Umstrittene Entscheidung 15.12.2017, 10:00 Uhr

US-Telekombehörde kippt die Netzneutralität

Was viele bereits befürchteten ist nun eingetreten: In den USA hat die Telekommunikations-Aufsicht FCC die strikten Regeln zur Gleichbehandlung von Daten im Internet abgeschafft.
In puncto Netzneutralität sieht es für die Amerikaner langsam düster aus
(Quelle: NASA)
Die amerikanische Telekommunikations-Aufsicht FCC hat die strikten Regeln zur Gleichbehandlung von Daten im Internet abgeschafft. Drei Mitglieder der fünfköpfigen Kommission stimmten am Donnerstag in Washington einem Vorschlag zu, der die Aufhebung der bisherigen konsequenten Umsetzung der sogenannten Netzneutralität vorsieht.
Die Entscheidung ist höchst umstritten. Der Grundsatz der Netzneutralität besagt, dass alle Daten gleich behandelt werden müssen. Bislang war es Netzbetreibern in den USA wie AT&T, Verizon oder Comcast untersagt, bestimmten Datenverkehr zu blockieren oder zu verlangsamen, um anderen Inhalten Vorrang im Netz zu geben. Die strikten Regeln waren von der Regierung unter Barack Obama eingeführt worden.
Nach dem neuen Prinzip können Webdienste nun für eine bevorzugte Behandlung bezahlen. Die Netzbetreiber müssen offenlegen, ob sie bestimmten Anbietern höhere Geschwindigkeiten einräumen.

Benachteiligung von Start-ups

Online-Dienste wie Google, Facebook, Amazon und Netflix fürchten, dass sie von den Betreibern nun stärker zur Kasse gebeten werden könnten. Kritiker warnen auch, dass es gerade für grosse Internet-Firmen leichter sein wird, sich eine Überholspur im Netz zu kaufen – während junge Start-ups dafür kein Geld haben und benachteiligt wären. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass grosse Netzbetreiber wie etwa Comcast auch selbst Inhalte-Anbieter sind und eigenen Diensten den Vorzug geben könnten. Ausserdem gibt es in vielen Regionen in den USA nur einen Breitband-Anbieter, so dass Verbraucher keine Alternative haben.
Der FCC-Vorsitzende Ajit Pai verspricht hingegen durch die Änderung höhere Investitionen in die Telekom-Infrastruktur. Er war von Präsident Donald Trump zum Chef des Gremiums berufen worden. Die Republikaner haben dort die Mehrheit. Die beiden demokratischen Mitglieder stimmten gegen den Vorschlag.

Klage angekündigt

Vor der Entscheidung hatte es auch Wirbel um Reaktionen aus der Bevölkerung in dem Verfahren gegeben. Bürger konnten sich mit Kommentaren einbringen und Gründe für oder gegen die Abschaffung der Regeln nennen. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman sagte, dass dieser Prozess durch Millionen gefälschter Kommentare manipuliert worden sei. Bei zwei Millionen dieser Kommentare seien gestohlene Identitäten benutzt worden. Schneiderman und mehrere andere Generalstaatsanwälte forderten deswegen, die Abstimmung zu verschieben. Am Donnerstag kündigte er eine Klage an.
Im Vorfeld kritisierten zahlreiche Personen das Vorhaben der FCC – darunter etwa Tim Berners-Lee oder Steve Wozniak. John Oliver, der Anchorman der US-Show «Last Week Tonight», zeigte in seiner Show die Konsequenzen auf, die eine Abschaffung der Netzneutralität in den USA  mit sich bringen würde. Damit sich Bürgerinnen und Bürger direkt an die Aufsichtsbehörde wenden können, richtete er gar die Website namens «gofccyourself.com» ein. Sie leitet automatisch auf eine Seite der FCC weiter, Kommentare zum Thema hinterlassen werden können.



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