Auf einen Kafi mit Martin Hager
22.11.2021, 08:04 Uhr
«Security lebt von Akzeptanz»
Martin Hager ist Gründer und Geschäftsführer von Retarus. Zum Kaffee spricht er über skurrile IT-Security-Erlebnisse, die Mühen mit der DSGVO und persönliche Vorlieben.
Computerworld: Ihr skurrilstes IT-Security-Erlebnis ...
Martin Hager: Ich bin immer wieder beeindruckt, was Hightech alles kann. Neulich haben ein paar Kollegen und ich gerätselt, warum eine Anwendung nicht auf den Server kam, obwohl wir vom gleichen Rechner aus über die Konsole zugreifen konnten. Wir haben alles Mögliche unternommen, um das Problem zu beheben, bis sich herausstellte: Unsere neue Intrusion Detection stufte den Traffic unserer eigenen Anwendung als potenziell gefährlich ein.
CW: Das aktuell grösste Problem der IT-Security ist ...
Hager: … die korrekte Umsetzung der DSGVO auf der einen sowie des US-Cloud-Acts auf der anderen Seite.
CW: Ihr Lösungsvorschlag lautet ...
Hager: … Probleme, wie zum Beispiel die Umsetzung der DSGVO in der Zusammenarbeit mit US-Dienstleistern, lassen sich etwa durch Retention Policies reduzieren.
CW: Ihre goldene Regel für IT-Security lautet ...
Hager: Security lebt von Akzeptanz. Entsprechend muss eine Lösung akzeptiert und transparent sein, andernfalls wird sie von den Anwendern umgangen. Unternehmen sollten daher unbedingt ihre Mitarbeiter bei der Umsetzung von Security-Massnahmen mit ins Boot holen.
CW: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Wann sind Sie das letzte Mal auf Malware hereingefallen? Oder wurde ein Passwort geknackt?
Hager: Ich persönlich bin noch auf keine Malware hereingefallen. Allerdings gehöre ich auch nicht zu denjenigen, die alles Mögliche herunterladen und dadurch besonders gefährdet sind. Aber ich bin erstaunt, wie gut einige Phishing-Attacken gemacht sind.
CW: Ihr Vorbild ist ...
Hager: Ehrlich gesagt habe ich kein Manager-Vorbild. Am meisten beeindrucken mich meine Mitarbeiter, die jeden Tag kreativ und zuverlässig einen guten Job machen.
Tugenden und Laster
CW: Ihre grösste Tugend ...
Hager: Wenn wir uns an den sieben himmlischen Tugenden orientieren, könnte ich ein paar aufzählen, die auf mich wahrscheinlich nicht zutreffen. Aber die meisten Menschen würden mir wohl die Humanitas nicht absprechen. Meine Mitarbeiter und Geschäftspartner schätzen meine offene und vielleicht auch eher unkonventionelle Art. Das prägt nicht zuletzt die Unternehmenskultur bei Retarus, die stark auf Vertrauen basiert.
CW: Ihr grösstes Laster ...
Hager: Ich lebe und reise gerne.
CW: In diesen Social Networks sind Sie unterwegs ...
Hager: Nur noch auf LinkedIn und Xing.
CW: Mit dieser berühmten Person würden Sie sich gerne einmal unterhalten ...
Hager: Mit dem Management-Vordenker Fredmund Malik.
CW: Zuletzt verblüfft hat Sie ...
Hager: … wie junge, gebildete Menschen auch in Zentraleuropa auf Fake News hereinfallen.
CW: Wenn Sie nicht bei Ihrer jetzigen Firma arbeiten würden, welchen Job hätten Sie ...
Hager: Ich stehe mit Leib und Seele hinter Retarus. Wenn ich Retarus nicht gegründet hätte, hätte ich eine andere Firma gegründet und wäre dort Geschäftsführer.
CW: Ihr Tipp für eine Auszeit ...
Hager: Ich bin kein Fan von kurzen Auszeiten, sondern bevorzuge Urlaub. Gerne drei Wochen und gerne in Norditalien. Jetzt, da unsere Kinder aus der Schule sind, pendeln meine Frau und ich oft von München nach Venedig.
CW: Die Top 3 Ihrer Bucket List ...
Hager: Länder bereisen, die ich bis jetzt noch nicht sehen konnte, zum Beispiel in Süd- und Lateinamerika. Ausserdem würde ich gerne einen Segelschein und einen Motorrad-Führerschein machen. Letzteres scheitert allerdings derzeit noch an familiärem Widerstand.
CW: Wenn Sie nicht arbeiten ...
Hager: … dann lege ich mein Smartphone ganz weit weg und lese ein Buch, und zwar eines, das ich lesen möchte, und nicht eines, das ich lesen muss.
CW: Ihr liebstes Gadget ...
Hager: … ist ein ultrakompaktes Netzteil von Anker, das mein Notebook und mehrere Devices gleichzeitig lädt. Ein echter Lebensretter.
Zur Person
Martin Hager
Martin Hager ist Gründer und Geschäftsführer von Retarus. Bereits als Schüler tüftelte er an elektronischen Schaltungen und nahm mehrfach an den Wettbewerben «Jugend forscht» und «Schüler experimentieren» teil. Ebenfalls bestritt Hager schon in jungen Jahren seinen Lebensunterhalt mit Auftragsprogrammierung. Bevor er 1992 Retarus gründete, war er für verschiedene IT-Unternehmen in Entwicklung, Support, Consulting und Vertrieb tätig. Hager ist verheiratet und hat vier Töchter. www.retarus.ch