01.07.2011, 09:14 Uhr
Apple, Google und Microsoft - wer hat das beste mobile OS?
Smartphones im Unternehmenseinsatz müssen etxrem hohe Anforderungen erfüllen. Drei Betriebssysteme und fünf Geräte standen auf dem Prüfstand. Wer gewinnt - Apple, Google oder Microsoft?
Smartphones im Unternehmenseinsatz stellen sehr hohe Anforderungen punkto Sicherheit, Policies, Administration und Software-Distribution, um nur einige der kritischen Herausforderungen beim Namen zu nennen. Und die Smartphone-Märkte (plus mobile OS) sind hoch volatil. Steve Jobs hat mit seinem Geniestreich iPhone die Herzen der Anwender im Sturm erobert, aber Android holt im Rekordtempo auf, und vielleicht hat Microsoft (und Nokia) mit seinem Windows Phone 7 ja den zukünftigen mobilen Blockbuster in der Hinterhand.
Welches der drei mobilen Betriebs- und Ökosystemes eignet sich für den professionellen Unternehmenseinsatz am Besten?Berlecon Research (PAC)und die Fraunhofer Einrichtung fr Systeme der Kommunikationstechnik (ESK) haben die Kombattanten auf den Prüfstand gestellt und geben Handlungsempfehlungen für IT-Entscheider in Unternehmen (vgl. Apple, Google oder Microsoft? Mobile Betriebssysteme im Vergleich). Im Labor und im Alltagseinsatz mussten sich bewähren:
1) iPhone 4 (iOS/4.3.3)
2) HTC HD 7 (Windows Phone 7/7.0.7392.0)
3) HTC Trophy (Windows Phone 7/7.0)
4) HTC Desire (Android 2.2)
5) Motorola Milestone 2 (Android 2.2)
Zunächst einmal gilt es festzuhalten: Die Betriebssysteme Android und Windows Phone 7 sind im Gegensatz zu Apples iOS nicht an eine bestimmte Hardware gebunden. IT-Entscheider können daher unter den Endgeräten verschiedener Hersteller (HTC, Samsung, LG u.a.) wählen. Für den professionellen Einsatz in Unternehmen ist es jedoch sinnvoll, nur eine mobile Plattform zu unterstützen und die erlaubten Endgerätevarianten sinnvoll einzugrenzen.
Ein weiterer Unterschied: Android (Linux Kernel 2.6), iOS (Mac OS X) und Windows Phone 7 (WindowsMobile/CE) wurden zwar auf Basis bereits existierender Betriebssysteme entwickeln, unterscheiden sich aber fundamental in ihrer Offenheit. iOS und Windows Phone 7 sind geschlossene Systeme, die nur von den Herstellern Apple und Microsoft weiterentwickelt werden. Apple und Microsaoft bieten Endgeräteherstellern also keine Möglichkeit, etwa die Bedienoberfläche zu verändern oder Systemanpassungen vorzunehmen. Für Geschäftskunden ist damit der Vorteil einer höheren Standardisierung verbunden. Sie müssen aber auch praktisch essen, was auf den Tisch kommt.
Das offene Android erlaubt dagegen unternehmensspezifische Modifikationen. Viele Gerätehersteller nutzen das aus und statten ihre Android-Devices mit eigenen Bedienoberflächen und Funktionen aus. Aber es gibt auch eine unerfreuliche Kehrseite der grossen Freiheit: Die Systemadministratoren in den Unternehmen müssen eine Vielzahl unterschiedlicher Geräteversionen im Auge behalten, was die Administration erschwert.
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Zu den administrativen Aufgaben zählen zum Beispiel die drahtlose Konfiguration der Endgeräte, die Software-Verteilung, Remote-Wipe-Sicherheitsfunktionen und Betriebssystem-Upgrades. Eine Möglichkeit, Sicherheitsrichtlinien wie Gerätepasswörter und Passwortlängen/-komplexitäten durchzusetzen, ist die Anbindung an einen Microsoft Exchange Server. Alle drei Betriebssysteme setzen diese Option zuverlässig um (Android erst ab Version 2.2). Für die drahtlose Konfiguration von Android- und iPhone-Devices empfehlen die Tester zusätzliche "Mobile Device Management"-Lösungen von Drittanbietern, insbesondere für die drahtlose Übertragung von VPN-Konfigurationen und für das Monitoring der Sicherheitsrichtlinien.
