Schweizer Forscher kehrt internationaler Corona-App den Rücken
BAG-Delegierter zurückhaltend
Die Nutzung von Contact-Tracing-Apps soll in der Schweiz freiwillig sein. Nach Einschätzung von Egger wäre die Akzeptanz in der Schweizer Bevölkerung aber relativ gross: Er geht davon aus, dass rund 30 Prozent teilnehmen würden.
Im Gegensatz dazu steht das Contact Tracing durch die Behörden, wie es zu Beginn der Epidemie angewendet wurde. Dieses wird in der Schweiz von den kantonsärztlichen Diensten durchgeführt, wie Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit am Freitag erklärte. Dabei werden die Betroffenen per Verfügung in Quarantäne geschickt.
Die Kapazität dieser Massnahme ist aber stark beschränkt. Die Grenze liegt laut Koch bei rund 100 Fällen. Zur App-Entwicklung äusserte er sich nicht. Der Bund werde eine solche Anwendung prüfen, wenn sie vorliege, sagte er.
Internationales Projekt
PEPP-PT steht für Pan-European Privacy Preserving Proximity Tracing-Initiative. Deren App soll die auf Smartphones installierte Bluetooth-Datenübertragungstechnik nutzen, um festzustellen, welche anderen Handys sich über eine für eine Infektion relevante Zeit hinweg in entsprechender Nähe befanden.
Neben der ETH sind an der Entwicklung zahlreiche andere namhafte Forschungsanstalten beteiligt, darunter das Berliner Fraunhofer-Institut, die Technischen Universitäten Dresden und Berlin, das französische Institut national de recherche en informatique et en automatique sowie der Telekommunikationskonzern Vodafone beteiligt. Die deutsche Bundeswehr führte praktische Versuche mit der Plattform durch.
Schweizer Armee im Einsatz
Die Hintergründe über den Bruch zwischen den Forschungskollektiven sind unklar. Nach Angaben von Forschern hat PEPP-PT Informationen zu DP-3T von der Website entfernt, ohne sich dazu zu äussern.
Es gebe Gerüchte, dass PEPP-PT-Mitglieder für ein nicht-öffentliches Design lobbyierten schreibt ETH-Forscher Mathias Payer vom DP-3T-Kollektiv auf Twitter. Dafür sei deutlich mehr Vertrauen in die Regierung nötig. Payer hat am Freitag mit Angehörigen der Schweizer Armee Feldversuche mit DP-3T durchgeführt.