18.10.2006, 08:42 Uhr
Die Übernahme birgt Risiken
Internetblase oder gerechtfertigter Hype? Pros und Kontras zur Akquisition von Youtube durch Google.
Die Gründer von Youtube, Chad Hurley (links) und Steven Chen, freuen sich diebisch über die 1,65 Milliarden Dollar, die Google für ihr Start-up hinblättert.
Übernahmen von Videoportalen sind derzeit hip. Gerade hat Sony den Youtube-Konkurrenten Grouper für 65 Millionen Dollar eingekauft. Nun akquiriert Google den grossen Bruder Youtube. Dass die 100-Millionen-Dollar-Grenze für Einkäufe kleiner Start-ups gesprengt wird, ist allerdings neu: 1,65 Milliarden Dollar lässt sich Google den Deal kosten ? die mit Abstand teuerste Akquisition in der achtjährigen Firmengeschichte.^
Weshalb greift Google derart tief in die Tasche? Einer der Gründe dürfte in den Anwendungen und interaktiven Möglichkeiten des viel beschworenen Web 2.0 liegen. Das Steckenpferd Youtube steht dabei als Inbegriff eines neuen Netzverständnisses. Eric Schmidt, CEO von Google, preist zudem «das hohe Synergiepotenzial» und verweist auf die Wachstumskurve von Youtube. Verzeichnete das Unternehmen im Januar 2006 monatlich 4,8 Millionen Nutzer hat es sich im -August mit gut 35 Millionen -Anwendern an die Spitze der Video-Broadcast-Liga katapultiert. Googles eigener Videodienst zum Beispiel liegt derzeit bei unter 15 Millionen Usern.
Auch wenn Schmidt bislang ein glückliches Händchen hatte und er auch zu Recht die Ähnlichkeiten der Firmenentwicklung beider Unternehmen ins Feld führt ? beide sind ohne Werbung, lediglich durch das Interesse einer weltweiten Internetgemeinde gross geworden ? werden Erinnerungen an die Dotcom-Blase von 2000 wach.
«Der Preis ist sehr hoch», geben auch Analysten wie Aram Sinnreich von Radar Research zu Bedenken. «Vielleicht zahlt der Deal sich aus», formuliert Sinnreich vorsichtig. Ein weiterer Knackpunkt betrifft mögliche Gerichtsverfahren wegen Verletzung des Copyrights diverser Videofilme, die auf Youtube veröffentlicht werden. Selbst Youtube-CEO Mark Cuban bezeichnete noch vor wenigen Wochen jeden, «der Youtube kauft, als Deppen, da Kläger bereits in den Startlöchern sitzen und auf solvente Käufer warten.»
Desiree Sterchi