Suse: Milliarden-Geschäft Open Source

Der grosse rote Konkurrent

Aber man darf sich durch solche Konkurrenz-Attacken nicht täuschen lassen. Zwischen Red Hat und Suse liegen Welten. So meldeten die Roten Hüte für das jüngste Geschäftsjahr einen Umsatz von 3,4 Milliarden US-Dollar, also das 8,5-fache von Suse. Den grössten Teil davon erzielte Red Hat mit 2,1 Milliarden im US-Markt – wo Suse bislang nur schwach vertreten ist. Aber das könnte sich ändern. Viele Suse-Manager bestätigten, dass sie bereits Anfragen von Red-Hat-Kunden haben, die ein Lock-in mit IBM befürchten.
Der Open-Source-Anbieter Suse lud an die «Susecon» in Nashville über 1000 Gäste ein
Quelle: Harald Weiss
Auch der Abstand nach unten ist bei Suse recht gross, denn es folgt als relevanter Open-Source-Anbieter nur noch Canonical, das im jüngsten Geschäftsjahr 260 Millionen US-Dollar erwirtschaftete. Und damit ist dann der Open-Source-Markt de facto erschöpft. Um es deutlicher zu sagen: Red Hats Marktanteil beträgt rund 84 Prozent, der von Suse 10 Prozent und der von Canonical etwa 6 Prozent. Und mit der Marketing-Power von IBM im Rücken dürfte die marktbeherrschende Stellung von Red Hat eher zu- als abnehmen.
Und dann gibt es noch ein besonders Problem von Suse mit IBM: Big Blue ist der wichtigste Suse-Partner, weil Suse Linux vor allem auf IBM-Mainframes zu finden ist. Auf diesen Umstand angesprochen, reagierte Brauckmann dann auch sehr vorsichtig. «Im Moment gibt es keinen Rückgang, doch was die Zukunft bringt, kann keiner voraussagen», war sein magerer Kommentar, um dann aber doch noch über die Zukunft zu reden – aber in einem anderen Zusammenhang.
«EQT will kräftig investieren; wir haben einen Fünfjahresplan, wonach wir unsere Produkte und Services kräftig ausweiten werden, und zwar sowohl mit Akquisitionen als auch organisch durch eine Erweiterung unserer F&E-Aktivitäten», schwärmte er über die Pläne der neuen Eigentümer. Analysten sehen den Wechsel bei Suses Eigentümer-Verhältnissen ähnlich positiv. «Die neue Unabhängigkeit und die neuen finanziellen Ressourcen erlaubt es Suse, ihre führende Position im Linux-Betriebssystem-Markt weiter auszubauen und gleichzeitig in neue dynamische Märkte wie Cloud-native DevOps zu investieren», sagte Jay Lyman, Principal Analyst bei der 451 Group.
Konkret plant Suse, sich als Allround-Partner für Software-definierte On-Premises-Infrastruktur und Multi-Cloud-Umgebungen zu positionieren. Das soll auch alle neuen Anwendungsbereiche, wie Edge Computing und IoT umfassen. Und das wäre in der Tat eine Art Quantensprung für Suse. Vom früheren Eigentümer gab es wenig finanzielle Unterstützung, folglich konnte man auch nur sehr behutsam reinvestieren. In den aktuellen Meldungen zur «Susecon» zeigte sich das dann auch: Hier ging es hauptsächlich um graduelle Verbesserungen an bestehenden Programmen und Services. Die grossen Neuerungen lassen auf sich warten – allerdings ist der «Independence Day» auch erst ein paar Wochen her.



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