am Mittwochmorgen (Ortszeit) an der Worldwide Partner Conference. Von den 33 Produkten hob der Chief Operating Officer Windows 8, Surface, Windows Phone 8, Xbox 360, Windows Server 2012 und Office 15, SharePoint 15 sowie die Cloud-Lösung Office 365 hervor.
Windows versus Apple
Die erste Priorität hat für Microsoft das erfolgreiche Einführen von Windows 8 und das Etablieren des Apps-Liefermodells für Software. Dabei hat Turner natürlich auch den Wettbewerb im Blick: «Apple produziert nur sehr gute Hardware», lobt der COO. Allerdings könne der Hersteller auf der Software-Seite nicht die einheitliche Benutzeroberfläche bieten, die Microsoft mit Windows 8 und dem Metro-Design einführt. Das Mac OS und das iOS seien zum Beispiel zwei vollkommen getrennte Welten. Mit Windows werden die Anwender künftig auf dem Tablet, auf dem PC, auf dem Smartphone und auf dem Fernsehbildschirm ein und dasselbe Interface nutzen können. Daten liessen sich auf alle Plattformen übertragen und überall nutzen. Ausserdem seien Konsumenten frei, mit den Endgeräten auf die von ihnen gewünschte Art und Weise zu interagieren. Windows akzeptiert Eingaben via Tastatur und Maus, Stift oder mit den Fingern. Für Unternehmen entscheidend: Eine strikte Trennung zwischen der geschäftlichen Nutzung und dem privaten Gebrauch ist nicht notwendig. «Windows ist die Antwort auf die Consumerization der IT», meint Turner. Nächste Seite: «Google hat glücklicherweise selten Erfolg» Zweite Priorität hat für Microsoft der Weg in die Cloud: Das Online-Produktivitätstool Office 365 ist laut Turner ein Grosserfolg, den Microsoft noch ausbauen will. Allerdings schläft die Konkurrenz nicht. «Google buhlt um jeden Interessenten, glücklicherweise gewinnen sie nicht so viel», weiss der COO. Microsoft will durch kontinuierliche Updates die Attraktivität seines Cloud-Office steigern. Für die nächsten zwölf Monate ist aber auch bei Office 365 ein grosses Update geplant – parallel zum Release 15 von Microsoft Office.
«Ein Jahr grosser Spass»
Schon am Markt ist der Microsoft-Hypervisor Hyper-V. Mittlerweile ist die Technologie etabliert, wie Turner an der Worldwide Partner Conference betonte. «Hyper-V hat VMware erstmals Marktanteile abgenommen», wusste der COO zu berichten. Indes sind die Gewichte immer noch klar verteilt: Gemäss IDCs Worldwide Quarterly Server Virtualization Tracker besass VMwares ESX im ersten Quartal 2012 einen Marktanteil von 52,4 Prozent. Microsoft kommt auf die Hälfte (26,6 Prozent). Hyper-V ist eine vergleichsweise neue Technologie, Microsoft lancierte sie erst vor vier Jahren und verteilte den Hypervisor bislang gratis als Bestandteil von Windows Server. «Bei Virtualisierung waren wir spät dran, holen jetzt aber umso mehr auf», rief Turner den vielleicht 12'000 Zuhörern seiner Keynote zu. Die Partner spornte er an, alsbald ebenfalls auf Hyper-V setzen. Wie bei Virtualisierung, Cloud und dem Client agiert Microsoft nach den Worten seines COO auch zum Beispiel bei ERP und CRM in einem herausfordernden Umfeld. Mit dem rundum neuen Portfolio wolle sich der Konzern sich dem Wettbewerb aber stellen. «Die nächsten zwölf Monate werden ein grosser Spass», versprach Turner seinen Kollegen und Partnern.