Sicherheitsfunk neu via IP-Netz
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Holpriger Start
1) Den Willen zur Modernisierung von Polycom hatte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS schon 2015 bekundet. Das Supportende der alten Systeme war noch drei Jahre entfernt, der Siemens-Nachfolger Atos und der Technologielieferant Airbus standen in den Startlöchern für die Erneuerung. Das BABS beeilte sich mit einem freihändigen 325-Millionen-Zuschlag an die bisherigen Partner, da Lieferprobleme seitens Airbus drohten.
1) Holpriger Start
Quelle: Sina Guntern/KKE-Thurgau/Kanton Uri
Stotternde Umrüstung
2) Der Komponentenhersteller Airbus löste während der ersten Jahre zunächst die Funkgeräte ab. Die Geräte vom Typ TPH900 (Bild) erwiesen sich als mangelhaft, konstatierte 2019 unter anderem die Geschäftsprüfungskommission des Basler Parlaments: «Die neuen Handfunkgeräte TPH900 des Monopollieferanten weisen auch nach über zwei Jahren betrieblich relevante Mängel auf und können so nicht verwendet werden. Das ist ein schweizweites Problem. […] Hier hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) eine Lösung im Jahr 2020 in Aussicht gestellt.»
Seit Ende 2021 lief ein Pilot im Kanton Aargau, bei dem Softwareprobleme festgestellt wurden. Daraufhin beantragte Atos eine Verschiebung des Mass-Rollouts. Eine Taskforce von Bund, Atos und Komponentenhersteller Airbus, die gebildet wurde, um die aufgetretenen Probleme aus dem Pilotkanton zu bewältigen, wurde im März 2022 verstärkt. So konnten eine Vielzahl der Mägel behoben werden, sodass im Mai letzten Jahres im zweiten Pilotkanton Bern der Austausch der alten Systeme starten konnte.
Schweizweiter Rollout
3) Mitte Oktober 2022 gab das BABS schliesslich grünes Licht für die schweizweite Migration. Zuvor hatte die Lieferfirma Atos die wesentlichen noch verbleibenden Mängel und Pendenzen sukzessive abarbeiten und die bisher noch fehlenden Funktionalitäten ergänzen können. In einer Pilotphase waren unter anderem 90 Antennen in den Kantonen Aargau, Bern, Neuenburg, Solothurn, Tessin, Thurgau, Uri (Bild), Waadt umgerüstet worden. Nun sollen bis Ende 2024 die Antennenstandorte des Bundes und der übrigen Kantone modernisiert werden.