Kritikpunkte: Updates und Remote Wipes
Kritisch sehen die Tester das Thema Betriebssystem-Update: Es muss von den Mitarbeitern selbst an einem zentralen Update-Terminal oder am Arbeitsplatzrechner durchgeführt werden. Die drahtlosen Updates von Android müssen die Mitarbeiter selbst anstossen. Auch beim Thema Remote Wipe - drahtloses Löschen aller Unternehmensdaten bei Diebstahl - sehen die Tester Nachholbedarf. Alle getesteten Geräte und Betriebssysteme führen zwar einen Remote Wipe über eine Active-Sync-Verbindung zuverlässig durch.
Bei Android-Geräten wird jedoch die SD-Speicherkarte nicht gelöscht, sodass möglicherweise sensible Firmendaten in fremde Hände gelangen können. iOS- und Windows-Phone-7-Devices dagegen kämpfen mit einem anderen Problem. Sie können nicht mit zusätzlichen Speicherkarten ausgerüstet werden, und bei einem Remote Wipe verschwindet der gesamte interne Speicherinhalt im Daten-Nirwana. Das iPhone ist das einzige Gerät, das eine Verschlüsselung des gesamten Speicherbereiches, ein starkes Sicherheits-Feature, auf dem Gerät selbst vornimmt.
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Testkriterium: E-Mail-Synchronisation
Der Abruf von E-Mails, Kalender- und Kontaktinformationen ist neben der Telefonie die wichtigste Funktion für den geschäftlichen Einsatz. Positiv fällt auf: iOS, Android und Windows Phone 7 unterstützen durch native Mail-Applikationen die Synchronisation über die Standardprotokolle POP3, IMAP und ActiveSync. So weit, so gut, im Detail aber gibt es Unterschiede: Mit dem iPhone lassen sich nur Text-Mails schreiben und keine Dateien oder Objekte an die E-Mail anhängen. Dateien müssen getrennt verschickt werden.
Bei Android kritisieren die Tester den hohen Administrationsaufwand. Die Heterogenität der Benutzeroberflächen lasse eine schnelle Konfiguration der Geräte oft nicht zu. Empfehlenswert sei daher, zunächst eine geeignete E-Mail-Anwendung für alle eingesetzten Android-Devices zu evaluieren und zu installieren.
Entwicklung von Business-Apps
Punkto Entwicklung unternehmensspezifischer Anwendungen gehen die Möglichkeiten der drei Betriebssysteme weit auseinander. Apple offeriert ein Entwicklerprogramm für Unternehmen, mit dem Applikationen selbst programmiert und intern - ausserhalb des App Stores - ausgetauscht werden können. Das Programm ist für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern gedacht und kostet 299 US-Dollar pro Jahr.
Android hat mit Java die komfortabelste, am weitesten verbreitete Programmiersprache auf seiner Seite und verzichtet auf ein spezielles Entwicklerprogramm für unternehmensinterne Apps. Die Verteilung der Business-Apps ist nicht an den Android Market gebunden. Anders bei Microsoft: Windows Phone 7 bietet keinerlei Möglichkeit, eine Applikation ausserhalb des Marktplatzes auszutauschen, was die Entwicklung unternehmensinterner Apps, so urteilen die Tester, sehr schwierig mache. Allerdings diskutiert man bei Microsoft für die Zukunft einen "Deep Link", mit dem auch über den Marktplatz eine unternehmensinterne Distribution möglich wäre.
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Tipps für Entscheider
Berlecon Research (PAC) und die Fraunhofer ESK empfehlen Windows Phone 7 Unternehmen, die weitgehend auf eine Anwendungslandschaft aus dem Hause Microsoft setzen und für die die Sicherheitseinstellungen über Microsoft Exchange ausreichen, auch wenn das aktuelle Angebot an zusätzlichen Apps noch nicht sonderlich umfangreich ausfällt und eine VPN-Unterstützung fehlt.
Firmen, die hohe Anforderungen an eine individuelle Anpassung der Endgeräte stellen, fahren gut mit Android. Applikationen lassen sich leicht entwickeln und installieren. Durch die Heterogenität der Android-Endgeräte sei jedoch mit einem höheren Support-Aufwand zu rechnen. Kleine Unternehmen dagegen, die schnell und einfach Devices ausrollen wollen, sollten zum iPhone greifen. Die Geräte sind sehr intuitiv, Konfigurationen und Sicherheitsvorgaben lassen sich schnell realisieren. Um Updates müssen sich die Mitarbeiter jedoch in Eigenverantwortung selbst kümmern.
(Quelle: PAC/Berlecon Report, in Kooperation mit Fraunhofer ESK: Apple, Google oder Microsoft? Mobile Betriebssysteme im Vergleich)