Das dünnste Notebook im Test 15.07.2016, 07:06 Uhr

HP Spectre 13

HP hat mit dem Spectre 13 einen hauchdünnen MacBook-Air-Rivalen auf den Markt gebracht. Es setzt ein paar bahnbrechende Akzente – mit ein paar Kompromissen.
Mit dem nur 10,4 Millimeter dünnen Spectre 13 hat HP erst kürzlich in den USA ein superflaches Notebook auf die Welt gebracht. Mit einem Gewicht von nur 1,1 kg ist es für ein 13-Zoll-Notebook auch unglaublich leicht. Man bekommt das speziell designte 13,3-Zoll-Full-HD-Notebook wahlweise mit einem Intel-Core-i5- oder einem Intel-Core-i7-Prozessor (mit 8 GB RAM) und einem PCI-Express-SSD-Speicher (256 GB oder 512 GB). Wir hatten zum Testen die i7-Version mit 512 GB SSD zur Verfügung.

Alu und Magnesium

Mit dem dunkelgrauen Aluminium-Magnesium-Gehäuse und kupferfarbenen Verschlusselementen markiert der PC-Hersteller dezente Premium-Aspekte, um eine neue Zielgruppe anzusprechen. Die hauchdünnen Bügel sind eine interessante Design-Idee, bei der spezielle Glaszylinder in der Bodenhaftung dem Druck für ein sanftes Öffnen entgegenhalten. Man benötigt jedoch beide Hände, um den Laptop zu öffnen. Der Aufklappwinkel beträgt bis zu 124 Grad. Was das Interieur anbelangt: Die hintergrundbeleuchteten Tasten geben nicht zu stark nach. Unterwegs konnte ich darauf fast perfekt arbeiten. Auch wenn das Tippen darauf komfortabel ist, hätte meiner Meinung nach den Tasten ein bisschen mehr «Bodenhaftung» nicht geschadet. Im Gegensatz zu einem MacBook Air wackeln diese leicht, sind aber ähnlich gut angeordnet und ausreichend dimensioniert.

Überempfindliches Touchpad

Überhaupt ist das Spectre 13 mit seiner widerstandsfähigen Magnesium-Wanne und seinem etwas fingerabdruckanfälligen Aluminiumdeckel insgesamt sehr robust verarbeitet. Die Kollisionsabfrage des Clickpads vermag trotz der angenehmen Position und Fläche nicht ganz zu überzeugen. Ob das daran liegt, dass es sich nicht um ein offiziell zertifiziertes Microsoft-Precision-Touchpad handelt, wagen wir zu bezweifeln. Es gibt Notebooks, die auch ohne den Microsoft-Stempel geschmeidiger auf Mausklicks reagieren. Während die grundlegende Steuerung trotz des geringen Hubs zwar gut von den Fingern geht, legt der Maus-Cursor zwischendurch ruckartige Sprünge hin, wenn man einmal zu schnell links oder rechts drückt. Hat man ein paar Anpassungen in den Hardware-Einstellungen probiert, mag man sich daran gewöhnen. Trotzdem: Auch wenn HP vielleicht noch mit Treiberoptimierungen ein wenig nachhilft, dürfte sowas bei einem neuen Windows-10-Notebook nicht sein. Nächste Seite: Peripherie, Bildschirm

Nur USB-C-Anschlüsse vorhanden

Bei den Schnittstellen hat HP faktisch alle dicken USB-(A)-Anschlüsse wegrationalisiert. Was es zugunsten des dünnen Schmuckstücks noch gibt, sind drei USB-Type-C-Anschlüsse. Die befinden sich alle auf der Rückseite. Einer fungiert als Ladeanschluss, kann aber ebenso für Datentransfers einbezogen werden. Die anderen zwei unterstützen sogar den schnellsten USB-C-Standard (Gen 2/USB 3.1) und Thunderbolt 3.0. Allerdings reicht die Leistung kaum, um über eine entsprechende Dockingstation gleich zwei externe 4K-Monitore anzuschliessen.
Will man etwa einen USB-Stick anschliessen, muss man das mitgelieferte Type-C-zu-A-Adapterkabel zu Hilfe nehmen. Wer mehr USB-Geräte gleichzeitig einspannen möchte, kann einen simplen USB-Hub über das Adapterkabel anhängen. Die kosten im Handel wenige Franken. Mittlerweile bekommt man schon USB-C-Sticks oder Sticks mit beiden Anschlüssen (Typ-C und -A). Einen SD-Kartenleser sucht man hier übrigens ebenfalls vergebens. Was den WLAN-Empfang anbelangt, ist beste WLAN-AC-Dual-Band-Verbindungsqualität garantiert. Nachteile im WLAN-Signal konnten wir jedenfalls keine feststellen.

