Mobilfunk
13.08.2020, 05:49 Uhr
Neue Business-Chancen durch 5G
Nach langen Jahren der Vorbereitungen nimmt der neue Mobilfunkstandard allmählich Fahrt auf. Durch die hohe Geschwindigkeit von 5G ergeben sich völlig neue Business-Möglichkeiten.
5G ist nicht nur einfach eine weitere Mobilfunktechnik, sondern wird die Wirtschaft radikal beeinflussen. Bisher nicht gekannte Geschwindigkeiten und extrem kurze Latenzzeiten ermöglichen Anwendungen in Echtzeit auch über grosse Distanzen hinweg und in unterschiedlichsten Branchen. Die Basis dafür sind die intelligente Nutzung riesiger Informationsmengen, die Steuerung von Maschinen, aber auch Augmented und Virtual Reality.
Ausbau und Zeitplan
Die Frequenzen sind versteigert, aber das deutsche 5G-Netz steht noch ziemlich am Anfang eines langen Weges. Zwar können erste Nutzer die Technik bereits einsetzen, doch primär geht es noch darum, die nötigen Grundlagen für den künftigen Ausbau zu legen. Diese sind technischer, aber auch netzpolitischer Natur.
Sebastian Solbach, Head of Industry Telecommunication DACH beim IT-Dienstleister NTT DATA, meint dazu: «In Deutschland haben mittlerweile alle Betreiber die Planungsphase verlassen und arbeiten am sukzessiven Netzausbau. Erste Pilotprojekte und Zonen gibt es bereits, etwa in Berlin oder im Wolfsburger Bundesligastadion.» Einige Unternehmen sammelten auch schon Erfahrungen mit Campus-Netzen. Zuverlässige Zahlen zur momentanen Abdeckung gebe es zwar nicht, bis zur Flächendeckung sei es aber noch ein weiter Weg. «Aktuell wird das 5G-Netz auf das 4G-Core-Netz aufgebaut. Realistisch wird es ein Standalone-5G-Netz frühestens 2021 geben», resümiert Solbach.
Vodafone will bis 2021 20 Millionen Menschen in Deutschland Zugang zum 5G-Netz verschaffen. Und die Telekom hat vor, in den nächsten 18 Monaten die 20 grössten Städte Deutschlands an 5G anzubinden. Ambitionierte Ziele, die sich womöglich nicht erreichen lassen. «Bei NTT DATA haben wir uns das Ziel gesetzt, noch 2020 ein erstes 5G-Standalone-Campus-Netz aufzubauen», berichtet Solbach.
5G ist natürlich besonders im industriellen Umfeld von grossem Interesse. «Insgesamt sehen wir günstige industrielle Rahmenbedingungen für den Rollout von 5G», erklärt Lukas Baur, Vice President IoT bei Teamviewer. «Es gibt schon jetzt wachsende private Netze, die die Grundlage für einen Trend zur allgemeinen Verbreitung der Technologie darstellen. Die Verfügbarkeit auf öffentlicher Ebene erwarten wir für Ende 2023 bis Ende April 2025. Um 5G wirtschaftlich für eine breite Öffentlichkeit nutzbar zu machen, bedarf es erst einer kritischen Masse an Branchen, die die Technologie einsetzen.»
“Alle Unternehmen sollten bereits jetzt prüfen, welche Chancen ihnen die neue Kommunikationstechnologie bietet und welche Vorbereitungen sie treffen müssen.„
Jens Kühner, Senior Sales Manager Telco bei Red Hat
Für Dirk Wettig, Client Director Deutsche Telekom bei Cisco Deutschland, bewegt sich alles im grünen Bereich. «Aus unserer Warte läuft der Ausbau von 5G wie geplant. Wir sehen ein ungebremstes Interesse des Marktes, die Möglichkeiten von 5G umzusetzen.» Im Zuge der 5G-Vorbereitungen müssen Service-Provider ihre Netze so umgestalten, dass sie den erwarteten Traffic-Ansturm bewältigen. Laut dem «Cisco Annual Internet Report» soll es 2023 weltweit fast 30 Milliarden vernetzte Geräte geben, in Deutschland über 825 Millionen. Fast die Hälfte davon sind dann Mobilgeräte.
Jens Kühner, Senior Sales Manager Telco bei Red Hat, sieht 5G noch ganz am Anfang: «Nach wie vor geht es primär um die Evaluierung von Technologien und die Planung konkreter Aktivitäten. Einige Länder sind hier deutlich weiter. Die Netzabdeckung in Deutschland und die Anzahl der verfügbaren Endgeräte sind noch sehr limitiert.
Er fordert aber auch: «Alle Unternehmen sollten bereits jetzt prüfen, welche Chancen ihnen die neue Kommunikationstechnologie bietet und welche Vorbereitungen sie treffen müssen, wenn sie unmittelbar davon profitieren wollen. Aus meiner Sicht ist es essenziell, sich über die eigenen Potenziale und Anforderungen klar zu werden und diese mit den Netzanbietern abzustimmen.»
Autor(in)
Andreas
Dumont