Nerds führen besser

Vorsicht, Coffin Corner

Je höher die organisatorische IT-Maturität ist, die ein Unternehmen anstrebt, desto höher in der Hierarchie müssen die IT-Entscheidungen gefällt werden. Bei sehr hoher IT- Maturität müssen sogar externe Partner mit in die IT-Entscheidungen einbezogen werden. Entwickelt ein Unternehmen seine organisa­- to­rische IT-Maturität, so sollte es schrittweise vorgehen und beispielsweise vor dem Integrieren der Silos zuerst die Silos jeweils für sich op­timieren. Die Unternehmensverantwortlichen sollten sich dabei bewusst sein, dass sich mit jedem Entwicklungsschritt die prioritären Ziele ändern. Ebenso wandeln sich die kritischen Erfolgsfaktoren, die Aufgaben und die relevanten Messwerte. So führt etwa die Erhöhung der organisatorischen IT-Maturität zuerst zu Kostensenkungen in der Technik, weil grobe Missstände abgestellt und Standardtechnologien eingeführt werden. Für eine weitere Erhöhung der IT-Maturität muss aber die Software-Qualität gesteigert werden, was die IT-Kosten wieder steigen lässt, dafür aber auch die geschäftliche Agilität erhöht. Wer dagegen nur IT-Alignment praktiziert, sich also nur auf die alltägliche Abstimmung zwischen Fachabteilung und IT konzentriert, der führt das Verhältnis von organisatorischer IT-Maturität und Wert­generierung durch IT in den sogenannten «Coffin Corner». Solche Entscheider reduzieren die technische Agilität und schaffen dadurch grosse operative Risiken für das Unternehmen.
Die digitale Transformation der Wirtschaft hat die Vielfalt der IT-Bedürfnisse weiter erhöht. Viele Unternehmen müssen daher die organisatorische IT-Maturität er­höhen, um ihre geschäftliche Flexibilität zu steigern oder ein attraktiverer Arbeitgeber für kreative junge Mitarbeiter zu werden. In anderen Firmen muss die Geschäftsleitung kritische Designentscheidungen für die IT-Nutzung treffen, um extreme Betriebsmodelle praktizieren zu können oder um etwa künstliche Intelligenz erfolgreich einzusetzen. In wieder anderen Organisationen muss die Geschäftsleitung sogar Mathematikwissen besitzen, um die Datenbewirtschaftung zu organisieren und Big Data produktiv einzusetzen. Natürlich gibt es auch Unternehmen – sogar solche mit disruptiven Geschäftsmodellen –, in denen IT eine geringe Rolle spielt. Das kann sich aber innerhalb weniger Monate ändern, und dann blockieren fehlende IT-Kenntnisse an der Spitze den Wandel, ähnlich wie früher fehlende Englischkenntnisse des CEOs oft die Ursache dafür waren, dass Unternehmen sich nicht internationalisierten.
Definition
Organisatorische IT-Maturität
Die organisatorische IT-Maturität beschreibt den Reifegrad, den ein Unternehmen in Bezug auf die Nutzung der IT zur Wertgenerierung erreicht hat. Die höchste ­Stufe der organisatorischen IT-Maturität wird oft als «Dynamic Venturing» bezeichnet. Sie ist erreicht, wenn die IT die geschäftliche Agilität optimal unterstützt. Das verlangt, dass einfach konfigurierbare Plug&Play-Business-Module vorhanden sind und kurzfristig die eigene IT mit der IT von Partnerunternehmen so verknüpft werden kann, dass problemlos organisationsübergreifend Geschäftsprozesse ausgeführt werden können. Voraussetzung dafür ist, dass die Geschäftsleitung die technischen Entwicklungen antizipiert und Partner in strategische IT-Entscheide mit einbezieht.



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