Audio und Video

Das Full-HD-IPS-Display ist eher durchschnittlich ausgeleuchtet, die Helligkeit kann jedoch bei einer maximalen Leuchtstärke von über 300 Candela mehr als überzeugen. Helle Farben kommen allgemein ein wenig leuchtstärker als dunkle Farben zum Ausdruck. Echtes Schwarz ist bei durchschnittlicher Helligkeit nicht vorhanden. Dafür reicht die Hintergrundbeleuchtung nicht ganz aus. Dennoch ist das helle und kontraststarke Display sehr gelungen. Das Gorilla Glass des nicht touchfähigen Bildschirms reflektiert dafür leicht. Man wird tendenziell geneigt sein, Multimedia-Inhalte nicht draussen an der Sonne abzuspielen.
Hierbei fehlt es auch eingebauten Lautsprechern an Tiefgang. Für ein wenig Filmgenuss zwischendurch reicht es aber allemal. Ein 3,5-mm-Klinke-Anschluss für Kopfhörer- oder Lautsprecheranschluss wurde trotz der reichlichen USB-C-Ausstattung noch nicht wegrationalisiert. Denkbar ist, dass das irgendwann in Smartphones passieren könnte, weil das USB Implementers Forum für dünnere Handys mit mehr Akkulaufzeit lieber digitales Signal über USB durchschleusen würde, damit Hersteller etwa zugunsten der Akkulaufzeit nicht mehr analoge Chips einbauen müssen. Nächste Seite: Geräusch- und Wärmeentwicklung

Geräusch- und Wärmeentwicklung

Je nach Modell werkelt beim HP Spectre 13 im Innern ein Intel-Core-i5-6300U- oder ein Dual-Core-i7-6500U-Prozessor. Eine dedizierte Grafikeinheit wie in Microsofts Surface Book sucht man in beiden Modellen vergebens. Unser i7-Laptop bringt es mit 8 GB RAM auf bis zu 3,1 GHz im Turbo-Boost. Der U-Chip erzeugt zwar im Gegensatz zu den lüfterlosen Core-M- und Atom-Convertibles nach wie vor etwas Abwärme, aber man spürt sie weniger als bei den früheren Generationen. Im Alltag macht sie sich nur vorne und hinten ein wenig im oberen Bereich der Tastatur bemerkbar.

Flotter SSD-Speicher

Bei sehr einfachen Aufgaben wie der Textverarbeitung oder dem Schreiben von Mails können wir bestätigen, dass es sich um ein lautloses Gerät handelt. Nach einigen Minuten Surfen hört man die beiden Lüfter durchaus mit ca. 30 dB(A), was aber immer noch vertretbar ist. Bei der Videowiedergabe bleibt das Notebook ebenfalls in diesem Bereich. Die Leistung ist mehr als ausreichend für anspruchsvolles Multitasking. Beim schnellen Importieren grosser Datenmengen hilft ihm das schnelle PCI-Express-Laufwerk mit NVMe-Protokoll. Einen Windows-10-Neustart legt das kleine Gerät in weniger als 10 Sekunden hin. Allerdings ist das Kompakt-Ultrabook nicht für Extremsport wie Videobearbeitung ausgelegt. So zeigt sich denn auch in Leistungstests die Unterlegenheit gegenüber grösseren Durchschnitts-Multimedia-Laptops im 1000-Franken-Bereich.

Vergleich mit grösseren Ultrabooks

Im Grafik-Test 3DMark Cloud Gate legt das flache Notebook 4897 Punkte hin: etwas weniger als ein grosses Multimedia-Notebook wie das Asus K501UB-DM075T oder ein Gamer-Ultrabook wie das Acer Aspire S13 S5-371 (beide ca. 6000 Punkte). Im Skydiver-Test mit 2923 Punkten zeigt sich, dass das kleine Ultrabook auch schwächeren Gaming-Notebooks stark unterlegen ist, doch ist ein solcher Vergleich mit voluminöseren Laptops letztlich auch nicht ganz fair. Er soll aufzeigen, dass sich das Spectre 13 weder für Videobearbeitung noch für Gaming eignet, auch wenn beides noch teilweise möglich ist. Die Akkulaufzeit ist besseres Mittelmass: Im Office-Mix oder beim Surfen mit mittlerer Display-Helligkeit reicht der Vier-Zell-Akku, der in ca. zweieinhalb Stunden vollständig geladen ist, für sechs bis sieben Stunden. Im Powermark-Lauftest betrug die Akkulaufzeit dreieinhalb Stunden, wobei hier gleichzeitig ein Multimedia-Lauftest im Gange war.

Fazit

Das HP Spectre 13 ist ein wunderschön verarbeites Ultrabook mit einer fast perfekten Grundausstattung. Kompromisse hinnehmen muss man bei Schnittstellen und dem überempfindlichen Touchpad. Die Akkulaufzeit ist bei ähnlich teuren Konkurrenten wie dem Surface Book besser (zehn bis zwölf Stunden), das liegt aber beim Spectre 13 an der Dünne des Geräts und am kleinen Akku. Der Rechner ist hierzulande für einen Strassenpreis von 1790 Franken erhältlich