F-Secure
26.04.2018, 14:42 Uhr
Hotelschlüssel werden zum digitalen Dietrich
Die Schlüsselkarten internationaler Hotels können gehackt werden. Forscher des finnischen Cyber-Security-Spezialisten F-Secure ist es gelungen, einen Hauptschlüssel zu generieren und damit jedes Zimmer im Gebäude zu öffnen.
Hotelschlüssel lassen sich hacken, haben finnische IT-Spezialisten bewiesen
(Quelle: MKFI / Wikimedia)
Forscher der finnischen Sicherheitsfirma F-Secure haben eine Lücke in den Zugangssystemen weltweit operierender Hotelketten entdeckt, das von Angreifern kompromittiert werden kann, um sich Zugang zu allen Räumen zu verschaffen. Die Schwachstelle wurde in der Software des Schliesssystems «Vision by VingCard» gefunden, eine Lösung, die weltweit Millionen Zimmern in hochrangigen Hotels sichert. Hersteller Assa Abloy hat inzwischen Software-Updates mit Sicherheits-Bugfixes veröffentlicht, um das Problem zu beheben.
Die Sicherheitsexperten nutzten bei ihrem Angriff gewöhnliche elektronische Schlüsselkarten des Hotels. Diese waren teilweise längst abgelaufen, ausgemustert oder dienten lediglich dem Zugang zu Garagen oder Abstellräumen. Anhand der Informationen auf dem Schlüssel konnten sie jedoch einen Hauptschlüssel mit Zugangsberechtigungen generieren, um so jeden Raum im Gebäude öffnen zu können. Der Angriff blieb völlig unbemerkt und lies auch keine Spuren zurück.
«Sie können sich sicherlich vorstellen, was eine Person mit bösartigen Absichten alles anstellen könnte, wenn er mit einem Generalschlüssel, der im Grunde kinderleicht generiert wurde, jedes Hotelzimmer betreten kann», sagt Tomi Tuominen, Practice Leader bei F-Secure Cyber Security Services.
Klau des eigenen Laptops aus einem Hotelzimmer als Antrieb
Das Interesse der F-Secure-Forscher am Hacking von Hotelschlössern wurde bereits vor etwa 15 Jahren geweckt, als der Laptop eines Kollegen während einer Sicherheitskonferenz in Berlin aus einem Hotelzimmer entwendet wurde. Als die Experten den Diebstahl meldeten, wies das Hotelpersonal die Beschwerde zurück, da es weder Zeichen eines gewaltsamen Eindringens noch Beweise für unbefugten Zugriff in den Zutrittsprotokollen gab.
Die Spezialisten beschlossen, dem Problem auf den Grund zu gehen und nahmen eine Hotellösung unter die Lupe, die für Qualität und hohe Sicherheitsstandards bekannt ist. Erst bei einer Untersuchung des gesamten Systemdesigns wurde deutlich: Werden mehrere kleinere Schwachstellen kombiniert, kann ein Angriff durchgeführt werden. Die Analyse dauerte mehrere tausend Stunden und einige Trial-and-Error-Versuche, um letztlich zum Erfolg zu führen.
«Wir wollten herausfinden, ob es möglich ist, das elektronische Schloss zu knacken, ohne Spuren zu hinterlassen», sagt Timo Hirvonen, Senior Security Consultant bei F-Secure. «Die Entwicklung eines wirklich sicheren Zutrittskontrollsystems ist sehr schwierig, weil es eine Vielzahl von Kleinigkeiten gibt, die zu beachten sind. Als wir verstanden hatten, wie das System konzipiert wurde, tauchten zunächst scheinbar harmlose Mängel auf. Wir haben diese dann kreativ kombiniert, um eine Methode zur Erstellung von Generalschlüsseln zu entwickeln.»
«Wir wollten herausfinden, ob es möglich ist, das elektronische Schloss zu knacken, ohne Spuren zu hinterlassen», sagt Timo Hirvonen, Senior Security Consultant bei F-Secure. «Die Entwicklung eines wirklich sicheren Zutrittskontrollsystems ist sehr schwierig, weil es eine Vielzahl von Kleinigkeiten gibt, die zu beachten sind. Als wir verstanden hatten, wie das System konzipiert wurde, tauchten zunächst scheinbar harmlose Mängel auf. Wir haben diese dann kreativ kombiniert, um eine Methode zur Erstellung von Generalschlüsseln zu entwickeln.»
F-Secure hat den Hersteller Assa Abloy über die Ergebnisse informiert und im vergangenen Jahr mit dem Schlosshersteller zusammengearbeitet, um entsprechende Bugfixes zu implementieren. Die Updates wurden dann an die Hotelbetreiber ausgeliefert, die von den Sicherheitslecks betroffene Systeme im Einsatz haben.