Sicherheitsvorfall 14.05.2021, 18:45 Uhr

Toshiba in Europa von Hackern angegriffen

Anfang Mai wurde der Tech-Konzern Toshiba in Europa von Hackern angegriffen. Hinter der Attacke steckt offenbar dieselbe Gruppe, die verdächtigt wird, den grössten US-Pipelinebetreiber Colonial Pipeline gehackt zu haben.
(Quelle: Wen Xiao / Unsplash)
Der japanische Technologiekonzern Toshiba ist in Europa Opfer eines erpresserischen Hackerangriffs geworden. Toshiba Tec, ein Hersteller von Zahlungssystemen, Bar-Code-Druckern und Kopierern, sei Anfang Mai von der Hackergruppe «DarkSide» gehackt worden, erklärte die Frankreich-Vertretung des Unternehmens am Freitag.
«DarkSide» steht auch im Verdacht, das Kontrollsystem des grössten US-Pipelinebetreibers Colonial Pipeline in den USA lahm gelegt zu haben. Die Toshiba-Vertretung in Frankreich erklärte, es sei nur eine minimale Menge an Arbeitsdaten verloren gegangen. Die Europa-Zentrale von Toshiba Tec im deutschen Neuss wollte sich dazu nicht äussern.
Die Zahl der Cyberattacken, bei denen Hacker Daten verschlüsseln und sie nur gegen Bezahlung wieder freigeben, ist gestiegen. Die Erpresser stehlen auch Daten und veröffentlichen sie oder drohen damit. Es gebe rund 30 Hacker-Gruppen bei «DarkSide», die ständig Unternehmen attackierten, erklärte Takashi Yoshikawa, IT-Sicherheitsexperte von Mitsui Bussan Secure Directions. Jetzt hätten sie bei Toshiba Erfolg gehabt.
Der Firma lag ein Screenshot vor, aus dem hervorging, dass «DarkSide» Zugang zu 740 Gigabyte an Daten hatte, darunter Passnummern und andere Personendaten. Die öffentlichen Internet-Seiten von DarkSide waren am Freitag nicht zugänglich, sie wurden Sicherheitsforschern zufolge gesperrt.

Toshiba von Käufern umkreist

Die Konzernzentrale in Japan kündigte unterdessen eine Strategieüberprüfung an mit dem Ziel, den Unternehmenswert zu steigern. Die UBS wurde als Finanzberater eingeschaltet. Bis Oktober soll eine neue Geschäftsstrategie erarbeitet werden. Der Schritt folgt auf ein Übernahmeangebot von CVC Capital im Wert von 20 Milliarden Dollar, das Toshiba als unzureichend zurückgewiesen hatte.
Insidern zufolge sollen auch die Finanzinvestoren KKR und Bain Capital interessiert sein. Grosse Aktionäre drängten das Unternehmen, Angebote zu einem Rückzug von der Börse nicht abzuwehren. Toshiba-Chef Satoshi Tsunakawa erklärte, das Unternehmen zögere nicht, verschiedene Vorschläge zur Steigerung seines Wertes – einschliesslich eines Delistings – in Betracht zu ziehen.
Nach Bilanzskandalen und hohen Abschreibungen auf das US-Nukleargeschäft ist Toshiba nur noch ein Schatten seiner selbst. Für das seit April laufende Geschäftsjahr stellte Toshiba am Freitag einen Gewinnsprung auf umgerechnet knapp 1,3 Milliarden Euro in Aussicht, nachdem das Betriebsergebnis im vergangenen Geschäftsjahr um 20 Prozent auf 780 Millionen Euro gesunken war.



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