Smartphone-Nutzung
01.10.2020, 14:23 Uhr
Tatsächliche Aufmerksamkeit wird messbar
Handys sollen nicht mehr im falschen Moment stören. Dafür muss zuerst unsere Aufmerksamkeit während der Smartphone-Nutzung besser verstanden werden. Informatiker der ETH haben ein System entwickelt, das den Blickkontakt zum Bildschirm erstmals im Alltag erfasst.
Wie viele Male schalten Sie Ihr Smartphone am Tag ein? Wie lange ist der Bildschirm eingeschaltet und wieviel Zeit ist welche App in Betrieb? Diese Daten sammelt jedes moderne Smartphone automatisch und stellt sie dem Nutzer unter Bezeichnungen wie «Digitales Wohlbefinden» zur Verfügung. Aber Bildschirmzeit ist nicht gleich Bildschirmzeit und App-Nutzung ist nicht gleich App-Nutzung.
Manchmal sind wir über längere Zeit konzentriert bei der Sache, ein anderes Mal schauen wir nur flüchtig auf den Bildschirm oder werden mehrfach durch Ereignisse in der Umgebung abgelenkt. Und gelegentlich wandert unser Blick erst gar nicht zum Smartphone, weil wir es nur unbewusst aktiviert haben.
Verständnis der Anwenderaufmerksamkeit
«Die Aufmerksamkeit, die wir unserem Smartphone widmen, kann sehr unterschiedlich sein,» erklärt Mihai Bâce: «Sie wurde aber noch nie in echten Alltagssituationen untersucht.» Der Doktorand am Institut für intelligente interaktive Systeme der ETH Zürich hat jetzt zusammen mit einem Masterstudenten und einem Professor der Universität Stuttgart ein System entwickelt, mit dem sich die visuelle Aufmerksamkeit auf das Smartphone im ganz normalen Nutzer-Alltag und über Wochen messen lässt.
Es benötigt dafür nur die Frontkamera und Sensordaten des Telefons. Bisher waren umständliche Messapparaturen mit Eye-Trackern oder das Ausfüllen von Fragebögen notwendig, die das normale Leben höchstens annähernd erfassen konnten.
Dabei gehört das Verständnis der Anwenderaufmerksamkeit zu den wichtigsten Herausforderungen auf dem Weg zu zukünftigen mobilen Benutzerschnittstellen, wie Bâce betont. Diese sollen nämlich ihrerseits aufmerksam werden und automatisch auf unsere aktuellen Bedürfnisse sowie auf die Situation Rücksicht nehmen, in der wir uns gerade befinden.
Es wird dann beispielsweise keine manuelle Nicht-Stören-Einstellung mehr notwendig sein, um nicht durch eine unwichtige Meldung aus einer konzentrierten Beschäftigung herausgerissen zu werden.
Autor(in)
Daniel
Meierhans, ETH-News